Brettens Anteil

Die Stadtbahn ist für Bretten die Jahrhundert-Chance. Dem ist wenig hinzuzufügen, und mittlerweile haben auch die meisten jener Brettener, die die bessere Schienenanbindung an Karlsruhe zunächst mit Skepsis betrachteten, den Nutzen erkannt. Die Straßenbahnzüge zwischen Brettener Hallenbad und Karlsruher Pyramide werden das Kraichgaustädtchen im Taktverkehr aus dem Verkehrsschatten herausholen, in den es im Laufe der vergangenen Jahrzehnte versunken ist.
Der Nutzen der Stadtbahn steht also nicht mehr zur Diskussion. Es geht mittlerweile nur noch um die Kosten. Und auch hier ist der Löwenanteil längst geregelt:
Der Bund, der Stadt Karlsruhe und der Landkreis haben festgelegt, daß und wieviel sie beizusteuern bereit sind. Somit läßt sich leicht errechnen, was die beiden anderen Beteiligten, die Stadt Bretten und die Gemeinde Walzbachtal, zusammen zu zahlen haben. Es sei denn, es täte sich überraschend noch eine weitere Geldquelle auf.

Wunder sind, zumal in der Politik, dünn gesät, und so werden sich die Brettener Kommunalpolitiker wohl oder übel an den Gedanken gewöhnen müssen, daß die Stadtbahn die Stadtkasse mit rund sechs Millionen Mark belasten wird -ein paar hunderttausend Mark hin oder her spielen da wirklich kaum eine Rolle.
Daß die Stadt Bretten nicht sofort zugestimmt hat, als ihr die Stadtbahn-Väter vorrechneten, wieviel Geld sie in das Projekt einbringen soll, war ihr gutes Recht. In der Politik gibt es keine Festpreise. Wieviel am Schluß bezahlt wird, ist das Ergebnis von Verhandlungen. Und in solchen Gesprächsrunden — die freilich kaum im Licht der Öffentlichkeit geführt werden – kann der Brettener Oberbürgermeister sehr wohl darauf hinweisen, daß die wirtschaftliche Lage seiner Stadt überaus angespannt ist, daß Brettens Finanzplanung tatsächlich kaum mehr Spielraum läßt. Er wird sich aber auch die Entgegnung seiner Gesprächspartner anhören müssen, daß die Stadt in der Vergangenheit beispielsweise für Schul- und Hallenprojekte, Vereins- und Feuerwehrhäuser und nicht zuletzt ein prächtiges Rathaus zwar Geld hatte, an rechtzeitige Rücklagen für das Stadtbahnprojekt aber offensichtlich überhaupt nicht gedacht hat.
Vielleicht gelingt es den Vertretern Brettens, in solchen Gesprächen doch noch eine günstigere Quote für ihre Stadt zu erreichen. Zurückziehen können sie sich vom Stadtbahnprojekt aber nicht mehr. Kaum ein Bürger in Bretten und dem Umland hätte Verständnis dafür, wenn die Stadtbahn nicht käme, nur weil Bretten einige hunderttausend Mark nicht zu zahlen bereit ist. Dies, zumal die Stadt zur gleichen Zeit viel Geld in Projekte steckt, die dem Bürger weitaus weniger direkt spürbaren Nutzen bringen, es sei nur an den Neubau der Stadtwerke erinnert.
Bretten kann, ja es muß versuchen, noch einen Rabatt herauszuschlagen. Aber gezahlt werden muß. Nicht zuletzt, weil nächstes Jahr Kommunalwahlen sind.
ba

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