Alte Probleme liegen wieder auf dem Tisch

Zur Strukturuntersuchung
OB Paul Metzger: Es geht nicht ohne Schockerlebnis

ws. – Die Strukturuntersuchung für Bretten, die eine Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Beratungsgesellschaft aus Köln auf den Tisch gelegt hat, ist mehr als „graue Theorie“. Als die Ergebnisse bei einer Bürgerversammlung im Brettener Rathaus vorgetragen wurden, machten die Experten deutlich, daß sich die Situation von Handel und Gewerbe, daß sich die Mittelpunktfunktion Brettens nur dann nachhaltig verbessern lasse, wenn aus der Untersuchung die Lehren gezogen werden und wenn beide Seiten gemeinsam ihre Probleme lösten.

„Die Zeit ist in Bretten vorbei, daß man den Zug verpassen konnte“, nahm Oberbürgermeister Paul Metzger diesen Hinweis auf. Weder die Strukturuntersuchung, noch das Verkehrsgutachten, weder der Plan für den öffentlichen Personennahverkehr, noch das Spielplatzgutachten können ohne Wirkung bleiben. Bretten befinde sich in einer Situation mit schwachen Finanzen, mit einer Industriebrache, mit Altlastschwierigkeiten, mit riesigen Verkehrsproblemen. Außerdem müsse man gegen Tendenzen der Isolation im Mittelbereich ankämpfen. „Wenn wir offensiv werden wollen, so wird das nicht ohne Schockerlebnisse abgehen.“

In der Tat, die Experten legten den wenigen Brettener Bürger, die ins Rathaus gekommen waren, die altbekannten Probleme bei der Strukturuntersuchung wieder auf den Tisch: Ohne den Durchgangsverkehr aus der Weißhofer Straße und aus der Pforzheimer Straße zu nehmen, sei eigentlich keines der Probleme zu lösen, lautete da eine Feststellung. Und als ein Brettener Geschäftsmann nachhakte, wie dies zu bewerkstelligen sei, da lautete das Rezept, altbekannt und fatal: Südumgehung von Gölshausen und danach die Bündelungstrasse.

Parkplätze müssen in Bretten her, wenn man das Umland, die Bürger aus dem Mittelbereich, stärker an die Stadt binden will, hieß eine andere Forderung. Der Experte rechnete vor, daß bis 1990 mindestens noch 560 Parkplätze fehlten. Und in diese Zahl rechnete er die, welche im Zusammenhang mit einer Stadthalle gebaut werden sollen, erst gar nicht ein, weil sie nur den Eigenbedarf in diesem neuen Zentrum deckten. Für weitere Parkplätze müsse man unter die Erde; eine andere Lösung könne die Brettener Bausubstanz gar nicht verkraften.
Was kann Bretten tun, um den Kaufkraftabfluß in die Großstädte Karlsruhe und Pforzheim zu verhindern, fragten die Brettener. Die Experten waren skeptisch: Ganz umgedreht werden könne ein solcher Trend nicht. Verbesserungen seien möglich, wenn man gezielt die Schwächen des eigenen Angebots verbessere, Beratung und Service optimiere und vor allem Ausgleich durch eine stärkere Bindung des Umlands an Bretten anstrebe.

Eine Flut von Zahlen bewies: Nicht immer hat Brettens Einzelhandel bei den Bürgern ein gutes Image. „Ob das nun im Detail berechtigt ist oder nicht, ist unerheblich“, stellte der Experte fest. „Wichtig und entscheidend allein ist, daß ihre Kunden so denken.“
Die Strukturuntersuchung bleibt nicht in bloßer Beschreibung stecken. Eine Fülle von Verbesserungsmöglichkeiten wurden aufgezeigt: Gestaltung von Fußgängerzonen und des Stadtbildes sowie Imageverbesserung durch Werbung „mit Rücksicht, Kultur und Augenmaß“.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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5 Antworten zu Alte Probleme liegen wieder auf dem Tisch

  1. h - z sagt:

    @ -an-i-

    U. a. Planung von Veranstaltungen und Märkten…

    Wofür überhaupt Stadtmarketing:
    Für Touristen, Unternehmen, Bespaßung der Bürger, Selbstbeschäftigung, Hilfe zur Vebesserung diverser Märkte?

    Was macht eigentlich die Brettener Wirtschaftsförderung, nachdem schon länger keine neue Firma angesiedelt wurde?

    Gehören Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung etwa nicht zusammen?
    Ein Stadtmarketing soll neue Konzepte entwickeln, was ziemlich unnütz klingt.

    Sollen so zusätzliche Käufer in Bretten einfallen, nachdem tolle Ideen erfunden sein werden?

  2. -an-i- sagt:

    25.Februar, 1987
    Eine Flut von Zahlen bewies: Nicht immer hat Brettens Einzelhandel bei den Bürgern ein gutes Image. „Ob das nun im Detail berechtigt ist oder nicht, ist unerheblich”, stellte der Experte fest. „Wichtig und entscheidend allein ist, daß ihre Kunden so denken.”

    BNN 16. März 2013
    Auszüge:
    Neuer Posten fürs Stadtmarketing

    Die Forderung der Brettener Unternehmer und des Einzelhandels nach einem verbesserten Stadtmarketing wurde offenbar gehört.

    Der Einzelhändler als VBU-Chef: „Ich sehe das als Reaktion auf unsere Forderungen“
    „Ich bin froh, dass man diesen Bedarf erkannt hat.“

    VBU-Chef wünscht sich jemanden, „der beide Seiten kennt“ der vielleicht sogar Erfahrung im Handel mitbringt.

    Als Aufgabe sind vorgesehen: „Planung von Veranstaltungen und Märkten, neue Konzepte, Pressearbeit, Vermarktung der Veranstaltungen und die Koordinierung zwischen Handel, Gewerbe und Rathaus. AUßERDEM DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM INNERSTÄDTISCHEN HANDEL.“

    Fragen:
    Sind die Unternehmer aus den diversen Industriegebieten auch betroffen?
    Was macht der Handel außerhalb der Innenstadt?
    Warum muss der Steuerzahler dafür sorgen, dass es dem innerstädtischen Handel gut geht?
    Genügen die Einkäufe nicht?
    Ist der Einzelhandel nur ein „Warenverteiler“ ohne unternehmerischen Kompetenzen?
    Brot und Spiele – ist das das Endstadium?

    Ich werde das Gefühl vom 25.Februar, 1987 nicht los:
    Eine Flut von Zahlen bewies: Nicht immer hat Brettens Einzelhandel bei den Bürgern ein gutes Image…

  3. -rl- sagt:

    „Situation mit schwachen Finanzen,“
    „…mit riesigen Verkehrsproblemen.“
    „Parkplätze müssen in Bretten her,“
    „Für weitere Parkplätze müsse man unter die Erde;“
    „Nicht immer hat Brettens Einzelhandel bei den Bürgern ein gutes Image.“
    „Eine Fülle von Verbesserungsmöglichkeiten wurden aufgezeigt:“

    Das kommt mir heute noch so bekannt vor…

  4. mm sagt:

    ich meinte das mit dem „Schockerlebnis“ !!

  5. mm sagt:

    manchmal sagt er auch die Wahrheit, was wir nach nunmehr 20 Jahren Metzger bestätigen können !

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