Wettbewerb schadet mehr als er hilft

Oberderdingen, Sulzfeld, Zaisenhausen und Kürnbach offen für Kooperation mit Bretten
Bürgermeister des Raumes Bretten erörtern nächste Woche künftige Zusammenarbeit

Oberderdingen-Flehingen. „Die bisherigen Verhandlungen zur Gründung einer gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Mittelbereich Bretten und die benachbarten Enzkreiskommunen sollen auch mit dem Ziel eines gemeinsamen Flächenmanagements fortgeführt werden“ – so hat es der Brettener Gemeinderat am Dienstagabend einstimmig beschlossen. Beim nächsten Treffen der Bürgermeister aus dem Raum Bretten am kommenden Montag werden sich Oberburgermeister Paul Metzger und seine Kollegen über gemeinsame Wirtschaftsförderung austauschen. Brettens östliche Nachbarn haben da schon einige Erfahrung, betreiben sie doch seit mittlerweile vier Jahren ein gemeinsames Industrie- und Gewerbegebiet in Flehingen.

„Über eine Zusammenarbeit mit Bretten gibt es schon längere Zeit Gespräche und Überlegungen“, erklart Thomas Nowitzki, Bürgermeister der Gemeinde Oberderdingen, die sich mit Sulzfeld, Zaisenhausen und Kürnbach zur WFI (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Industriegebiet Oberderdingen) zusammengeschlossen hat. „Alle haben erkannt, dass Wettbewerb zwischen den Gemeinden dem Mittelbereich mehr schadet als hilft.“ Und so kann sich Nowitzki, gemeinsam mit seinem Sulzfelder Kollegen Eberhard Roth Geschäftsführer der WFI, eine Erweiterung um den großen Nachbarn im Westen durchaus vorstellen.
„Wenn der Wille zur vertrauensvollen Zusammenarbeit da ist und grundsätzliche Übereinstimmung herrscht, geht das. Da gewinnen alle.“ Die WFI sei ein Beleg dafür, dass solche interkommunale Zusammenarbeit funktioniere.
„Warum soll das mit den Verantwortlichen in Bretten nicht gehen?“, fragt Nowitzki. Dabei gelte innerhalb der WFI bereits jetzt die Regel, dass der Eigenbedarf der beteiligten Gemeinden jeweils auf der eigenen Gemarkung abgedeckt wird. Das bedeutet, dass Betriebe, die erweitern oder auf ein neues Gelände umsiedeln wollen, dies jeweils am Ort tun können: „Keiner will schließlich, dass die Leute weggehen“. Betriebe, die neu herkommen, werden dagegen im interkommunalen Gebiet in Flehingen angesiedelt.

Brettens Sichtweise unterscheidet sich hier im Detail. Man spricht nicht von Eigenbedarf, sondern von Eigenentwicklung – und meint damit, dass auch die Ansiedlung neuer Betriebe auf der eigenen Gemarkung in gewissem Umfang möglich sein soll. Seit die WFI 1999 ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden auf der einstigen Ackerfläche im Süden von Flehingen 19 Betriebe mit insgesamt 120 Arbeitsplätzen eröffnet, berichtet Thomas Nowitzki. Elf der insgesamt 40 Hektar Fläche wurden erschlossen, 5,5 Hektar verkauft. Überwiegend seien es kleinere Handwerks- und Industriebetriebe, die dort ihren neuen Standort gefunden haben, aber auch einige Dienstleister einschließlich größerer Märkte.

„Wir sind damit nicht unzufrieden angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Phase“, versichert Nowitzki. Mit vier Firmen steht die WFI derzeit in Verhandlungen, von weiteren Unternehmen liegen Anfragen vor, und in den nächsten Wochen sollen drei Verträge unterzeichnet werden, hofft Nowitzki. Das Gebiet ist auf die Entwicklung bis etwa 2015 ausgelegt. „Wenn wir jährlich vier bis fünf neue Betriebe ansiedeln könnten, wäre das nicht schlecht.“

Um für potenzielle Investoren möglichst attraktiv zu sein, hat die WFI ihre Strukturen so gewählt, dass schnelle, unbürokratische Entscheidungen möglich sind. „Es geht nicht, dass sich die Gremien aller beteiligten Gemeinden mit jedem Einzelfall beschäftigen“, erklärt Thomas Nowitzki. Bei Grundstücksgeschäften bis zu einem halben Hektar können die beiden Geschäftsführer Roth und Nowitzki ohne weitere Rückfragen entscheiden. Wenn es um größere Flächen geht, genügt eine Gesellschafterversammlung der vier Bürgermeister. „Damit können wir schnell, flexibel und großzügig reagieren, so, wie es die Unternehmen sich wünschen.“ Über 80 Prozent der Fläche in dem interkommunalen Gebiet kann die Gesellschaft frei verfügen, da sie sich bereits in ihrem Besitz befinden.

Rudolf Baier

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