Rund 70 Gäste beim traditionellen Heringsessen am Aschermittwoch im Gerberhaus
OB Metzger skizzierte künftige Planungen / Handwerkerverein berät erneut Fusion mit AdS
tk. „Bretten im Jahr 2000 ist geprägt von Großbaustellen.“ Dieses Bild zeichnete Oberbürgermeister Paul Metzger beim traditionellen Aschermittwochstreffen im Gerberhaus. Zuvor hätte Manfred Groß, der Vorsitzende des Handwerker- und Gewerbevereins (HGV), die rund 70 Gäste begrüßt.
Vor acht Jahren habe der HGV dieses regelmäßige Treffen ins Leben gerufen – und seither wechselten sich HGV und die Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen (AdS) bei der Ausrichtung des Heringsessens ab. Grundsätzlich, so Groß weiter, sie man beim HGV „bereit, gemeinsam mit der AdS einen Verein zu gründen“. Doch gebe es auch Handwerker, die befürchteten, bei einer Fusion „etwas an den Einzelhandel zu verlieren“. Am 30. März werde das Thema Fusion erneut auf der Tagesordnung der Generalversammlung der HGV stehen.
In seiner Rede ging Oberbürgermeister Metzger auf die künftige Entwicklung der Innenstadt ein. Aktuell sei die Diskussion um ein „Outlet-Center“, einem großen Direktverkauf von Markenartikeln, auf dem Baden-Airpark. Auf 20 000 Quadratmetern, so Metzger, solle dort ein solches Mammutprojekt entstehen, wodurch der Einzelhandel von Mittel- und Oberzentren erheblich berührt würde. Aus diesem Grund gebe es in Bretten „einigen Nachholbedarf“, die Stadt für Kunden attraktiver zu machen. Vor allem die Innenstadt mit derzeit 12 000 Quadratmetern Verkaufsfläche, mit ständigen Leerständen von Ladenflächen und einem starken Wechsel müsse aufgewertet werden.
Metzger erinnerte an die „Bausünden“ im Bereich Engelsberg und Sporgasse und nannte als mögliche Lösungen die Bebauung des Sporgassenparkplatzes und die Erweiterung der Fußgängerzone mit dem Engelsberg. „Wir brauchen mehr Flair und eine höhere Frequenz in der Innenstadt.“
Gespräche über die Bebauung des Sporgassenparkplatzes habe es bereits einige gegeben, wobei er Wert darauf lege, dass in diesem Bereich auch Wohnungen entstehen müssten, so Metzger. Er könne sich vorstellen, dass die Fläche zwischen Stadtpark und Marktplatz die Stadtmitte stärke, ohne die innerstädtischen Strukturen zu schwächen. Freilich: „Wir rechnen mit rund 20 Millionen Mark Kosten. Und wir sind immer bereit, zu investieren. Aber für dieses Projekt haben wir noch keinen Partner gefunden.“
Noch in diesem Jahr, hofft der OB, könnte die Sanierung des Schweizer Hofes abgeschlossen sein. In den nächsten Wochen würden die Fenster eingebaut, was Dank zahlreicher Spenden ermöglicht worden sei. Auch der rückwärtige Bereich des Gebäudes werde ansprechend gestaltet, sagte Metzger.
Im Spätsommer werde mit dem Abriss des ZG-Gebäudes an der Wilhelmstraße begonnen. Dann könnte auch mit dem Bau des neuen Dienstleistungszentrums begonnen werden, in dem eventuell auch Brettener Einzelhändler Verkaufsflächen belegen könnten. Im gleichen Atemzug könnte auch der Bau der zweiten Stadtbahnhaltestelle an der „university“ in Angriff genommen werden.
Ebenfalls im Spätjahr sei die Erschließung von weiteren Flächen auf der Diedelsheimer Höhe denkbar und der Baumarkt könnte 2001 realisiert werden. Der OB dankte dem Gemeinderat für dessen „sehr weitsichtige Grundstückspolitik“, mit deren Hilfe es möglich geworden sei, die Verkehrssituation in der Stadt zu verbessern (die BNN berichteten).
Kritische Töne schlug AdS-Vertreter Hans Schmidt an: Er habe den Traum, dass der Sporgassenparkplatz ein innerstädtisches Zentrum werde. „Leider ist das bis heute nicht so, denn mal fehlt eine Konzeption, dann fehlt Geld, und ist dann ein Investor in Sicht kommen der Peter und der Paul und sehen eine Gefahr für das Fest – und das, obwohl sich da alles sowieso Richtung Süden orientiert.“
Auch habe er den Traum, dass die Stadt einen Entwicklungsplan für Bretten erstelle, für die kommenden zehn Jahre. Schmidt: „Solche Pläne sind bis heute nicht zu sehen.“ Stattdessen werde „am Fleckerlteppich Gemarkung kräftig gestrickt, wieder abgetrennt und von neuem gemustert.“
Ihm wolle „nicht in den Kopf“, kritisierte Schmidt weiter, „dass auf 40 000 Quadratmetern Industriegrund gerade mal 20 Leute arbeiten. Wo sollen denn da die verteilbaren Werte erstellt werden?“ Schließlich wünsche er sich, dass die Schulden der Stadt reduziert würden. Aber: „Das Geld wird von einem vom Gemeinderat kontrollierten Topf in einen GmbH-Topf, zu den Stadtwerken, verteilt.“
Diesen Anwurf wies OB Metzger heftig zurück: „Ich hoffe, dass die Probleme, die unsere Schulden in die Höhe getrieben haben, nicht mehr akut sind. Vor 14 Jahren waren wir stark gefordert. Und das hat eine Menge Geld gekostet. Das sollte man auch mal bedenken.“
Der Wortführer von damals wird heute eventuell antworten: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.
Ist dieser Bericht wirklich schon so alt?