Der Ostring im Widerstreit der Meinungen

Stellungnahme der Sprecher der Fraktionen und Gruppen im Gemeinderat
,,Seit nahezu zwei Jahrzehnten befaßt sich Brettens Gemeinderat mit den Verkehrsproblemen der Stadt. Vor rund zehn Jahren hat er den innerstädtischen Ring einstimmig beschlossen, weil er damit das historische Stadtbild mit dem Marktplatz und den anschließenden Gassen als Zentrum und verkehrsberuhigte Zone erhalten kann,“ betonte Helmut Wirth in der Stellungnahme der CDU zum vorgelegten Signalgutachten im Gemeinderat.
Durch den Ring werde der Kraftfahrzeugverkehr weitgehend aus dem Zentrum herausgehalten. ,,Die CDU-Fraktion steht uneingeschränkt zu dieser Grundkonzeption“, betonte Wirth. Der Ostring werde als eine Grundvoraussetzung für den verkehrsberuhigten Marktplatz von der CDU akzeptiert. Die CDU sehe in dem Signalgutachten eine wertvolle Hilfe für die künftige Planung des Verkehrsflusses.

Man bestehe freilich darauf, daß entlang des Ostrings ein detaillierter Bebauungsplan erstellt werde, der die städtebaulichen Akzente enthalte und die Anpassung an die bestehende Altbausubstanz und das Gelände aufzeige. Bei der Aufstellung des Vorentwurfs sollte die Verwaltung für einzelne Verkehrsknoten alternative Lösungen ausarbeiten.
,,Die SPD fordert von der Verwaltung einen Straßenbau-Vorentwurf der auf der Grundlage des Signalgutachtens einen reduzierten Flächenbedarf ausweist“, formulierte Kurt Häffner für seine Fraktion. So soll beispielsweise die Härdtsche Insel bestehen bleiben. Ein Linksabbiegeverbot würde bei gleich gutem Verkehrsfluß eine Fahrspur einsparen und den Geländeverbrauch reduzieren.
Der Knoten Wilhelmstraße-Pforzheimer-Straße sollte gebaut werden, wobei man aus dem Ring und aus der Wilhelmstraße in die nördliche Pforzheimer Straße einbiegen können müsse. In der Friedrichstraße sei eine Fußgänger- und Radfahrer-Unterführung erforderlich. Letztlich verlange die SPD den Verzicht auf den Radweg in der Pfluggasse: Das starke Gefälle und der Flächenverbrauch sprächen dagegen.

Die Trasse des Ostrings zwischen Weißhofer Straße und Georg-Wörner-Straße soll nach Meinung der Freien Wähler, wie Herbert Vogler vortrug, konstruiert werden, nach den Ergebnissen neuester Verkehrszählungen. Zur Trassierung von der Georg-Wörner-Straße bis zur Wilhelmstraße sollen zur Meinungsbildung die Bürger nochmals gehört werden. Vorher aber müsse eine Entscheidung über die Zukunft der Kraichgaubahn und die Verwendung des Harsch-Sägewerks erwirkt werden.

Die FWV möchte den Schwerlastverkehr in Nord-Süd-Richtung über eine Linksabbiegespur am Alexanderplatz abwickeln; diese Linksabbiegespur müsse zeitgleich mit dem Ostring fertig werden. Das Gebiet zwischen Pforzheimer Straße und Gymnasium müsse schnellstens neu geordnet werden. Zwischen Pfluggasse und Gymnasium schlagen die Freien Wähler eine Erweiterung des Schulhofes und eine Wohnbebauung mit unterirdischen Parkmöglichkeiten für Lehrer und Geschäftswelt vor.

Mit einer eingehenden und sehr langen grundsätzlichen Erklärung nahm Dr. Schallhorn für die FDP Stellung. Er warnte vor den Folgen des Ostrings: Dem Ausquartieren des Simmelturms aus der Altstadt, dem Auslöschen der Pfluggasse und ihrer östlichen Bebauung, der Zerstörung gewachsener sozialer Beziehungen, der Behinderung des Unterrichts an Gymnasium und Hebelschule und der Gefährdung der Fußgänger in einem stark belebten Bereich der Stadt.
Nach der Darlegung Dr. Schallhorns ist der Ostring im wesentlichen eine Straße, die den allein Bretten betreffenden Verkehr aufnehmen soll. Damit wolle man eine Verkehrsberuhigung in der Pforzheimer und Weißhofer Straße erreichen, aber mit dem Opfer, daß man diese Belastung anderen Bürgern aufbürde.
Dr. Schallhorn zitierte das Gutachten von Prof. Schoof aus dem Jahre 1973: ,,Hier sind stabile soziale Strukturen, die man mit Vorsicht anfassen sollte“. Die Planung sei aber in Bretten auf die autogerechte Gestaltung der Stadt ausgelegt worden und nicht auf die Gesundung des im Laufe der Zeit erkrankten Stadtkörpers. Dr. Schallhorn verwies auf Beispiele in Ettlingen und Karlsruhe, wo man ähnlich rigorose Straßenplanungen habe fallen lassen, zugunsten einer guten Entwicklung der Stadt.

Rolf Beier von den Grünen schloß sich diesen grundsätzlichen Ausführungen an und beschränkte sich auf einige Fragen: Wenn die Straßenbreiten reduziert werden, stimme dann das Signalgutachten noch? Was sagen Planer zu dem Umstand, daß eine solche verkehrsreiche Trasse an zwei Schulen vorbeigeführt werde? Wie hoch seien die Folgelasten dieser Planung ,und wer komme dafür auf? Wie stehe die Stadtplanung zum Durchschneiden der Friedrichstraße und was sagten die dort wohnenden Bürger dazu?
ws

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6 Antworten zu Der Ostring im Widerstreit der Meinungen

  1. h - z sagt:

    @ Matz

    Kann es sein, dass die richtigen Leute am falschen Platz sind
    oder
    die falschen Leute am richtigen Platz?
    🙂

  2. Matz sagt:

    „Seit nahezu zwei Jahrzehnten befaßt sich Brettens Gemeinderat mit den Verkehrsproblemen der Stadt“. Das war 1984, aber 20 Jahre später sind sie kein bisschen weiter…

  3. Dor./Kais. sagt:

    Höchstwahrscheinlich rausgeworfenes Geld! 🙁

  4. Soerg. sagt:

    Wie viele Verkehrsgutachten, zu welchen Preisen – und mit welchem praktischen Nutzen -wurden in diesem Zeitraum im Auftrag der Stadtverwaltung Bretten erstellt? 🙁

  5. AP sagt:

    Und das nach genau 24 Jahren!

  6. wok. sagt:

    Immer noch dasselbe … – Theater -! 🙁

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