Sprachprobleme

Man stelle sich vor: Am 4. Oktober wird in Bretten das Europäische Studienzentrum der USQ offiziell eröffnet. Und kein Student geht hin.
Zehn bis 20 junge Leute hätten zum Semesterbeginn im vergangenen Monat ihr Informatikstudium beginnen sollen. Dass alle Anwärter abgesprungen sind, und auch die anfangs eurphorisch gestimmten Brcttener Unternehmen von der geplanten Zusammenarbeit mit den Australiern momentan nichts mehr wissen wollen, ist mehr als verdrießlich. Vor allem für die Stadt Bretten und OB Paul Metzger, der dieses Projekt mit so viel Eifer vorangetrieben hat.

Die australische Universität hat sich weltweit einen Ruf als Spezialistin im Bereich des Fernstudiums erworben. Und auf dieser Schiene wird auch weiterhin im Zentrum in der Melanchthonstadt gearbeitet. Einen Campus in Bretten hätten die Australier als positiven Nebeneffekt sehr willkommen geheißen. Die Verantwortlichen hier haben sich dagegen zu sehr in den reizvollen Gedanken verliebt, nach Bruchsal eine weitere Universitätsstadt in der Region zu werden – mit einem umtriebigen Studentenleben im Städtchen.

Dass das Konzept von USQ mit einer lebenslangen Weiterbildung in den unterschiedlichsten Fachbereichen (ob durch Fern- oder Präsenzstudium) vielversprechend und überdies zeitgemäß ist, steht außer Frage. Die Studienlandschaft, das gesamte Bildungssystern in Deutschland wird sich in den nächsten Jahren dramatisch verändern. Doch hier ist man offenbar noch nicht soweit. Alle Beteiligten — USQ, die Stadt Bretten, die Wirtschaft – müssen sich nun in Geduld üben, umdenken lernen und derweil versuchen, ihre eigenen Kommunikationsprobleme, zu bewältigen, die mit dazu geführt haben, dass die unterschiedlichen Hoffnungen an der Realität gescheitert sind.

Der Stadt Bretten fehlte es bislang an der Erfahrung im Umgang mit akademischen Einrichtungen, und USQ hat noch nie mit einer Stadtverwaltung zusammengearbeitet. Es spricht überhaupt nichts dagegen, ein akademisches Bildungsprojekt in Bretten aufzuziehen. Doch hätte nüchterne Planung einer im Prinzip guten Sache mehr gedient als überbordende Begeisterung.
Bleibt zu hoffen, dass sich bald Studenten finden, welche die leeren Räume des Studienzentrums mit Leben füllen, um Gebrauch zu machen von Computern und der Videoanlage für die Konferenzschaltung mit Australien. Dazu bedarf es allerdings mehr als zukunftsweisender Worte durch den ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth bei der Eröffnung im Oktober.
dia

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