Neff und Zanker sollen weiterleben

Vergleichsverwalter durchkreuzen AEG-Sanierungskonzept für Hausgeräte
Landesregierung aktiv eingeschaltet – AEG wilJ Markennamen Zanker nicht auch verlieren
Von unserem Korrespondenten Werner Scheib
Die Vergleichsverwalter von Neff in Bretten und Zanker in Tübingen, aber auch die baden-württembergische Landesregierung haben das Sanierungskonzept für den Hausgerätebereich der Mutter AEG kräftig durchkreuzt. Das erste Kapitel ist bereits geschrieben: Die Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH, der Mitkonkurrent und Branchen-Zweite im Hausgerätebereich will in Bretten einsteigen. Und auch bei Zanker in Tübingen versuchen Vergleichsverwalter und Landesregierung einen potenten Partner zur Fortführung der Produktion von Waschmaschinen am jetzigen Standort an Land zu ziehen.

Vorgesehen hat AEG-Konzern-Chef Heinz Dürr in seinem Sanierungskonzept etwas ganz anderes. Die Produktion von Neff-Herden und Dunstabzugshauben sollte von Bretten nach Rothenburg verlagert werden, während von den Bändern des AEG-Werks Nürnberg in Zukunft die bisherigen Tübinger Zanker-Produkte (Wäschetrockner und Waschmaschinen) rollen sollten. In der AEG-Zentrale ist man über das bisherige Verhalten der Vergleichsverwalter gelinde gesagt sauer, wenn man sich auch mit offiziellen Kommentaren noch zurückhält. Doch läßt man durchblicken, daß die AEG und die Banken die Entscheidung des Neff-Vergleichsverwalters und des potentiellen Käufers als geeignet ansehen, das gesamte Sanierungskonzept zu gefährden.

Bosch-Siemens, so ein AEG-Sprecher, kämpfe ja wie AEG bei der weißen Ware auf einem „gesättigten Markt“, der keinen größeren konjunkturellen Aufschwung erwarten lasse. Die Überkapazität des Rothenburger AEG-Herde-Werks sollte folglich die Brettener Produktion aufnehmen, um bei besseren Auslastungsquoten zu vernünftigen Produktionskosten zu kommen. Dieser Plan ist vorerst durchkreuzt.
Der Name Neff, fest ins Sanierungskonzept eingeplant, ist für AEG verloren. Bosch-Siemens darf künftig dieses Warenzeichen benutzen.

Auch wenn das Bundeskartellamt die Übernahme von Neff durch Bosch-Siemens als „wettbewerbsrechtlich nicht unproblematisch“ einschätzt, gehen Branchenkenner davon aus, daß das Berliner Amt letztendlich doch ja sagen wird.

Was mit dem Markennamen Neff geschah, soll sich nach dem Willen von AEG bei Zanker nicht wiederholen. Die Markenbezeichnung Zanker, so die AEG, liege bei der Zanker-Vertriebsgesellschaft und somit bei der AEG-Mutter. Gerade aber die gut eingeführten renommierten Markennamen sind es, die eine Übernahme bisheriger Produktionen interessant machen. Zanker- Vergleichsverwalter Hans Ringwald sondiert unter Hilfestellung von Ministerpräsident Lothar Späth gegenwärtig in alle Richtungen, um eine Beibehaltung der Produktion in Tübingen zu finden.

Es ist ein offenes Geheimnis, daß in den vergangenen Wochen zwischen AEG-Chef Heinz Dürr und der badenwürttembergischen Landesregierung ein Poker um die AEG-Arbeitsplätze im Südweststaat ablief. Ein schwäbischer Unternehmer brachte die Verhandlungen in einem Gespräch auf den Nenner: „Späth sitzt das Hemd (Arbeitsplätze im eigenen Land) näher, als der Rock (Sanierung der AEG auf Kosten bestehender heimischer Standorte)“.
Späth sieht seine Verpflichtung darin, „vermittelnd“ einzugreifen, wenn sich die reelle Chance bietet, mit zukunftsorientierten Neffund Zankerprodukten Arbeitsplätze in Baden-Württemberg zu sichern. Da es ernsthafte Interessenten gebe, sei folglich auch ein Markt vorhanden. Da Baden-Württemberg in letzter Zeit bei Videocolor, Dual, Kreidler und Bauknecht Arbeitsplätze in nicht unwesentlicher Zahl verloren hat, sind Späths Bemühungen allzu verständlich.

Wieviele Arbeitsplätze aber tatsächlich die jetzigen Interessenten bei Neff und Zanker noch bestehen lassen, ist offen. Der Neff-Betriebsrat hofft, daß Bosch-Siemens in Bretten mit rund 1000 der bisher 1900 Beschäftigten weitermacht.

N.N.

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