Stadtbahn – eine Herausforderung

Artikel aus der BAZ, Badische Anzeigen Verlags GmbH
Brettener Einzelhändler informierten sich
Stadtbahn – eine Herausforderung

Bretten – Ab September 1992 wird es zwischen dem Mittelzentrum Bretten und dem Oberzentrum Karlsruhe eine Stadtbahn geben. Nicht nur die Einzelhändler der Me-lanchtonstadt befürchten, daß da eine „Einbahnstraße für Kaufkraftabfluß“ entsteht Wie man mit der Herausforderung Stadtbahn zurechtkommt, was im Vorfeld zu bedenken und zu unternehmen ist, war Thema einer Veranstaltung, zu der die Brettener Werbeagentur REGE in das neue Rathaus eingeladen hatte.
Der persönlichen Einladung waren Einzelhändler, Gewerbebetreibende, Politiker, Vertreter der Verwaltung und der Medien gefolgt. Sie alle sind von den Entwicklungen betroffen, sie alle müssen mit den gewandelten Bedingungen zurechtkommen, sie alle können aber auch die Chancen, die die Stadtbahn mitbringt, nutzen. So schwankte die Stimmung im Saal zwischen Skepsis und Optimismus, zwischen Resignation und aktivem Engagement.

Wolfram Augenstein, Mitinhaber der Werbeagentur REGE, umriß einleitend die Problematik. Die Stadtbahn wird einschneidend die Lage des Einzelhandels in Bretten beeinflussen. Sich rechtzeitig darauf einzustellen , ist ein Gebot der Stunde. Auch ohne tiefschürfende Analysen ist klar: Nur gemeinsam können die Einzelhändler diese Herausforderung meistern. Ein aktiver und in sich geeinter Einzelhandel, in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, der AdS und dem Gewerbeverein können die Probleme durchaus noch rechtzeitig lösen.

Der faktenreiche Vortrag des Marketingfachmanns Professor Dr. Hans-Manfred Niedetz-ky legte den Finger auf die offenen Wunden des Brettener Einzelhandels. Schon jetzt existiert ein besorgniserregender Kaufkraftabfluß von 30 Millionen – er hat sich in den letzten 4 Jahren verfünffacht wobei die Städte wie Karlsruhe, Pforzheim und Bruchsal einen erheblichen Kaufkraftzufluß aufweisen. Die uneinheitlichen Laden-Öffnungszeiten (vor allem am Donnerstag und dem „langen Samstag“) verärgern die Käufer. Untersuchungen haben auch ergeben, daß pauschal in Bretten nicht alle Wünsche was Sortiment, Auswahl und Beratung betrifft, erfüllt werden. Schließlich gibt es auch Defizite im Bereich Präsentation und Werbung. All das führt zu einer gefährlichen Mischung an Negativ-Faktoren, die in Zukunft „umgepolt“ werden müssen. Vor allem da im Zuge der Stadtbahn mit einer Erhöhung der Einwohnerzahlen zu rechnen ist, was zusätzliche Kaufkraft bedeutet, die es zu binden gilt.

Die Stadtbahn wäre eigentlich ein willkommener Anlaß alle Kräfte zu bündeln, um von einer kompetenten Agentur beraten, einen Wandel herbeizuführen. Anschließend hat der Geschäftsführer der AVG, Dieter Ludwig, in einem engagierten und überzeugenden Referat vor Schwarzmalerei gewarnt Die Betreiber der Stadtbahn sind an hohen Beförderungszahlen intensiv interessiert und die können bei einer „eingleisigen“ Richtung der Fahrerströme nicht erreicht werden. So ist die AVG schon aus Eigeninteresse bereit, die werblichen Aktivitäten für Fahrten nach Bretten zu intensivieren und „sitzt mit den Einzelhändlern im gleichen Boot“. Natürlich muß das Leistungsangebot in Bretten stimmen und deshalb richtete er einen dringenden Appell an die Anwesenden, gemeinsam die existenten Schwierigkeiten – sie sind nicht Ergebnis der Stadtbahn, sondern struktureller Art – zu bewältigen. Als Beispiel, daß so etwas sehr konkret gut funktionieren kann, brachte er Ettlingen, eine Stadt die einen Kaufkraftzufluß von 70 Millionen hat – auch dank der Stadtbahn.

Oberbürgermeister Paul Metzger wies in seinem Vortrag auf die Erfolge der Stadtverwaltung bei der Schaffung einer funktionierenden Infrastruktur hin. Aber diese Voraussetzungen müßten von den Einzelhändlern bewußt genutzt und die Kauf-Attraktivität umgesetzt werden. Auch er plädierte für ein noch auszuarbeitendes Konzept zur Stadtbahn-Problematik. Die anschließende angeregte und auch kontroverse Diskussion war ein Spiegelbild der bestehenden Gegensätze innerhalb der Einzelhändler. Unzufriedenheit mit den bisherigen Aktivitäten der Werbegemeinschaft kam ebenso zum Ausdruck wie die Einsicht, daß nun endlich ein gemeinsames Vorgehen unter fachkundiger Beratung nötig ist In den vielen nachfolgenden Einzelgesprächen wurde die Problematik vertieft und mit konkreten Beispielen aus den Erfahrungen der Einzelhändler konkretisiert. Die Agentur REGE wurde gebeten, weitere Veranstaltungen dieser Art durchzuführen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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