Leserbrief: Eine Zahnlücke in der Fußgängerzone

Mit dem geplanten Abriss eines Hauses in der Brettener Fußgängerzone, um neue Ladenflächen zu schaffen, befasst sich diese Zuschrift:
Was würde einer sagen, wenn ihm ein Schneidezahn eingeschlagen wird und er mit einer Zahnlücke seinen Mitmenschen gegenüber treten müsste? Er käme garantiert nicht auf die Idee, zufrieden zu sein über die größere Durchlässigkeit seiner Zahnreihe. Ähnlich verhält es sich bei einer gewachsenen Stadtstruktur. Eine Häuserzeile in der Fußgängerzone könnte man mit einer vollständigen Zahnreihe vergleichen. Dicht geschlossen vermittelt sie das unverwechselbare mittelalterliche Bild von Bretten. Es kommt nicht auf das einzelne Haus an, sondern vielmehr auf den Verbund, der ein ansprechendes Ensemble entstehen lässt. Dieses Gesamtbild der dicht an dicht stehenden Häuser mit ihren engen Gassen und Hoftoren ist der Grund für die Beliebtheit von Marktplatz und Fußgangerzone.

Die Stadt erwägt trotzdem, das Haus mit dem Durchgang zum alten Kino ersatzlos abzureißen. Der Durchgang nach hinten zum Engelsberg soll für Fußganger vergrößert werden, obwohl dort bereits zwei Durchgänge direkt nebeneinander existieren. Diese Maßnahme soll Investoren locken, die bisher jedoch noch keiner kennt. Im Übrigen wäre jeder zukünftige Mieter, der am Engelsberg Ladenflächen mieten wollte, viel eher an einem Zugang direkt an der Fußgangerzone interessiert. Um abreißen zu können, hat der Hauseigentümer, die Stadt Bretten, das Geschäft Öchsle geräumt, sodass nun drei Häuser mit Ladenfläche leer stehen. Das Geschäft Öchsle wäre gerne m Bretten geblieben und niemand weiß, wie es nun weiter gehen soll.

Man kann nur hoffen, dass es die Stadt weiß und schnell einen neuen Mieter findet Die Laden sollten bis spätestens Ostern wieder vermietet sein, damit sich das Image der Brettener Innenstadt nicht weiter durch die zahlreichen Leerstände verschlechtert. Durch den Abriss würde mitten in der Fußgangerzone solch eine hässliche Zahnlücke entstehen, die für die mittelalterliche Struktur unserer Innenstadt völlig fremd ist.
Zuerst wird mit einem enormen Aufwand der Schweizer Hof vor dem Abriss bewahrt und dann soll drei Hauser weiter ein Gebäude in besserem Zustand einfach platt gemacht werden. Als Stadtplaner hoffe ich nur, dass diese Idee der Umgestaltung durch Abriss in der Fußgängerzone nicht weiter verfolgt wird.

Stefan Oehler,
Melanchthonstraße 5
Bretten

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