Bestandsaufnahme erst im Nachtragsetat ’86

Paul Metzger fühlt sich nach 100 Tagen als OB von Bretten „pudelwohl“
„Der Beruf wurde zum Hobby und das Hobby zum Beruf. Ich fühle mich in meiner neuen Aufgabe pudelwohl“, so resümierte gestern Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger nach den ersten 100 Tagen seit der Amtseinführung. Schonfrist wurde ihm kaum gewährt, denn gerade hatte er den Dienst im Rathaus angetreten, als der Konkurs der Malag-Werke angekündigt wurde, ein Firmenzusammenbruch, der Bretten und Münzesheim hart getroffen hat und noch lange nicht bereinigt ist.

Im Gemeinderat hat er, so interpretierte der OB die Situation, deutlich gemacht, daß er sich auch ohne eine eigene Hausmacht durchzusetzen vermag. Metzger meinte wohl seinen Widerspruch gegen Beschlüsse des Gemeinderats wie etwa beim Großverbrauchermarkt. Die Änderung der Hauptsatzung mit Einführung der Ortschaftsverfassung in allen Stadtteilen kommentierte der OB mit der Feststellung, er sei froh, daß alles so gelaufen ist und daß am 26.10. 1986 gewählt werden kann. Seine Erfahrungen als Ortsvorsteher in Heidelsheim stimmten ihn optimistisch, daß es in allen Stadtteilen möglich sein wird, die Eigenverantwortlichkeit der Ortschaftsräte zu entwickeln und deren Initiativen innerhalb des vorgezeichneten Finanzrahmens in die Gesamtpolitik einzubinden.
Die Resonanz seiner Arbeit bewertet Metzger in der Bevölkerung, im Gemeinderat und in der Verwaltung als positiv. Mit neuen Organisationsplänen in der Verwaltung ist indessen zu rechnen; im Entwurf stehen sie inzwischen fest, sie werden, so beteuerte der OB, erst mit der Verabschiedung des Nachtragshaushalts 1986 realisiert werden. Überhaupt scheint er diesem Nachtragsetat, der im September verabschiedet werden soll, eminente Bedeutung beizumessen. Metzger kündigte quasi einen neuen Haushaltsplan an, der alte, vor seinem Dienstantritt verabschiedete, müsse völlig überarbeitet werden, da mehrere festgeschriebenen Maßnahmen nicht zu realisieren seien. Dieser Nachtrag bedeute Kassensturz und Bestandsaufnahme.

Und die Zusammenarbeit mit seinem Konkurrenten im Wahlkampf, Bürgermeister Eberhard Niethammer? Das Zusammenarbeiten mit ihm nannte Metzger eine der angenehmsten Feststellungen während der ersten 100 Tage; er sprach von einem guten partnerschaftlichen, fast freundschaftlichen Verhältnis. Alle Verwaltungsaufgaben würden offen besprochen.

Flächennutzungs- und Verkehrsplanung stellte das Stadtoberhaupt der Prioritätenliste voran. Er will fertige Pläne in der Schublade haben, um rasch zugreifen zu können, wenn sich Chancen bieten. Nach seiner Meinung reichen die derzeit ausgewiesenen Gewerbegebiete nicht aus; die relativ günstige Arbeitslosenquote in Bretten ist für ihn kein Maßstab. Bretten benötigt dringend höhere Gewerbesteuereinnahmen, so formulierte Paul Metzger, und das nicht über eine Erhöhung der Hebesätze. Bei seinen Planungen visiert er ein 30-Hektar-Gelände im Westen der Gemarkung Bretten an, um neue Arbeitsplätze zu schaffen, um aber auch eine echte Bestandspflege für die angestammten Unternehmen zu betreiben. Dabei erinnerte er an die erfreuliche Entwicklung bei Neff, wo seit dem Neubeginn fast 500 neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Die Stadt müsse sich umgehend Gedanken machen, wie eine Erweiterung bei Neff ermöglicht werden könne, sagte er.

Der Oberbürgermeister begründete seinen Optimismus zunächst mit der verkehrsgünstigen Lage der Stadt in der Mitte dreier Oberzentren, dann aber auch mit den Möglichkeiten der künftigen Stadtbahn, die engere Kontakte zu Karlsruhe erwarten ließe und mit der sich abzeichnenden Lösung der Verkehrsprobleme durch die Auslagerung von B 294, B 293 und der L 1103 in Richtung Oberderdingen. Bis 1990 könnte demnach die Verkehrsberuhigung in Gölshausen erreicht sein.

Als besonderem Anliegen artikulierte Metzger die Intensivierung der „Außenpolitik“ von Bretten mit dem Ziel, den gesamten Mittelbereich zu stärken. Ein erster Schritt hierzu ist die Kontaktnahme mit allen Nachbarn bis hin zu den entfernteren Mittelzentren.

Karl Banghar

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