Quelle: Freie Kommunalpolitik Nr. 159
Durch eine landesweite Kraftanstrengung soll das weitere Ladensterben in kleinen Gemeinden und Stadtteilen im Südwesten verhindert werden. Dies teilte Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) nach einem Spitzengespräch mit Vertretern von Kommunen, Einzelhandel und der Verbraucherzentrale in Stuttgart mit. Bis April 2003 solle ein Leitfaden mit Tipps zur Planung und Führung wettbewerbsfähiger Geschäfte veröffentlicht werden.
,, Das Thema drängt — die Dramatik nimmt von Tag zu Tag zu“, sagte Döring. Die Hälfte der 1111 Gemeinden im Südwesten sei in Gefahr, von der so genannten Nahversorgung abgeschnitten zu werden.
Eine Gemeinde müsse etwa 4000 Einwohner haben, damit der Inhaber eines Lebensmittelladens diesen wirtschaftlich betreiben könne. Verschwänden die Geschäfte aus einer Gemeinde oder einem Stadtteil, so gingen auch Dienstleister wie Arzte, Apotheker oder Postfilialen ,,Eine Verarmung der Kommunen droht“, sagte Döring. Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Baden-Württemberg, Ernst Jäckle, sagte, die Kommunen müssten die notwendigen Verkaufsflächen schaffen, Baugenehmigungen schnell erteilen und für eine gute Erreichbarkeit und ausreichend Parkplätze sorgen. Nur so würden die Kunden nicht in die großen Supermärkte auf der grünen Wiese ausweichen.
Neuesten Konzepten zufolge sollen künftig auch kleinere Läden mit eventuell verringerten Geschäftszeiten als Nebenerwerb betrieben werden, sagte Dietmar Ruf vom Gemeindetag Baden-Württemberg. ,, In den Gemeinden muss flexibler gehandelt werden.“ Ziel sei es, Marktkonzepte zu entwickeln.
Dabei werde zunächst der eigene Bedarf festgestellt und dieser anschließend mit den Ansprüchen von Nachbargemeinden verglichen. Auch die Verbraucher hätten einen Einfluss darauf, ob sie künftig noch wohnungsnah Brot und Fleisch kaufen könnten, sagte die Vorstands- vorsitzende der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Bärbl Maushart ,,Wer seine Einkaufsstätte in erster Linie nach niedrigen Preisen aussucht, darf die Fahrtkosten und den notwendigen Zeitbedarf bei seinen Uberlegungen nicht unberücksichtigt lassen.“ Die Teilnehmer der Gesprächsrunde waren sich einig: Einzelhandelsbetriebe auf der grünen Wiese hätten zu der aktuellen Entwicklung geführt.
Der Konkurrenzdruck auf den innerstädtischen und innerörtlichen Handel und auf das Ladenhandwerk habe sich dadurch in den letzten Jahren ständig erhöht. Döring: “Von den Nahversorgungsproblemen sind vor allem Menschen betroffen, die nicht bzw. nicht ständig über ein eigenes Fahrzeug verfügen, insbesondere Ältere, Behinderte, Arbeitslose und kinderreiche Familien mit geringem Einkommen. Zudem führt jede Schließung eines Ladens auch dazu, dass das Orts- oder Stadtzentrum an Attraktivität verliert und ein wertvolles Stück Lebensqualität verloren geht.
Die Sicherung einer möglichst wohnungsnahen Versorgung muss deshalb für alle Beteiligten eine zentrale Aufgabe bleiben.“Eine aktuelle, im Auftrag des Verbandes Region Stuttgart erstellte empirische Studie zur wohnungsnahen Versorgung, die von dem Sozialministerium Baden-Württemberg und von dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg gefördert worden sei, belege, dass tragfähige, an den örtlichen Bedingungen und Möglichkeiten ausgerichtete Handlungsstrategien nur vor Ort und von allen Beteiligten gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden könnten.
Von wesentlicher Bedeutung sei auch die unternehmerische Initiative und die Kreativität des Handels und des Handwerks. Aber auch die Verbraucher entschieden durch ihr Einkaufsverhalten letztlich mit darüber, ob sich ein Nahversorgungsgeschäft im harten Wettbewerb erfolgreich behaupten könne. Es gelte bei den mobilen Einwohnern das Bewusstsein dafür zu stärken, was es für die nicht mobilen Menschen bedeute, nicht mehr am Ort oder im Orts- oder Stadtteil einkaufen zu können.
Quelle: Freie Kommunalpolitik Nr. 159 3/2002
Informationen des Bildungswerkes für Kommunalpolitik Baden-Württemberg e.V.
„Eine Gemeinde müsse etwa 4000 Einwohner haben, damit der Inhaber eines Lebensmittelladens diesen wirtschaftlich betreiben könne.“
Die KERNSTADT Bretten hat ca. 14.000 Einwohner.
Passt zum Sporgassenausbau 🙁 , dem Kraichgaucenter, der Weststadt und der Diedelsheimer Höhe
Aber die rund 28.000 Einwohner Brettens werden das schon richten…
Siehe dazu das Brettener „Kraichgaucenter“ ! So macht man Innenstädte nachhaltig kaputt ! Gratulation an die Herren Planer und Räte.