Jugendgruppen schieben nächtliche Randale

Auch Drogen und Alkohol mit im Spiel
Kernstadt-Anwohner klagen bei OB und Bürgerarbeitskreis über zunehmende Belästigungen:
Bretten. Sie krakeelen und brüllen, schwenken Bierflaschen, „bewaffnen“ sich mit Kampfhunden, fühlen sich stark und schrecken auch vor Gewalt offenbar nicht zurück: Bewohner der Kernstadt kennen das Geschehen aus leidvoller Erfahrung. Gruppen von Jugendlichen mit zumeist hohem Alkohol- und manchmal auch Drogenpegel, nicht aufgefangen vom Elternhaus und zwischen den Kulturen entwurzelt, schieben nächtliche Randale.

Der Lärm und der am nächsten Morgen hinterlassene Dreck sind ärgerlich, aber noch das kleinere Übel. Schlimmer sei die Gewalt, klagten Anwohner am Montagabend vor dem Bürgerarbeitskreis. Vermittelnde Gespräche brächten gar nichts und endeten in massiven Drohgebärden, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Einer war nach entsprechendem Versuch schließlich froh, „nicht was über die Rübe bekommen zu haben und heil wieder zu Hause angekommen zu sein.“ „Es droht schnell zu eskalieren,“ weiß ein anderer Anwohner, „es kann nicht sein, dass wir uns nur noch mit eingezogenem Genick bewegen, weil dieser Terror von Jugendlichen ausgeht“.

Die Frauen trauten sich an bestimmten Ecken der Stadt zu späterer Stunde nicht einmal mehr mit dem Hund auf die Strasse: „Wir wohnen gerne in der Innenstadt, aber wir fühlen uns nicht mehr sicher.“ Ein anderer bekräftigt: „Manchmal ist die Hölle los, ich bin ja kräftig – aber ein hilfloserer Mensch hat da keine Chance“. Sie wissen von Vorfällen, bei denen andere Jugendliche mit Gewalt zur Herausgabe von Geld gezwungen wurden-die meisten gehen aus Angst nicht zur Polizei.

Offener Drogenhandel und Prostitution sind die Stichworte, die in die Klagen der gestressten Bürgerinnen einflossen. Für Oberbürgermeister Paul Metzger, dem zuvor schon eine Unterschriftenliste mit der Bitte um Abhilfe überreicht worden war, ist die brisante Situation nichts Neues. Obwohl selbst schon öfter zu nächtlicher Gesprächsrunde an den städtischen Brennpunkten – unter anderem der Platz um die Stiftskirche, der Gewerbeschulbereich, der Postweg, die Witthumanlage, aber auch der Bahnhofsbereich – unterwegs, sieht er die Möglichkeiten der Stadt eher resignativ: „Die Stadt ist nicht zuständig für kriminelle Vorfälle.

Wir fordern seit langem eine Verstärkung der Polizeipräsenz. Was nutzt in Bretten nachts ein Beamter am Telefon und die anderen sind in dem Riesengebiet mit zwei Streifenwagen unterwegs?“ Für Metzger ist das Ganze aber auch ein gesellschaftspolitisches Problem: „Da sind 13jährige darunter. Wenn man die fragt, was denn ihre Eltern dazu sagen, wenn sie um Mitternacht noch unterwegs sind, bekommt man zur Antwort: Die interessiert das nicht. Was soll man da als Stadt machen ? Das Hauptproblem ist die fehlende Bindung zwischen Eltern und Kindern. Hier gibt es ein absolutes Defizit.“ Metzger, der das Geschehen seit langem beobachtet und sich jeden Tag den Polizeibericht vorlegen lässt, weiß auch, dass in Bretten monatlich für rund 300.000 Mark Drogen an die Mann oder die Frau gebracht werden und sich darauf eine gewisse Beschaffungskriminalität aufbaut. Er weiß auch, dass die Brettener Jugendlichen- meist im Alter zwischen 13 und 18 Jahren Zulauf vom gleichen Klientel aus Heilbronn und Pforzheim haben.

Aber der Stadt sind die Hände gebunden:
„Das ist Sache der Polizei.” Dagegen tut die Stadt das, was sie zur Linderung des Problems tun kann – sie entfernt Büsche und Bänke an den beliebten Treffpunkten und hat einen Schulsozialarbeiter eingestellt. Auf Anregung der Diskussion im Bürgerarbeitskreis sollen jetzt Plakate an den Brennpunkten deutlich machen, dass die Bürgerinnen „solche Vorkommnisse in unserer Stadt nicht haben wollen und das nicht dulden werden.“
Für die Anlieger der betroffenen Gebiete – an der Stiftskirche wird sogar von mittäglichen Vorfällen berichtet – ist das wenig
Trost. Sie sind sich sicher, das hier nur hartes Durchgreifen hilft: „Auf eine andere Sprache reagieren die nicht.“ Die Polizei, so wünschen sie sich, sollte ihre Streifenplanung so auslegen, dass die Wagen die angesprochenen Gebiete anfahren – mehr Präsenz zeigen.

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