40 Mitarbeiter entlassen, Produktion nach Portugal

Hosen-Herstellung wird eingestellt:
Erst vor einem Jahr erfolgte Umsiedlung in Bretten
BRETTEN. Die Mitteilung des Textilproduzenten „Herbert Brunnert GmbH“, zum 30. April die traditionsreiche Fertigung von Herrenhosen aufzugeben und 40 Mitarbeiter zu entlassen, hat in Bretten überrascht und Besorgnisse ausgelöst. Erst vor gut einem Jahr war die Firma im Rahmen des vor allem von Oberbürgermeister Paul Metzger forcierten „Industriekarussells“ aus der Innenstadt in den neu angelegten Industriepark im Stadtteil Gölshausen umgesiedelt worden. Damals war von zukunftsweisenden Arbeitsplätzen die Rede, die von der Stadt in jeder nur erdenklichen Weise zu fördern seien – so stellte Bretten über die städtische Kommunalbaugesellschaft die modernen Produktionshallen mietweise zur Verfügung, in denen das Unternehmen seither Hosen der mittleren Preisklasse fertigte.

Wie Helmut Brunnert, der Alleingeschäftsführer des seit 52 Jahren bestehenden Familienunternehmens mitteilte, sei die eingetretene Entwicklung „vom Markt erzwungen“ worden, vergleichbare Produkte würden von Niedriglohnländern „um gut die Hälfte billiger“ am deutschen Markt angeboten.

„Um konkurrenzfähig zu bleiben, haben wir uns entschlossen, unsere Produktion im Wege der Lohnfertigung nach Portugal zu verlagern und auf diese Weise 50 bis 60 Prozent der Herstellungskosten einzusparen“, erklärte der Fabrikant. Im Zusammenhang eines künftigen europäischen Binnenmarktes sei die ganze Angelegenheit ohnehin ein normaler Vorgang.

Auf Befragen bestritt OB Metzger energisch, daß sein Konzept der Um- und Neuansiedlung von Gewerbebetrieben mit sicheren Arbeitsplätzen einen Rückschlag erlitten habe. „Das Industriekarussell klemmt nicht“, betonte der Melanchthonstädter Verwaltungschef. „ Bretten setzt weiterhin auf die Strukturveränderung, die Schaffung und den Erhalt technologisch hochwertiger Arbeitsplätze“. Im übrigen seien die der Stadt gehörenden Gölshausener Produktionshallen durchaus „multifunktional nutzbar“, auch werde die Firma Brunnert mit den verbleibenden 65 Betriebsangehörigen weiterarbeiten und sich verstärkt im Bereich Modedesign und Modeschöpfung engagieren.

Ortsvorsteher Manfred Hartmann bedauerte gegenüber der Presse den Wegfall wichtiger Arbeitsplätze: „Hier haben vor allem Frauen aus unserer Ortschaft gearbeitet, die wohl in Gölshausen kaum eine entsprechende Arbeitsstelle finden können.“ Trotz Sozialplans, der vorbereitet werde, sei dies eine bittere Pille für die Betroffenen, sagte der Kommunalpolitiker.
uh

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4 Antworten zu 40 Mitarbeiter entlassen, Produktion nach Portugal

  1. r.hofmann sagt:

    An spezi

    Aber klar doch! – Nur jede Gemeinde spielt auch gern(mit)Unternehmer(n)! 🙂

  2. spezi sagt:

    Gehört doch in die Rubrik „freiwillige Aufgabe“ einer Stadt – oder etwa nicht?

  3. -Ferd.-Ö.- sagt:

    Ohne Frage – bereits vor 20 Jahren in Verantwortung des Verwaltungschefs Metzger eine effiziente kommunale Brettener Wirtschaftsförderung!

  4. mm sagt:

    also schon damals waren die Risiken des „Karussels“ bekannt, aber es wurde lustig auf Kosten der Brettener Steuerzahler weitergebaut. Demnächst müssen wir vielleicht den Abriss des Karussels wegen Leerstand bezahlen?!

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