Känguru-Diplome

Fernstudium aus Australien
Studienbeginn in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Abschluss in Deutschland: Jürgen Lubrich hat zwar den Wohnort gewechselt, nicht aber die Universität. ,,Wo auch immer man in der Welt ist, man kann immer an der University of Southern Queensland studieren“, sagt der 32-Jährige. Er hat in Abu Dhabi mit dem Krankenpflege-Fernstudium an der australischen Hochschule angefangen, von Neuss aus mit dem Bachelor abgeschlossen und arbeitet nun an einem ,,Master of Nursing“. Dass dieser im angelsächsischen. Raum üblichen Titel in Deutschland noch nicht richtig anerkannt werden, stört den stellvertretenden Leiter einer Intensivstation kaum: ,,Man lernt, seinen Kopf zu aktivieren, das hilft mir in Projekten.“

Bisher lief Lubrichs Studium direkt über die Universität in Toowoomba, Australien. Er bekam Studienbuch und Lehrbriefe geschickt und reichte seine Hausaufgaben dort ein. Zum vergangenen Sommersemester hat die University of Southern Queensland (USQ) jetzt im badischen Bretten, ungefähr 20 Flugstunden von ihrem australischen Hauptsitz entfernt, ein ,,European Study Center“ eröffnet, getragen von der Stadt Bretten gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer sowie der Sparkasse Karlsruhe.

Im Studienzentrum kümmern sich nun drei Mitarbeiter um die organisatorische Seite des Fernstudiums der 15 Studenten. Bei so einem kleinen Jahrgang kann Geschäftsführer Martin Steinbüchel auch ganz persönliche Betreuung bieten: ,,Ein Student wohnt in Münster, da fahren wir im November rauf zu den Prüfungen, damit er nicht so einen weiten Weg hat.“ Die akademische Betreuung findet dagegen über wesentlich größere Entfernungen und auf elektronischem Wege statt. E-Mail-Kontakt zu den Tutoren in Australien und englischsprachiges Lehrmaterial, das zum Teil aus der elektronischen Bibliothek abgerufen werden kann, sind die Basis des USQ-Fernstudiums. Um so irgendwann einen Bachelor-Abschluss zu erhalten, zahlt jeder Student im Durchschnitt stolze 750 Mark Gebühren pro Monat. Acht bis zehn Stunden Studium in der Woche erwartet Steinbüchel von seinen Studenten, ein Vollzeitstudium über das Internet lehnt er ab: ,,Man kann doch nicht den ganzen Tag nur vor der Kiste verbringen.“

Deswegen besteht für Helmut Heuer, Rektor der Fernuniversität Hagen, auch das Fernstudium der Zukunft ,,aus einem Mix von Papier, Präsenzphasen und netzgestützten Angeboten“. In Hagen lernen bereits 6000 von 56000 Fern-Studenten vor allem online. ,,Ein modernes Studium steht und fällt mit der Betreuung und der Kommunikation unter den Studierenden“, so Heuer. Die neue Konkurrenz durch die USQ in Bretten sieht Heuer ,,eher als Ergänzung“.
Bereits für nächstes Jahr seien in Hagen die ersten zweisprachigen Kurse im Internet geplant. Die Pilotstudiengänge Elektrotechnik und Informatik werden dann an der virtuellen Universität Hagen auf deutsch und englisch gehalten. Zum Abschluss winkt auch hier nach drei Jahren ein Bachelor, allerdings zu deutlich niedrigeren Gebühren als in Bretten. Aber Jürgen Lubrich wird das nichts nützen: Ein Krankenpflege-Studium bietet die Fernuni Hagen (noch) nicht an. Katrin Röder

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