Nebenbei bemerkt

Flirt mit Bretten
Das Liebeswerben der Goldstadt um Bretten ist keinesfalls sensationell. Schon als die Kreisreform zur, Debatte stand, versuchte Pforzheim das benachbarte altbadische Amtsstädtchen auf seine Seite zu ziehen. Doch die vorsichtigen Brettheimer zierten sich damals, schreckten davor zurück, auch einmal Neuland zu betreten. Und schließlich hatten sich die für das Mittelzentrum wichtigen Gemeinden, Oberderdingen beispielsweise, für Karlsruhe entschieden. Manche in Bretten bedauern diese Entwicklung. „Hätte sich die Melanchthonstadt zum Enzkreis hin orientiert“, meinte auch Oberbürgermeister Metzger, von dem die neuerliche Initiative wohl ausgeht, „könnten wir dort die zweite Position nach Pforzheim einnehmen.“

Im Landkreis Karlsruhe dagegen wird Bretten als fünftes Rad am Wagen gehandelt – sagt der OB natürlich nicht, meint es aber vielleicht. Doch bei solchen nach rückwärts gewandten Spekulationen hält sich Paul Metzger nicht lange auf, das würde seinen pragmatischen Vorstellungen von Politik kaum entsprechen. Wer aber realistisch handelt und über den eigenen Kirchturm hinausblickt, dem sind Kreisgrenzen eher Ansporn als Hindernis. Und zwischen Pforzheim und Bretten geht heute vieles zusammen. An der Spitze beider Städte stehen dynamische Oberbürgermeister-Persönlichkeiten, die offensichtlich Sympathie füreinander empfinden – obwohl der eine ein unverhältnismäßig größeres Gewicht in die Waagschale zu werfen hat. Das braucht der Liaison keinen Abbruch tun, solange der kleinere Partner sich nicht übervorteilt fühlt.

Vor allem aber zeichnen sich zwischen den Nachbarstädten auf entscheidenden Feldern der Kommunalpolitik handfeste gemeinsame Interessen ab: Im Verkehrsbereich, auf kulturellem Sektor, in wirtschaftlicher Hinsicht. Wenn sich die Verwaltungschefs Dr. Joachim Becker und Paul Metzger demnächst in Bretten beraten, geht es also um mehr als einen unverbindlichen Austausch von Freundlichkeiten. Zwei Dinge allerdings sollten tunlichst vermieden werden: Zu hochgesteckte Erwartungen auf ein üppiges Schlachtfest ebenso wie zu kleingebackene Brötchen. Reuchlin und Melanchthon liefern das geistige Band: Auf diesem soliden Fundament läßt sich gut bauen.

Eckehard Uhlig

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert