Leserbrief : Bretten braucht keine Erweiterung von Gewerbeflächen

Zur Diskussion um die Erweiterung des Gewerbegebietes Gölshausen in den Rüdtwald:

Ich stelle eine Ausweitung von Gewerbegebieten (egal ob in Gölshausen, Schwarzerdhof oder Diedelsheimer Dreieck) überhaupt infrage: Nach einer Studie von Wissenschaftlern des Wiener Instituts für Demographie und des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse in Laxenburg bei Wien wird sich die Bevölkerung Europas in den nächsten 100 Jahren deutlich verringern. Die Bevölkerungsentwicklung hat seit 2000 eine „negative Eigendynamik“ erreicht. Sie wird sich von heute 376 Millionen bis 2010 auf rund 290 Millionen reduzieren, also um sage und schreibe 86 Millionen (mehr als die Bundesrepublik vor der Einigung Einwohner hatte). Verantwortlich dafür sind die statistisch gesehene Geburtenrate von 1,5 Kindern pro Frau, und die Tatsache, dass Frauen in Europa immer älter werden, bevor sie Kinder bekommen.

Diese Entwicklung wird gerade an Deutschland, dem bevölkerungsreichsten Land Europas, nicht vorbeigehen, zumal das Statistische Bundesamt bis zum Jahre 2015 eine jährliche Verringerung der Einwohnerzahl der Stadt Aachen prognostiziert.

Dass dieser Trend ausgerechnet nicht für Bretten gelten soll, ist unwahrscheinlich. Bretten geht also bei der Berechnung von zukünftig notwendigem Gewerbegebiet von falschen Zahlen aus. Bei 40 000 Firmenpleiten in 2002, und bereits 20 000 im ersten Halbjahr 2003 (Tendenz gleichbleibend oder steigend) würde ohnehin jede Menge Gewerbefläche frei.

Wenn also eine seriöse Bedarfsrechnung (Gewerbefläche pro 100 Einwohner) für das Jahr 2015 gemacht würde, könnte dabei keinesfalls ein höherer Bedarf an Gewerbefläche als heute vorhanden herauskommen.

Fazit: Bretten braucht überhaupt keine Erweiterung von Gewerbeflächen. Im Umland gibt es jede Menge freie Flächen. Bretten braucht auch keine neuen, wirtschaftlich außerordentlich fragwürdigen Finanzexperimente, derer es in der Vergangenheit schon einige gegeben hat.

Und noch eine Richtigstellung eines „Märchens aus Tausendundeiner Nacht“. Seit 1990 werden immer neue Gewerbegebiete ausgewiesen. Parallel dazu stieg aber die Arbeitslosenzahl immer mehr an. Wenn die Ausweitung von Gewerbeflächen Arbeitsplätze schaffen würde, müsste die Arbeitslosenzahl von damals vier Millionen also gesunken sein. Das Gegenteil ist der Fall.

Angelika Sell-Kamuf
Oberdorf Straße 4
Bretten-Gölshausen

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