Für Prestigeobjekt darf kein Ackerland verblasen werden

Nein zur LandesgartenschauBretten. „Wir bangen um unsere Existenz“, bringt Friedrich Holstein, Sprecher des Bau-ernverbands, auf den Punkt, was ihn und seine Kollegen dazu veranlasst hat, die Brettener Bewerbung um die Ausrichtung einer Landesgartenschau strikt abzulehnen. Ein klares „Nein“ in leuchtend roter Schrift prangt seit gestern auf einem knallgelben Schild, das die Landwirte im Gewann „An der Eng“ aufgestellt haben, um ihren Protest gegen die städtischen Pläne deutlich zu machen. „Es kann nicht angehen, dass für ein reines Prestigeobjekt der Stadt unnötig Ackerland Verblasen wird“, erklären die Vertreter des 60 Mitglieder zählenden Brettener Ortsverbands unisono.

Und sie verweisen auf Zahlen: Allein in den vergangenen zehn Jahren habe der Flächenverbrauch der großen Kreisstadt Bretten 169,5 Hektar betragen. Das sind jährlich „rund 17 Hektar. Sollte nun das Landwirtschafts- ministerium Bretten bei der Bewerbung um die Teilnahme an der Landesgartenschau im Jahr 2010 oder 2012 berücksichtigen, würde das weitere 35 Hektar im Gewann „In der Eng“ verschlingen. „35 Hektar bester Ackerboden, die für immer der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden sollen“, argumentieren die Landwirte. Den Verbrauch von Flächen generell lehnen die Bauern keineswegs ab. „Die Umgehung in Gölshausen war sinnvoll, auch die Flächenausweisung für Wohngebiete bei Bedarf.“ Doch würden ohnehin weitere Flächen für Industrie, Umgehungsstraßen und Wohnbebauung benötigt, Ausgleichsfläche für die Abholzung von 40 Hektar Wald sei ebenfalls in Planung. Und bei all dem noch eine Gartenschau? „Die hat dort ihre Berechtigung, wo ehemalige Industriefläche renaturiert wird, wo Problemgebiete saniert werden, oder bereits eine Gartenschau stattgefunden hat“, erklärt Holstein. Die vielerorts als Ausgleichsfläche angelegten Streuobstwiesen seien nur bei entsprechender Pflege sinnvoll. Dies sei oft nicht der Fall, klagt Wolfgang Rück. „Zunächst sollte man die bestehenden Flächen auf Vordermann bringen.“
„Wenn das so weitergeht, ist in 50 Jahren alles verbaut“, fürchtet Hermann Fink, Landwirt im Vollerwerb. Für die Bauern wäre das das Aus. Das Ende auch der hiesigen Kulturlandschaft aus Streuobstwiesen, blühenden Raps-, Mais- und Getreidefeldern. Um diese Entwicklung aufzuhalten, sehen die Landwirte nur einen Ausweg: „Wir fordern eine Zurücknahme der Bewerbung.“
Am Montag wird eine Kommission des Landwirtschaftsministeriums die diskutierte Fläche erkunden und zu gegebener Zeit darüber entscheiden, ob Bretten den Zuschlag für die Schau bekommt.
Claudia Kraus

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Flächenverbrauch, Natur / Umwelt, Verkehr, Wohngebiete abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert