Wir müssen unsere Kinder häufig selbst chauffieren

Unpünktliche und überfüllte Schulbusse machen den Sprantaler Schülern und Eltern das Leben schwer
Sorge um Sicherheit auf Schulweg / Viele sehen in geplanter Haltestelle an Nußbaumer Straße Gefahr für Kinder
Von unserem Redaktionsmitglied Claudia Kraus
Bretten-Sprantal. Einen regelrechten Horror habe ihr sechsjähriger Sohn davor, morgens in den Schulbus nach Bretten zu steigen, erzählt eine Sprantaler Mutter. Mal würden Füße der Kinder eingequetscht, weil die Tür zu früh schließe, mal rolle der Bus schon davon, während einige Schüler noch im Einstiegsbereich stünden. Wenn der Bus denn überhaupt in Sprantal haltmacht…. Eben dies sei aber oftmals nicht der Fall.

„Die Busse kommen häufig schon überfüllt von Neulingen und halten daher in Sprantal erst gar nicht mehr an“, berichten einige Ortsansässige. Die Kinder und Jugendlichen müssen teils längere Wartezeiten in Kauf nehmen. Nicht immer hat der darauffolgende Bus genügend Kapazität, um die Sprantaler noch aufnehmen zu können. Außerdem sind die Busfahrer wegen der vielen Fahrgäste, die zu den Stoßzeiten vor Unterrichtsbeginn am Morgen beziehungsweise nach Unterrichtsende am Mittag befördert werden, oft nicht in der Lage, ihren knapp bemessenen Zeitplan einzuhalten. Die Folge: die Schüler kommen zu spät. „Das glauben die Lehrer den Kindern schon gar nicht mehr“, meint eine Sprantalerin. Das Ganze ende nicht selten damit, dass das ein oder andere Elternteil seinen Sprössling – und wenn möglich die Nachbarkinder gleich mit -ins Auto packt, um selbst nach Bretten zu fahren. Für die Eltern im kleinsten Stadtteil eine unbefriedigende Lösung. „In Bretten schöpft man aus dem Vollen, aber hier gehen die Lichter aus. Wir müssen unsere Kinder selbst chauffieren.“
Das Problem der Schülerbeförderung scheint eine unendliche Geschichte. Auch in anderen Stadtteilen wird über unpünktliche und überfüllte Busse geklagt. In Sprantal hat der Ärger damit begonnen, dass seit dem Schuljahrsbeginn 1994/95 mehr und mehr Schüler aus Neulingen in die Brettener Schulen strömen. Und Sprantal ist die letzte Station auf der Fahrt der Schulbusse die ihre Runde über Bauschlott-Göbrichen-Nußbaum machen. „Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer“, fürchten viele in Sprantal. Ihr Missmut richtet sich gegen die Stadtverwaltung und die Verkehrsverbunde: „Man kann nicht Bretten zur Schulstadt machen und dann nicht für eine sichere Schülerbeförderung sorgen“.

Am Mittag nach Schulschluss sehe die Situation nicht anders aus. Der eine Bus fahre zu früh – ungefähr zum Unterrichtsende – und daher fast leer vom Schulzentrum in Richtung Sprantal, der andere sei überfüllt. Auch um diese Tageszeit gebe es oft Verspätungen von bis zu einer halben Stunde. „Wir brauchten einen Bus, der nur von Sprantal nach Bretten fährt“, meinen die Sprantaler. Einige der Eltern sind indes nicht nur verärgert, sondern auch besorgt. Sie fürchten um die Sicherheit
ihrer Kinder. Von defekten Bussen ist dabei auch die Rede, oder von Reisebussen, die nicht auf den Schülertransport ausgerichtet seien. Schüler berichten, dass sich plötzlich während der Fahrt die Bustüren öffneten. „Die Kinder geraten da völlig in Panik“.
Auch die geplante Bushaltestelle an der Nußbaumer Straße ist vielen Sprantalern ein Dorn im Auge, wegen der berüchtigten Raser, die aus Richtung Pforzheim durch den Ort brettern. „An der Haltestelle im Ortskern sind die Kinder sicherer.“ Aber wenn die Haltestelle schon an der Nußbaumer Straße eingerichtet werden solle, räumt eine Gruppe von Müttern ein , mit Fingerzeig auf den Enzkreis: „Warum kann es dann keinen Kreisel geben? Im Enzkreis geht das doch auch“. Ohne Erfolg habe man sich seit Jahren im Ort für einen sichereren Schulweg eingesetzt. „Ich bin jedesmal froh, wenn meine Tochter wieder aus der Schule zurück ist“, sagt eine besorgte Mutter, und sie spricht anderen Eltern damit aus dem Herzen.

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