„Interkommunale Akzente setzen“

PZ-Interview mit dem Brettener Oberbürgermeister Paul Metzger vor seiner erneuten Bewerbung – Verstärkte Zusammenarbeit mit Enzkreis-Orten
Wenn am 4. November in Bretten der Oberbürgermeister gewählt wird, steht Paul Metzger (CDU) wieder auf dem Stimmzettel. Das wird auch aus der Stellenausschreibung hervorgehen, die am 3. September im Staatsanzeiger von Baden-Württember veröffentlicht wird. Sollte der 57-jährige Kommunalpolitiker von den Bürgern der 27 300-Einwohner-Stadt für seine dritte und damit letzte Amtszeit bis 2010 bestätigt werden, hat er noch viel vor, wie er im Gespräch mit PZ-Redakteur Bruno Knöller deutlich macht. Er kündigte an, zusammen mit Enzkreis-Gemeinden weitere interkommunale arbeitsmarktpolitische Akzente zu setzen.

Pforzheimer Zeitung: Rechnen Sie bei der Oberbürgermeisterwahl am 4. November mit einem Gegenbewerber und würde dies der Wahlmüdigkeit entgegenwirken? Oder ist es Ihnen lieber, wenn Sie konkurrenzlos bleiben?
Paul Metzger: „Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben. Bewerben können sich alle, die daran Interesse haben und unter Umständen die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Ich werde mich wieder bewerben. Ich hoffe, dass ich nochmals für eine Wahlperiode gewählt werde.“

PZ: Werden Sie einen Wahlkampf führen?
Metzger: „Als kommunaler Wahlbeamter hat man täglich Herausforderungen zu bestehen und Entscheidungen zu treffen: einfachere und auch manchmal unbequeme. Die Bürger wissen, was ich getan habe. Deshalb beabsichtige ich nicht, mit Wahlkampftönen auf mich aufmerksam zu machen.“

PZ: Sie sind dafür bekannt, dass Sie häufig über die Grenzen des Landkreises Karlsruhe hinausblicken, beispielsweise in Sachen Nahverkehr, gemeinsame Gewerbegebiete und schulische Versorgung. Wie wollen Sie diese Verbindungen zu den Bereichen Knittlingen, Ölbronn-Dürm, Maulbronn, Neulingen, Kieselbronn, Pforzheim und so weiter verstärken? Metzger: „Ich bekenne mich zu einem gesunden Konkurrenzkampf zwischen Städten und Gemeinden, der aber etwas Wesentliches berücksichtigen muss: Das kommunale Handeln in einer Region sollte sich additiv am Wohl der Menschen ausrichten. Die Stadt Bretten ist Mittelzentrum und damit mit besonderer Aufgaben-Verantwortung durch das Land betraut Wir haben weiterführende Einrichtungen zum Beispiel in den Schulen zu schaffen. Auch im Bereich des Arbeitsmarktes wird die Stadt ihren Aufgaben in Zukunft gerecht werden.“

PZ: Was letztgenannte Aussage betrifft: Was verstehen Sie genau darunter?
Metzger: Jch gehe dabei auch von einer verstärkten interkommunalen Zusammenarbeit aus, insbesondere im schulischen, kulturellen, sozialen und beschäftigungspolitischen Bereich. Es gibt dort direkte Zuständigkeiten, aber es gibt auch eine gemeinsame Raumschaft über Kreis- und Regionalgrenzen hinweg.“

PZ: Wenn Sie auf Ihre 16 Jahre als OB in Bretten zurückblicken. Was sind Ihre größten Erfolge?
Metzger: „Vorweg: Manches könnte ich mir noch besser vorstellen, aber es sind durchaus vorzeigbare Ergebnisse sichtbar. Von großer Bedeutung war die Entscheidung, Bretten zum Stadtbahnkreuz auszubauen. Davon profitieren auch die Nachbargemeinden im eigenen Landkreis und im Enzkreis. Den Anspruch ‚Bretten ist Schulstadt‘ konnten wir mit dem Neubau eines weiteren Gymnasiums und zusätzlichen Investitionen im schulischen Bereich bestätigen. Auch der Aufbau des Europäischen Studienzentrums der australischen Universität von Southern Queensland (USQ) läuft zur Zeit planmäßig. Im Augenblick haben wir 100 Studenten mit wachsener Tendenz und wichtigen Kooperationsverträgen mit deutschen und europäischen Bildungseinrichtungen. Die Infrastruktur der Stadt wurde nicht nur durch die Stadtbahn, sondern auch durch wichtigen Straßenbau nachhaltig verbessert. Als Erfolg zählt dass mit dem Neubau der Umgehungsstraße Gölshausen inzwischen begonnen worden ist. Eine der wichtigen Voraussetzungen war der notwendige Grunderwerb durch die Stadt Ansonsten war die Stadt sehr erfolgreich bei der Stadtsanierung und der Umstrukturierung vorhandener Industriebrachen. Bekannt geworden ist überregional das Brettener Industriekarussell und die Ansiedlung wichtiger Betriebe, unter anderem auch aus dem Enzkreis. Allein in den letzten fünf Jahren wurden über 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Voraussetzung war hierfür auch eine vom Bundesbauministerium ausgezeichnete Wohnungsbaupolitik. Durch freiwillige Umlegungsverfahren ist der Baulandpreis in Bretten auch für junge Familien bezahlbar.“

PZ: Gibt es auch Punkte, bei denen nicht edle Ihre Wünsche und Ideen verwirklicht wurden?
Metzger: „Wir werden vor allem in der interkommunalen Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden weitere arbeitsmarktpolitische Akzente setzen müssen. Wichtig ist mir in der von mir angestrebten nochmaligen Amtszeit die Konsolidierung der Stadtfinanzen. Insbesondere durch die Investitionen in die Stadtbahn von immerhin knapp 30 Millionen Mark sind die Schulden der Bevölkerung auf 2000 Mark pro Kopf angestiegen. Dem stehen allerdings auch hohe Vermögenswerte gegenüber. Insgesamt haben wir für über 150 Millionen Mark bebaute und unbebaute Grundstücke erworben. Ein großer Teil dieser Grundstücke soll durch Veräußerungen refinanziert und gleichzeitig auch die begonnene Stadtsanierung vollendet werden. Besonders wichtig bleibt mir die Förderung des Ehrenamtes. Gerade in diesem Bereich waren die positiven Ergebnisse in der Melanchthonstadt besonders sichtbar. Das Handeln ,Wir die Bürger sind die Stadt‘ hat zahlreiche gestaltende Bürgerinitiativen ermöglicht und wichtige Werte geschaffen“.

PZ: Bretten hat einen guten Ruf als Kulturstadt. Was haben Sie dafür getan und was gilt es noch zu tun?
Metzger: „Wir haben in Bretten ein besonderes Juwel: das Melanchthonhaus als Gedenkstätte für unseren großen Sohn Philipp Melanchthon, der heute wieder so wichtig ist wie zu Zeiten der Reformation vor 500 Jahren. Von Bretten geht der Ruf nach Einheit im Glauben aus. Wir stehen zur Ökumene und tun dafür sehr viel mit großer Resonanz aus allen Kontinenten. Voraussetzung war dafür der Aufbau der wissenschaftlichen Arbeit im Melanchthonhaus. Natürlich haben wir auch sehr viele kulturelle Akzente im populären Bereich gesetzt insbesondere durch Gruppen der Vereinigung Alt-Brettheim und durch städtische Einrichtungen wie die Jugendmusik- und die Kunstschule.“

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