Täglich 18500 Fahrzeuge auf der Pforzheimer Straße

Verkehrsbelastung in der Innenstadt ist seit 1973 um teilweise 200 Prozent angewachsen
Von unserem Redaktionsmitglied Peter Huber

Mit Spannung erwartet und bei der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgelegt wurden am Montagabend die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung des Karlsruher Ingenieurbüros Koehler/Leutwein. Diese soll als Grundlage für künftige Planungen neuralgische Knotenpunkte, Verkehrsströme und besonders belastete Straßenabschnitte aufzeigen. Die letzte Verkehrsanalyse stammt aus dem Jahr 1973 und weist trotz zusätzlicher Prognosen bis zum Jahr 1990 enorme Differenzen – besonders im Durchgangsverkehr – auf.

Wie Dr. Koehler von dem beauftragten Büro erläuterte, habe man die Verkehrszählungen am 10. und 12. Juni vergangenen Jahres durchgeführt und mit jenem Dienstag und Donnerstag „ganz normale Tage ohne besondere Spitzenbelastung im Straßenverkehr ausgesucht“. Gezählt und befragt wurde seinerzeit sowohl in der Kernstadt, als auch in den Stadtteilen und den wichtigsten Ausfallstraßen. Hier das Resultat der Autofahrer-Befragung:

Der aus Richtung Norden kommende Verkehr rollt in der Regel über die B 293 durch Gölshausen, biegt auf die B 35 ein und fließt zu 90 Prozent in Richtung Karlsruhe über die B 293 ab.
Weitaus weniger Fahrzeuge rollen direkt in die Kernstadt, wo sich der Verkehr gleichmäßig „verästelt”.
Der Verkehrsstrom auf der Bundesstraße 35 östlich von Bretten fließt an der Melanchthonstadt vorbei in Richtung Bruchsal. Bretten bekommt nur wenig davon ab. Die Zähler an der Kontrollstelle auf der B 294 südlich von Bretten haben festgestellt, daß sich die Fahrzeuge ganz gleichmäßig auf die Fahrtrichtungen Bruchsal, Karlsruhe und Heilbronn verteilen.

Nur zehn Prozent des Verkehrs, der von Diedelsheim und Gondelsheim her kommt, zweigt beispielsweise nach Pforzheim ab. Die restliche Blechlawine rollt in Richtung Stuttgart und Heilbronn weiter. Die meisten Autofahrer, die auf der B293 am Karlsruher Dreieck befragt wurden, wollten über die B293 durch Gölshausen in Richtung Heilbronn, ein kleinerer Teil von ihnen nach Bretten selbst.

Als erstaunlich bezeichnete Dr. Koehler die Tatsache, daß durch Diedelsheim hindurch ein „Schleichverkehr“ festgestellt wurde: Zahlreiche Autofahrer, die von der B35 aus Richtung Gondelsheim kommen, lenken ihr Gefährt nicht über das Karlsruher Dreieck zum Alexanderplatz, sondern biegen zuvor ab und kürzen durch den Stadtteil hindurch ab. Schließlich stellt die Analyse fest, daß auf den Bundesstraßen 293 und 35 etwa die Hälfte der Fahrzeuge ausschließlich als Durchgangsverkehr unterwegs sind. Der Anteil des Schwerlastverkehrs liegt unter zehn Prozent.

Am aussagekräftigsten unterdessen sind die Vergleichszahlen zu der Verkehrsuntersuchung von 1973, welche die Entwicklung des Straßenverkehrs durch und innerhalb Brettens präzise darstellen. Demnach war die höchste Zunahme der Fahrzeugzahlen auf der Verbindung Melanchthonstraße, Wilhelmstraße und Pforzheimer Straße mit „Zuwachsraten“ von bis zu 204 Prozent zu verzeichnen. Das heißt, allein auf dem Teilstück zwischen der Einmündung der Wilhelmstraße in die Pforzheimer Straße und der Einmündung der Ruiter Straße wurden innerhalb von 24 Stunden 25900 Pkw-Einheiten gezählt. Die Verkehrsprognose von 1975 hatte allein in diesem Bereich 75 Prozent weniger Verkehrsaufkommen angenommen.

Ebenso auffällig ist die Verkehrsentwicklung auf der B293 in Gölshausen: Hier wurden 15540 Pkw-Einheiten registriert, während es 1973 noch 5 785 waren, die durch den Stadtteil fuhren. Die Zunahme liegt bei 169 Prozent. Auch hier hatte die Verkehrsprognose um 32 Prozent danebengegriffen. Und schließlich ergab sich auf der Derdinger Straße von 2829 Pkw-Einheiten im Jahre 1973 zu den jetzt gezählten 5830 Pkw-Einheiten eine Steigerung von 3001 Fahrzeugen oder 108 Prozent.
Am gravierendsten verschätzte sich die Prognose in der Georg-Wömer-Straße. Obwohl sich das Verkehrsaufkommen de facto nur um 18 Prozent steigerte, hatte man 1975 die voraussichtliche Verkehrszunahme um glatte 103 Prozent zu tief angesetzt.
Allerdings gab es erstaunlicherweise auch einen Streckenabschnitt mit einer deutlichen Abnahme der Fahrzeugzahlen: Auf der Bundesstraße 35 zwischen dem Schwimmbad und dem Gölshäuser Dreieck, wo 1973 noch 12 686 Pkw-Einheiten am Tag gezählt wurden, fuhren letztes Jahr „nur“ 11060 Pkw-Einheiten. Nicht minder erstaunlich ist außerdem, daß die 73er Verkehrsprognose sich nur um 236 Fahrzeuge oder ganze zwei Prozent verschätzt hatte. Der Gemeinderat will nun einen Ausschuß einsetzen, der diese Zahlen analysieren soll.

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