Konkursverwalter „stellt“ 170 Malag-Arbeiter „frei“

Arbeitsamt soll zur „Kostenverschiebung“ einspringen
BRETTEN. Der bittere Gang zum Arbeitsamt wird nun für rund 170 Arbeitnehmer der Brettener Malag- Werke unumgänglich. Nachdem sich der Konkurs des alteingesessenen Familienunternehmens und Herstellers von Großküchen, Wärmespeichergeräten und Herden nicht mehr vermeiden ließ und zum 1. April eröffnet werden mußte, hat Konkursverwalter Irschlinger einen Großteil der Beschäftigen „unter dem Gesichtspunkt der Kostenverschiebung für das Arbeitsamt freigestellt“.

Noch am Mittwoch meldeten sich mehrere Betroffene bei den zuständigen Ämtern in Bretten und Bruchsal arbeitslos und beantragten die Arbeitslosenunterstützung. Zwar hat der Konkursverwalter keine Kündigungen ausgesprochen, „sich aber gleichzeitig geweigert, alle Malag-Mitarbeiter weiterzubeschäftigen“, teilte der Bruchsaler IG-Metall-Sprecher Lochte auf Anfrage mit. Die eigenartige rechtliche Konstruktion bedeutet für die Abgewiesenen, daß bei einer eventuellen Weiterführung des Betriebes zu einem späteren Zeitpunkt die Wiederbeschäftigung möglich bleibt.

„Aber über diesen Punkt gibt, es nichts als Spekulationen und vage Andeutungen“, berichtete der Betriebsratsvorsitzende Walter Rösler, der die Stimmung unter den Arbeitskollegen als „sehr gedrückt“ bezeichnete. Irschlinger verhandle nach wie vor mit Interessenten, die zur Übernahme der Firma bereit sein sollen, „es gibt, so wird uns gesagt, zwei heiße Bewerber“, doch Namen oder konkrete Fakten über Form oder Bedingungen der Betriebsübernahme „läßt der Konkursverwalter nicht heraus“.

Wie aus der Umgebung Irschlingers zu erfahren war, „entscheidet die Konkursverwaltung nach rein sachlichen Gesichtspunkten“. Mit 230 Angestellten und Arbeitern, die nach betriebsinternen Erfordernissen ausgewählt wurden, geht die Produktion bei Malag vorläufig weiter. „Ein abgesoffener Laden läßt sich eben nicht verkaufen, deshalb müssen wir auch diesen Schritt mitgehen“, erklären die Gewerkschaftsvertreter.
Überhaupt könne man keinerlei arbeitsrechtliche Maßnahmen ergreifen, weil alles noch in der Luft hängt. Wir hoffen immer noch auf eine passable Lösung, vor allem im Interesse der zumeist älteren Kollegen wollen wir niemandem den „Vorwand liefern, Porzellan zerschlagen zu haben“.

Das eigentliche Problem der nunmehr in ein Konkursverfahren überführten Vergleichsverhandlungen sei gewesen, so hört man aus Insider- Kreisen, daß es immerhin drei Wochen gedauert habe, bis der Verwalterkredit beschafft werden konnte. „Im Unternehmen war buchstäblich kein roter Heller mehr vorhanden, und die Reaktion der Landesregierung fiel enttäuschend aus“, kritisiert Horst Lochte von der IG Metall, „so wurde wertvolle Zeit vertan, die uns jetzt fehlt“.

Die für kommende Woche anberaumte Versammlung der Gewerkschaftsmitglieder soll nun „Dampf machen“, damit die Tatsachen über die Zukunft der Malag-Werke endlich auf den Tisch kommen.
uh

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