Wir bedauern die Brettener Entscheidung

Oberderdinger Gemeinderat diskutierte über die Rüdtwald-Planungen der Nachbarstadt

Oberderdingen/Bretten (pos). Die Planungen der Stadt Bretten zur Erweiterung des Industriegebietes Gölshausen und die wohl damit verbundene Abholzung einer 23 Hektar großen Fläche des Rüdtwaldes erhitzte am Montagabend die Gemüter des Oberderdinger Gemeinderates: Das Gremium beschloss die Stellungnahme Oberderdingens zur zweiten Änderung des Regionalpianes Mittlerer Oberrhein 2003 ,,Erweiterung des Industriegebietes Gölshausen“, dem Bebauungs- und Flächennutzungsplan.

,,Die Thematik Rüdtwald könnte Anlass zu vielen Anmerkungen sein und ich mache keinen Hehl daraus, dass ich den Standort Diedelsheimer Dreieck aus vielen sachlichen und verkehrstechnischen Gründen für den geeigneteren Standort halte“, eröffnete Bürgermeister Thomas Nowitzki eine lange Diskussion. Dabei wurden zahlreiche Argumente gegen die teilweise Abholzung des im Naturpark Stromberg-Heuchelberg gelegenen Rüdtwaldes zu Gunsten der Ausweisung von gewerblichen Flächen vorgebracht.
Schultes Nowitzki wies jedoch darauf hin dass die kommunale Planungshoheit der Stadt Bretten höchste Priorität habe. Auch bei mittlerweile 6 000 Unterschriften von Bürgern gegen die Abholzung liege die Verantwortung ganz allein bei der Stadt Bretten.

Die Gemeinde Oberderdingen geht in ihrer Stellungnahme auf die Möglichkeit eines ,,interkommunalen Flächenmanagements der Städte und Gemeinden im Mittelbereich Bretten“, das ressourcenschonender und im Hinblick auf eine ,,ungute Konkurrenzsituation“ der Kommunen untereinander zielführender sei, ein. Bretten habe sich jedoch mit der Lösung der interkommunalen Zusammenarbeit nicht angefreundet und forciere in seiner Einzelentscheidung die Erweiterung des Industriegebietes Bretten-Gölshausen in eigener Gemarkung.
Damit bei dieser Maßnahme das Landschaftsbild im Talbereich beim Schwarzerdhof und vor dem Ortsteil Großvillars nicht nachhaltig gestört wird, fordert Oberderdingen geeignete Festsetzungen der maximalen Gebäudehöhe und zudem ein eingeschränktes Industriegebiet ohne beispielsweise Steinbrüche, Bauschuttdeponien oder Schrottplätze. In Abstimmung mit dem Kreisforstamt und der Forstdirektion weist Oberderdingen darauf hin, dass bei einem möglichen Sturmereignis mit außergewöhnlichen Schäden im Oberderdinger Gemeindewald gegebenenfalls ein Schadenersatz festzusetzen sei. Die Gemeinderäte schlossen sich der Meinung der Verwaltung nahezu uneingeschränkt an und beschlossen die Stellungnahme bei einer Gegenstimme.
,,Die Entscheidung des Stadtrates Bretten haben wir leider zu akzeptieren, wir bedauern sie aber“, verwies Hans Meffle von der CDU auf die Planungshoheit der Melanchthonstadt. Für Uwe Schneider (FWV) wäre es nach eigenem Bekunden ,,besser gewesen, wenn Bretten die vorhandenen Flächenressourcen in den Nachbargemeinden genutzt hätte. Für die Entscheidung dagegen trägt Bretten die komplette Verantwortung“.
Wolfgang Wagner (SPD) konnte die Brettener Entscheidung nicht nachvollziehen: ,,Das war die ökologisch schlechteste Variante. Man kann nur hoffen, dass noch regionale Vernunft einkehrt. Kommunale Planungshoheit erfordert nämlich auch überörtliche Verantwortung und eine ethische Verpflichtung“. Andrea Schwarz (Bündnis 90/Die Grünen) fürchtet die klimatischen Veränderungen durch die Waldabholzung: ,,Das, betrifft nicht nur Bretten sondern uns alle“. Als Großvillarser Ortsvorsteher bat Heini Strobel (CDU) darum, ,,trotz dieser Situation das Bestmögliche für Großvillars zu erreichen“.

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