Zentraler Magnet soll die Einkaufsstadt Bretten retten

Immer mehr leer stehende Geschäfte in der Innenstadt geben Anlass zur Sorge
Die Kunden wandern in die benachbarten Großstädte ab / Anderen Kleinstädten geht es auch nicht besser
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Die Entwicklung ist nicht zu übersehen: Leere Schaufenster, verschlossene Ladentüren, ausgeräumte Verkaufsräume. Manchmal findet man ein Schild mit der neuen Adresse, manchmal einen Hinweis, dass der Laden zu kaufen oder vermieten sei. So viele leerstehende Geschäfte wie zu Beginn des Jahres 2002 hat es in Brettens Innenstadt wohl noch nie gegeben. Und es wird, wie Oberbürgermeister Paul Metzger befürchtet, noch schlimmer. „Es steht viel leer. Aber es wird noch mehr werden.“ Der Oberbürgermeister weiß von verschiedenen Geschäftsinhabern, die sich mit dem Gedanken tragen, ihren Läden aufzugeben. Aus den verschiedensten Gründen: Für manche lohnt sich das Geschäft einfach nicht mehr, weil die Kunden ausbleiben, ihre Waren mittlerweile oder künftig in den benachbarten Städten oder im Supermarkt auf der grünen Wiese kaufen. Andere sehen keine Möglichkeit, bei den beengten Platzverhältnissen in der Innenstadt ihr Warensortiment attraktiv zu präsentieren. Und wieder andere wollen sich schlicht zur Ruhe setzen, haben aber keinen Nachfolger, der das Geschäft betreibt.Innenstadt Bretten
Solche Probleme habe indes nicht nur Bretten, sagt der Oberbürgermeister. „In anderen Innenstädten dieser Größe sieht es genau so aus.“ Derweil zieht beispielsweise Karlsruhe immer mehr Käufer an, etwa mit der neuen Postgalerie, mit dem geplanten ECE-Zentrum. Die Stadtbahn macht es den Kunden leicht, zu diesen Einkaufsmagneten zu kommen.
Vermittelte Brettens Innenstadt bislang durchaus den Eindruck eines lebendigen Einkaufszentrums mit einem vielfältigen (wenn auch nicht vollständigen) Angebot, so droht nun der Verlust dieses Pluspunktes. Denn je mehr Geschäfte leer stehen, um so weniger attraktiv wirkt das Städtchen auf Einkaufswillige. Im Gegenteil: Leere Schaufenster, verschlossene Ladentüren vermitteln ein Gefühl von Ödnis, Kauflust kommt da nicht auf. Zumal ein ‚ lückenhaftes Warensortiment dazu führt, dass der Kunde lieber gleich in die Großstadt fährt.
Dabei, so glaubt der Oberbürgermeister, gäbe es durchaus Interessenten, die gerne in Bretten Geld verdienen möchten. Das zentrale Problem sei die Struktur der Altstadt: Die Ladenflächen oftmals zu klein oder nicht unmittelbar an der Fußgängerzone gelegen. Da steigen Investoren nicht gerne ein. Vor allem aber müsse ein „Frequenzbringer“ her, ein großes Geschäft, möglichst zentral gelegen, das die Kunden in die Stadtmitte lockt. Den Platz dafür hat Metzger schon lange ausgeguckt: Das Areal zwischen Fußgängerzone und Engelsberg, Schweizer Hof und/ altem Kino. Allerdings fehlt noch der Investor – und der entsprechende Läden. Alle Verhandlungen sind bisher im Sande verlaufen. Interessenten gebe es schon, aber die wollen lieber an den Rand der Altstadt, wo mehr Platz für Verkaufsfläche und Parken ist.
Etwa an die Stadtbahnhaltestelle Mitte. Einer hat Metzger sogar zugesichert, er wurde einen Frequenzbringer“ ins Zentrum bringen, wenn er auch dort bauen darf. „Zu riskant“, befindet der Oberbürgermeister, „weil die Kaufkraft aufgeteilt würde.“
Zunächst müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit sich Investoren für die Innenstadt finden, sagt der Oberbürgermeister. Im Klartext: Das alte Kino und weitere Gebäude im Besitz der Stadt müssten abgebrochen werden, um für Verkaufsflächen, Passagen, einen Platz, für „Flair“, wie es der Oberbürgermeister umreißt, Raum zu schaffen. Die Frage ist, ob die Stadt dieses Jahr das Geld dafür aufbringen soll. Der Gemeinderat wird bei seinen Haushaltsberatungen darüber entscheiden.
Ob es dann unbedingt ein Großinvestor sein muss, der dort neu baut, lässt der Oberbürgermeister angesichts bisher vergeblicher Versuche offen. Auch ein Anlegermodell sei denkbar. Nach wie vor jedoch mit einem „Einkaufsmagneten“ mit einer Verkaufsfläche von rund 1800 Quadratmetern – für den nach wie vor ein Betreiber gefunden werden müsste.
Dass dieser dann auch ein Sortiment anbieten könnte, mit dem auch andere Geschäfte der Innenstadt um Kunden werden, ist für den Oberbürgermeister kein Problem: Nach der Devise „Konkurrenz belebt das Geschäft“ könne ein solches Mehrfachangebot Bretten sogar interessanter machen. Ein Beispiel hat Metzger parat, dass dies auch heute schon zutreffe: „Wir haben eine ganze Reihe von Optikern in der Innenstadt. Der Kunde kann vergleichen, und den Geschäften geht es gut.“

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3 Antworten zu Zentraler Magnet soll die Einkaufsstadt Bretten retten

  1. -oh- sagt:

    Lapidar ausgedrückt.

    Sie ist nicht mehr zu retten?

  2. P.L. sagt:

    Nach über acht Jahren – siehe oben BNN 19. Januar 2002 – wurde die Einkaufsstadt Bretten immer noch nicht gerettet!

  3. -az- sagt:

    „Es steht viel leer. Aber es wird noch mehr werden.”

    Das stimmt – heute noch. Warum?

    Siehe unter:
    Leserbrief: Kunden wurden selten beteiligt
    BNN Januar 25, 2002

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