Bretten vor schwerer Entscheidung über 25 000-Quadratmeter-Markt
Von PZ-Redakteur Lothar H. Neff
BRETTEN. „Ich will eine schnelle Entscheidung des Gemeinderates, hüh oder hott“, hat gestern Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger gegenüber der PZ deutlich gemacht. Am 4./5. Juli wird eine Delegation von Kommunalpolitikern und Einzelhändlern aus der Melanchthonstadt mehrere Globus-Standorte in Neustadt/ Weinstraße, Saarlouis und Homburg unter die Lupe nehmen. Der Handelsriese Globus will sich gerne auf Brettener Gemarkung niederlassen (die PZ berichtete), was aufgrund der starken Magnetwirkung negative Ausstrahlung auf den benachbarten Einzelhandel in der Region bis hin nach Pforzheim haben dürfte.
Gestern nachmittag führte OB Metzger Gespräche mit Vertretren von Lidl & Schwarz, die möglicherweise ihren Handelshof auf der Diedelsheimer Höhe (5000 Quadratmeter) deutlich vergrößern wollen. Damit würden die Karten in der Globus-Debatte neu gemischt. Wenn sich die Brettener Gemeinderätefür die Ansiedlung von Globus entscheiden, müßte ein Raumordnunasverfahren eingeleitet
werden“, betont Metzger. „Ich habe mich nicht um das Projekt gerissen.“ Bis zu 20 Kilometer im Umkreis sollen preisbewußte Kunden vom Globus-Markt nach Bretten gelockt werden.
„Enorme Kaufkraft würde aus den Nachbarkreisen abfließen“, befürchten etliche Einzelhändler aus Pforzheim und Mühlacker. Geschäftsführer Joachim Koppenhöfer von der Famila-Warenhandelsgesellschaft Südwest in Pforzheim glaubt, daß die Globus-Strategie klar darauf abziele, auch die angrenzenden Wirtschaftsräume „anzuzapfen“. Für Bretten sei das gigantische Projekt mit bis zu 25 000 Quadratmetern Verkaufsfläche jedenfalls völlig „überdimensioniert“. Die gewachsene Einzelhandelsstruktur würde durch die Globus-Ansiedlung nachhaltig gestört.
Ein Handelsriese vor den Toren der Goldstadt würde auch dort innerstädtische Entwicklungsmöglichkeiten torpedieren. Die Bürgermeister aus den benachbarten Enzkreis-Gemeinden sind ebenfalls besorgt, über die bevorstehende Weichenstellung in der Melanchthonstadt. Bürgermeister Bernd Kielburger (Königsbach-Stein) sieht schon jetzt einen Trend von Stein nach Bretten: ..Ein solcher Handelsgigant wäre Gemeinsam mit dem Regionalverband gelte es, klare Position gegen das Projekt zu beziehen. In dasselbe Hörn stößt man in Neulingen, räumlich nahezu ideal auf der „Einkaufsmeile“ Richtung Bretten gelegen. Preisbewußte Eltern könnten beim Einkaufsverhalten ihren Kindern folgen, die jetzt auf das Brettener (statt auf das Pforzheimer) Gymnasium gehen.
Mühlackers OB Klaus Schönfeld hofft auf einen einzelhandelsorientierten Schulterschluß gegen das Globus-Vorhaben. Ein Einkaufsvollsortiment auf der grünen Wiese bei Bretten würde allen Bemühungen um eine Belebung der Innenstadt zuwiderlaufen. In der Senderstadt hofft man auf eine Mitsprache im Raumordnungsverfahren. Die Besorgnis des Einzelhandels ist verständlich.“
In Knittlingen – gerade Schauplatz der großen Gewerbeausstellung – will man keinen Quadratmeter Boden für Globus bereitstellen, falls Bretten absagt. Bürgermeister Otto Kubier beklagt zudem, daß die Verantwortlichen in Bretten noch keinen Kontakt mit den Nachbargemeinden aufgenommen hätten. „Wir fördern mit großem Aufwand und staatlichen Sanierungsprogrammen die Entwicklung der Innenstadt. Diesen Anstrengungen würde ein Handelsriese mitten ins Gesicht schlagen.“
Ganz anders sieht das Pforzheims Stadtoberhaupt Dr. Joachim Becker. Globus müsse bei seinem Vorhaben schon ganz genau rechnen. „Wir haben auf der Wilferdinger Höhe ein großflächiges Angebot, dazu kommt das hochwertige Programm des innerstädtischen Facheinzelhandels.“
Für Panik sieht der OB keinen Anlaß. Wir halten voll dagegen und sehen uns als attraktive Einkaufsstadt der kurzen Wege.“
N.N.