Neubaugebiet ohne Heizkeller

Die Häuser am Steiner Pfad in Bretten sollen mit Fernwärme aus Holz versorgt werden

Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Von den leuchtend gelben Gasleitungen, die bei der Erschließung von Baugebieten im Erdreich vergraben werden, wird man im künftigen Wohnviertel ,,Steiner Pfad“ im Süden der Kernstadt nichts sehen. ,,Wir verzichten auf den Gasanschluss zu Gunsten einer zentralen Wärmeversorgung“ , erklärte Oberbürgermeister Paul Metzger gestern.
Der Aufsichtsrat der Stadtwerke, dessen Vorsitzender Metzger ist, reagiere mit dieser Entscheidung auf die aktuelle Situation auf dem Gasmarkt, beachte aber auch ökologische Aspekte. Denn ein großer Teil der Heizwärme für das Baugebiet wird durch das Verbrennen von Holzhackschnitzeln aus heimischen Wäldern gewonnen. Erdgas werden die Stadtwerke nur verwenden, um in der warmen Jahreszeit in einem Blockheizkraftwerk die Energie für die Warmwasserbereitung zu erzeugen und um an besonders kalten Wintertagen die Spitzenlast aus Brennwertkesseln abzudecken.
Wer am Steiner Pfad ein Haus bauen will, wird um den Anschluss an die Fernwärmeversorgung gar nicht herum kommen. Zwar wolle die Stadt keine solche Vorschrift in den Bebauungsplan aufnehmen, erklärte Metzger. Dafür soll aber beim Grundstückskauf eine Klausel in den Vertrag aufgenommen werden, die das Heizen mit Öl oder Gas verbietet. Holzöfen oder Heizkamine werden aber möglich sein.

Unterm Strich werde der Anschluss an die Fernwärmeleitung für die Hausbesitzer günstiger sein als eine eigene Heizung im Keller, sagt Stefan Kleck, Geschäftsführer der Stadtwerke Bretten: Weder brauchten sie einen Kessel samt Brenner noch einen Kamin, und auch die laufenden Kosten für Wartung, Instandsetzung und Kaminfeger fielen nicht an. Allerdings werde die ,,Fertig-Wärme“ pro Kilowattstunde mehr kosten als wenn man das Gas im eigenen Kessel verheizt.

Günstig sieht die Umweltbilanz aus: Rund 180 Tonnen Kohlendioxid können nach den Berechnungen der Stadtwerke jedes Jahr durch das Verbrennen des nachwachsenden Rohstoffs Holz eingespart werden. Den Brennstoff wollen die Stadtwerke vor allem aus heimischen Wäldern gewinnen. Verfeuert werden soll in erster Linie gehäckseltes Restholz, das bei der normalen Bewirtschaftung anfällt. ,,Der Zuwachs an Holz ist riesig und wird immer größer, da wird die Versorgung keinerlei Probleme machen“, ist sich OB Metzger sicher. (Anmerkung BAK : siehe dazu Kommentar unten) Fil-teranlagen sollen dafür sorgen, dass beim Verbrennen des Holzes keinerlei Belästigungen durch Rauch oder Ruß auftreten.

Die Heizzentrale für das etwa 18 Hektar groß Gebiet ,,Steiner Pfad“ in dem nach der im kommenden Jahr beginnenden Erschließung einmal rund tausend Brettener zu Hause sein sollen, wird auf dem unweit gelegenen Areal der Stadtwerke gebaut. Von dort wird warmes Wasser durch Rohrleitungen zu den Häusern gepumpt, wo es in Wärmetauschern die Energie für Raumheizung und Warmwasser abgibt. Die Anlage, in der die Holzschnitzel verbrannt werden, wird allerdings erst dann in Betrieb gehen, wenn das Gebiet etwa zur Hälfte besiedelt ist und entsprechend viel Wärme geraucht wird. Bei zu geringer Last bringe ein Holzkessel schlechte Werte, erklärt Stefan Kleck. Aus diesem Grund wurde auch für die Grundlast im Sommer ein Blockheizkraftwerk vorgesehen, wo Gas in einem Motor verbrannt wird und dabei außer Wärme auch noch elektrische Energie liefert. Im Hallenbad im Grüner haben die Stadtwerke schon seit vielen Jahren ein solches Kraftwerk in Betrieb.

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Eine Antwort zu Neubaugebiet ohne Heizkeller

  1. Matthias Menzel sagt:

    Siehe dazu auch diesen Artikel, in dem die weiteren Auflagen und Belastungen dieses Wohngebietes erläutert werden. Zu der Behauptung, Zitat Metzger : „Der Zuwachs an Holz ist riesig und wird immer größer, da wird die Versorgung keinerlei Probleme machen“, siehe den Artikel Mehr Bedarf als Angebot mit der gegenteiligen Aussage von Forstamtsleiter Ewald Kugler.

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