Fühlen uns in der Innenstadt nicht mehr sicher

Der Bürgerarbeitskreis will Belästigungen durch Jugendliche nicht mehr hinnehmen
Maßnahmenkatalog an OB / Mehr Präsenz der Polizei und Personenkontrollen gefordert
dia. Stundenlanges Geschrei, Cola- und Bierdosen, die über den Asphalt scheppern, Motorradlärm, der sich penetrant in den Abendhimmel bohrt – manch ein Anwohner der Innenstadt kann ein Lied davon singen, wie sich die Nacht in der Melanchthonstadt anhört. „Man könnte eigentlich ständig die Polizei rufen“, sagte ein betroffener Bürger am Montagabend im Rathaus. Dort hatten sich rund zehn Mitglieder des Bürgerarbeitskreises (BAK) und Bewohner der Kernstadt getroffen, um gemeinsam mit zwei Polizeibeamten des Reviers Bretten über die Zustände in der Kernstadt zu beraten.

„Wir wehren uns als hier Ansässige gegen die Dreifachbelastung“, brachte es ein Anwohner auf den Punkt. Dabei geht es den Bürgern der Innenstadt nicht nur um Lärmbelästigung. Sie fühlen sich in ihrer Umgebung einfach nicht mehr sicher. Probleme beseitigen – laut einstimmiger Berichte – Gruppen von Jugendlichen, die in verschiedenen Bereichen der Stadt – am Promenadenweg, bei der Haltestelle Stadtmitte und am,Bahnhof, im Hof der Gewerbeschule, beim Friedhof – vor allem nachts ihr Unwesen treiben. Die Spuren, die sie hinterlassen: zerbrochene Flaschen, Abfälle, Erbrochenes.

Was für die Betroffenen weitaus schlimmer ist: die Pöbeleien und Drohungen durch jugendliche Rowdys. So wusste jeder der Anwesenden am Montagabend von Zwischenfällen mit den oft 15- oder 16-Jährigen zu berichten. „Als normaler Bürger fühlt man sich in bestimmten Situationen nicht mehr sicher“, lautete der einstimmige Tenor. Eine Frau erzählte, wie eine Mitbürgerin von Jugendlichen bedroht und eingeschüchtert wurde, ein Anwohner der Pforzheimer Straße erklärte, von einer Gruppe junger Leute mit faulen Äpfeln beworfen worden zu sein, nachdem er diese zu nächtlicher Stunde um Ruhe gebeten hatte. Außerdem klagten einige Bürger über zunehmende Belästigungen und Lärm auch am Tage.

„Wir können als Jugendsachbearbeiter nicht alle Probleme lösen“, antwortete Polizeihauptmeister Hans-Jürgen Zorn auf die Vorwürfe in der Runde, die Polizei sei oft zu spät oder gar nicht zur Stelle, wenn die Bürger ihnen die Beschwerden über Belästigungen vortragen. „Jeden Tag sind irgendwo in Bretten Randale“, meinte ein Mann, und zwar „immer woanders“.
Ein anderes Problem: das Drogengeschäft in Bretten, das häufig auch im Licht der Öffentlichkeit betrieben werde.
„Eine Schule, die keine Drogenprobleme hat, gibt es nicht“, sagte ein anwesender Lehrer. Bemängelt wurde die geringe Präsenz von Polizeibeamten in der Stadt und damit verbunden der Personalmangel bei der Polizei.

Adrian Roser und Hans-Jürgen Zorn wiesen darauf hin, dass man im Revier Bretten nicht schlechter besetzt sei als in anderen Städten vergleichbarer Größe. „Die Polizeidichte zu erhöhen, ist eine politische Entscheidung des Landes.“ Die Beamten rieten den Bürgern, sie über Belästigungen zu informieren. Anzeigen zu erstatten.

Der Bürgerarbeitskreis fordert nun die Polizei auf, verstärkt Präsenz in den betreffenden Bereichen zu zeigen – ein Aspekt, der in den Maßnahmenkatalog aufgenommen wurde. Schließlich regte der Bürgerarbeitskreis unter Leitung von Egmont Blusch bei den Polizeibeamten an, doch auch verstärkt Personenkontrollen vorzunehmen. So könnten „einige der wenigen Rädelsführer“ schon vorzeitig ausgemacht und deren Aktivitäten eingeschränkt werden. „Es sind einzelne, kleine Dinge, die schon abschrecken.“ Eine Frau schlug vor, dem Beispiel Reinhold Engels, dem Leiter der Stadtwerke, zu folgen, der im Frühsommer einen privaten Sicherheitsdienst angemietet hatte. Der Maßnahmenkatalog wird dann dem Oberbürgermeister zugeleitet. Schließlich ist ein Symposium mit allen Abgeordneten vorgesehen, das sich mit dem Thema Gewalt und Jugendkriminalität auseinander setzen soll.

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