In der letzten Ausgabe der „Brettener Woche“ vom 14. Februar wurde auf der Titelseite ein Artikel veröffentlicht, der die schlechte Situation des Einzelhandels beklagt. In meinen Augen ist das Zynismus pur! Ich habe schon 1996 in einem hier veröffentlichten Leserbrief die wahnwitzige Ansiedlung von Supermärkten angesprochen. Inzwischen kam ein „Lidl“-Super-markt mit riesigem Parkplatz dazu, und jetzt der „Marktkauf“. Die ganze Diedelsheimer Höhe ist ein riesiges Einkaufsparadies, keine Spur mehr von Landschaftsschutz. Stattdessen ein riesiger gelber Betonbau. Und was rät man jetzt von oberster Stelle dem Einzelhandel? Er solle doch Blumen vor die Fenster stellen! Zynismus pur…
Tragikkomisch ist auch, dass in der gleichen Ausgabe vom 14. Februar ein Leserbrief veröffentlicht wurde, der diese und viele andere infrastrukturelle Fehler sehr treffend beschreibt. So viele Blumen kann man gar nicht vor die Fenster stellen, wenn die Zersiedelung so weitergeführt wird. Soll man nicht eher eine Kerze anzünden? Bretten soll Einkaufsstadt werden – so war immer das Motto. Damit verbunden ist natürlich auch ein entsprechendes Verkehrsaufkommen. Ich kenne niemanden, der mit der Stadtbahn kommt, um sich die Einkaufswagen in Supermärkten zu füllen. Aber ich kenne viele Auswärtige, für die Bretten einfach nur ein großer Parkplatz zum einkaufen in den Supermärkten ist. Bretten? Ist das nicht die Stadt mit dem Papp-Tor an Peter-und-Paul und der schönen Supermarkt-Leuchtreklame, die man nachts längs der Bundesstrasse sieht? Das bekam ich neulich zur Antwort, als man mich fragte, woher ich komme…
Jetzt fehlt noch ein McDonald für den Zwischenstop der Fernfahrer, vielleicht noch zwei, drei Baumärkte und jede Nacht Polizei-Sirenen, perfekt ist das Blumenbild von Bretten. Bretten hat seine Reize, nach wie vor, es ist die Stadt Phillip Melanchthons, die Stadt, in der mein Großvater die Kirche nach dem Krieg wieder aufgebaut hat, die Stadt mit dem wunderschönsten mittelalterlichen Fest und vieles mehr. Schade nur, dass das den typischen Einkäufer nicht besonders interessiert. Darüber darf man nichtmal böse sein, denn wir haben diese Art des Einkäufers selbst angelockt. Danke für die Blumen!
Dr. Helfried Urban
Albrecht-DürerStr. 36
75015 Bretten
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Extreme Belastung der Innenstadt - 1987
- Schulwechsel ändert Trend - 1996
- Stadt profitiert vom Flächenmangel - 1998
Dieser Zynismus ließ sich noch weitertreiben, wie wir heute wissen. Ein weiterer Betonklotz, weithin sichtbar, ziert unser Stadtbild, das „Kraichgaucenter“. Dass die Innenstadt damit endgültig als Einkaufsadresse gestorben ist, muß man jetzt auch nicht mehr mit einem Gutachten nachweisen. Was die Vertreter der Brettener Unternehmer, VBU, dazu sagen?? Vor wenigen Tagen konnte man in der Presse ein Bild betrachten : Die Vertreter der VBU bei ihrem Heringsessen (sauer macht lustig?!) fröhlich lachend das Sektglas haltend mit Herrn Metzger vereint.
Ja wenn die ihren Metzger auch noch selbst einladen 😆