Nicht in allen Punkten hat der vom Regionalverband Mittlerer Oberrhein vorgelegte Entwurf zum Regionalplan Zustimmung in Bretten gefunden. Die Hauptkritik von Oberbürgermeister Paul Metzger der darin mit einer deutlichen Mehrheit des Gemeinderates einig ist -richtet sich auf eine ungenügende Berücksichtigung der Brettener Auf gaben und Funktionen als Mittelzentrum.
„Das ist im wichtigen Verflechtungsbereich von zwei Regionalverbänden zu kurz gekommen,“ stellt Metzger fest und verweist darauf, dass die Melanchthonstadt zur Sicherung zukünftiger Anforderungen mehr eigene~ planerischen Spielraum auch in den einzelnen Stadtteilen benötigt: „Der Entwurf sieht schwerpunktmäßig Siedlungsentwicklung in der Kernstadt und in Gondelsheim vor, wir streben aber auch eine gleichwertige Weiterentwicklung in allen Stadtteilen an.
Die Begrenzung auf eine sogenannte Eigenentwicklung in den Stadtteilen – wie jetzt vorgesehen würde dort neue Flächenausweisungen nur noch aus einem reinörtlichen Bedarf zulassen.“ Für Metzger, der den Regional in seiner heutigen Form als für alle Kommunen zu restriktiv einstuft, ein Unding: „Das würde in Bretten die gesamte Funktion als Mittelzentrum und damit letztlich auch die vor 25 Jahren zum Abschluss gekommene Gemeindereform und Aspekte der Landesplanung in Frage stellen.“Paul Metzger betont, dass Bretten mit seinen hohen Investitionen in den ÖPNV – „wenn wir mit allen Maßnahmen fertig sind, werden wir rund 30 Millionen aus eigenen Steuereinnahmen gezahlt haben“ Infrastrukturen geschaffen hat, die allen Gemeinden im Mittelbereich und in der Nachbarschaft im Enzkreis Perspektiven geben.
Ohne unsere Investitionen wären die Entwicklungen im Mittelbereich weniger ausgeprägt. Wachstum dort wird von Bretten ja überhaupt nicht in Frage gestellt, aber im Zentrum des Mittelbereichs muss Entwicklung ebenfalls stattfinden können, wenn sich der Bedarf dafür zeigt.“ Denn obwohl, Bretten ausgewiesenermassen sparsam mit seinen Flächen umgeht – Wohnen ebenso wie Industrie und Gewerbe benötigen in der Melanchthonstadt Entwicklungsperspektiven, wenn der von Bretten getätigte Kraftakt an hohen Investitionen in die Infrastruktur -beispielsweise auch in Schulen -ein aktiver Zukunftsfaktor bleiben soll.
„Zuwanderung in den günstig erschlossenen Stadtteilen wird nicht steuerbar sein und der Flächenbedarf zur Sicherung produktiver Arbeitsplätze ist ständig gestiegen, das lässt sich nicht aufhalten“, stellt auch Stadtplaner Ulrich Braun fest und belegt dies mit Zahlen: Noch vor wenigen Jahren liessen sich 6000 Arbeitsplätze auf einer Fläche von 30 Hektar im Brettener Süden unterbringen, heute arbeiten auf der gleichen Fläche gerade mal 2000 Arbeitnehmer -“ und in Gölshausen mit zur Zeit rund 70 Hektar erwarten wir im Endausbau 3000 Arbeitsplätze.“
Diese, mit Rationalisierungsmassnahmen Hand in Hand gehende Entwicklung ist von der Stadt nicht steuerbar. „Wir kommen gar nicht darum herum, Flächen auszuweisen“, macht Metzger deutlich, „und dafür gibt es in der Großen Kreisstadt Bretten zwei Standorte: Das Diedelsheimer Dreieck und die Erweiterung des Gölshäuser Industriegebietes im und beim Rüdtwald.“ Beide Gebiete haben bisher die Funktion von Vorrangflächen der Stufe eins -in Diedelsheim für Landwirtschaft und beim Rüdtwald für Forstwirtschaft, für den Oberbürgermeister eine falsche Festlegung: „So wäre über den Flächennutzungsplan keine andere Nutzung mehr möglich und die kommunale Bauleitplanung völlig blockiert.
Wir haben aber Flächenbedarf, um mindestens die bereits vorhandenen Arbeitsplätze zu halten. Ich sehe die Notwendigkeit, auch für Arbeitsplätze vorsorgliche Planungsgrundlagen bereit zu halten. Wenn wir dies nicht schaffen, würden wir die gleichen Fehler begehen wie bei den früher abgelehnten Ansiedlung der Firmen Bosch und Behr.“
Bereits jetzt weist Bretten Übrigens nach der Auslastung des bestehenden Gölshäuser Gebietes aktuellen Bedarf aus: Kurzfristig werden für die Umsiedlung alter Industriestrukturen aus Bretten Süd rund vier Hektar benötigt. Dabei geht es, darauf weist Metzger hin, „um die Sicherung von Arbeitsplätzen für rund 500 Mitarbeiter.“ Das Diedelsheimer Dreieck weist in der Abwägung sowohl aus Brettener Sicht als auch aus Sicht des Regionalverbandes erhebliche Nachteile auf. Einmal müssten die in Gölshausen bereits vorhandenen Strukturen in Diedelsheim neu geschaffen werden, und zum anderen käme es zwischen Dürrenbüchig bis hin zum Industriegebiet Gölshausen zu einer unerwünschten Bandstadtentwicklung, einem Effekt, der mit seinem Verlust von Freiräumen auch vom Regionalplan als negativeingestuft wird.