Die „Stadt Bretten“ meldet Bedenken gegen die Ausweisung eines 60 Hektar großen Gewerbegebietes in Knittlingen an. Unser fürsorglicher Oberbürgermeister Paul Metzger sorgt sich um das malerische Landschaftsbild mit Streuobstwiesen im Naturpark Stromberg/Heuchelberg und die demnächst weithin sichtbaren Industriegebäude.
Mir kommen die Tränen! Ist das nicht der gleiche Oberbürgermeister, der erbarmunslos 22 Hektar Rüdtwald – auch ein Naherholungsgebiet für die Brettener – für die fünfte/sechste oder siebte Erweiterung des Industriegebietes Gölshausen, gegen den Willen der dortigen Bevölkerung, und, obwohl andere Flächen zur Verfügung stehen, gnadenlos abholzen läßt.
Auch die weithin sichtbaren Gebäudekomplexe stören ihn hier in seinem Mittelzentrum nicht! Im Zeitalter der EU-Erweiterung und Globalisierung ist dieses kleinkarierte Denken nicht nur nicht zeitgemäß, sondern auch verlogen. Es gibt im Großraum Bretten genug Gemeinden, die sich über eine interkommunale Zusammenarbeit freuen würden. Nicht ausgelastete Industriegebiete gibt es in der Umgebung von Bretten zur Genüge.
Auch das Argument der zusätzlichen Verkehrsbelastung zählt für mich nicht. Viele Lastkraftwagen aus dem Industriegebiet Gölshausen – bald werden es noch mehr sein – belasten auch – trotz Umgehungsstraße – die Brettener Innenstadt.
Zählt nur die Sorge um die vielen Brettener Arbeitslosen! 59 „Ungelernte“ sind jetzt bei dem MC Donald’s Restaurant am Alexanderplatz untergekommen. Während viele Facharbeiter, die in den Firmen im Industriegebiet Gölshausen tätig sind, jeden Tag von außerhalb einpendeln müssen, da es in Bretten keine arbeitslosen Spezialisten gibt.
Der wahre Grund für die angemeldeten Bedenken ist der schnöde Mammon, denn nur mit den zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen lassen sich die vielen Löcher im Brettener Haushalt stopfen. Das ist zwar egoistisch gedacht, aber für die Bewohner der großen Kreisstadt einsichtiger, als die vorgeschobenen Argumente.
H. Macke
Carl-Zeller-Str. 18
75015 Bretten
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Größte Sorgen sind wenig Platz und zuviel Verkehr - 1988
- Leserbrief : Eine Bilanz hat zwei Seiten - 2003
- Abholz-Arbeiten im Rüdtwald ruhen - 2006
