Besitzstandswahrer von heute gegen die Interessen folgender Generationen

OB Metzger geht jetzt in Sachen Rüdtwald-Gegner in die Offensive:
Bretten (gm). Der Gemeinderat hat seine Entscheidung Rüdtwald in der letzten Sitzung mit der Ablehnung des Antrags der Freien Wähler/Grünen praktisch noch einmal bestätigt – trotzdem kehrt keine Ruhe ein. Nach zum Teil massiven, im Ton verletzenden und nicht immer sachlichen Angriffen geht jetzt Oberbürgermeister Paul Metzger in die Offensive und wirft
denen, die den Protest vorantreiben vor, nicht nur „puren Wahlkampf auf Kosten der Brettener Bürger zu betreiben“, sondern als „Besitzstandswahrer von heute die Interessen der folgenden Generationen völlig außer acht zu lassen.“

Denn: „Wer heute immer noch nicht begriffen hat, dass Kompromisse notwendig sind, um unseren Kindern und Enkeln wenigstens die vorhandenen Arbeitsplätze und soziale, schulische wie kulturelle Angebote zu erhalten, den kann ich nur als zukunftsblind bezeichnen. Wer die Teilnutzung von 22 Hektar eines Waldstücks, in deren Gegenzug 33 Hektar aufgeforstet werden und künftigen Generationen als Wald wieder zur Verfügung stehen, mit Wissen um die Perspektiven unserer Kinder ablehnt, muss sich sagen lassen, dass er seine Verantwortung für die Zukunft nicht wahrnimmt.“ Auch die Attacken wegen eines von ihm in Aussicht gestellten Bürgerentscheids weist Metzger zurück: „Ich habe das im Ältestenrat eingebracht und man war dort der Ansicht, dass diese Entscheidung in der substantiellen Verantwortung des Gemeinderates liegen müsste, da es um ein vielschichtiges Thema gehe, das nicht nur mit ja oder nein beantwortet werden kann.“

Metzger hält trotzdem die 6000 Unterschriften auf der Rüdtwald-Liste für legitim: „Bei dieser auf die einfachste Formel heruntergestuften Fragestellung unterschreibt jeder – auch ich. Denn jeder will Wald erhalten. Man hätte den Menschen im gleichen Atemzug erklären müssen, was gegenwärtig alles auf dem Spiel steht und welche Konsequenzen eine Rüdtwald-Ablehnung ganz konkret hat. Alles wollen und davon ausgehen, dass es schon irgend jemand bezahlt – das ist vorbei. Wer fordert, muss auch sagen wie er es finanzieren will. Es ist wahrhaftig nicht die Zeit, mit Besserwisserei und Besitzstands-Denken die Augen vor der Zukunft zu verschließen. Man hätte sagen müssen: wenn Rüdtwald nein, dann werden Ganztagsschulen, Schulsozialarbeiter, Jugendmusikschule und viele andere Einrichtungen in Frage gestellt werden.“ Der Brettener Oberbürgermeister stellt gleichzeitig klar: „Engagement für die Umwelt verdient Respekt und Anerkennung. Nur wird anscheinend in Bretten ein solches Engagement ohne ausreichende Gewichtung nach allen Seiten polemisch benutzt – es wird nicht aufgeklärt, sondern Stimmung gemacht. Und übrigens: von denen, die da so laut schreien, habe ich nur wenige – dazu zählt positiv der Obst- und Gartenbauverein – bei Arbeitseinsätzen mit anpacken sehen, bei denen es, wie bei der Schaffung neuer Streuobstbestände, um die Umwelt geht. Ich bleibe dabei: Dies ist emotionaler Wahlkampf zum Schaden einer ganzheitlichen Entwicklung.“

Als geradezu absurd bezeichnet Metzger die Argumentation, Bretten brauche kein weiteres Gewerbegebiet und könne bei Bedarf auf die Angebote benachbarter Gemeinden zurückgreifen: „Natürlich ist interkommunale Zusammenarbeit ein bedeutsames Thema. Trotzdem setzen alle Gemeinden im Bereich Bretten auch auf Eigenentwicklung und weisen eigene Gewerbeflächen aus, nützen so Möglichkeiten zur Entwicklung und Sicherung von Arbeitsplätzen. 70 Prozent aller Gewerbeflächen bei uns wurde vorhandenen Betrieben zur Verfügung gestellt – und hätten wir nicht 30 Prozent der Fläche für Neuansiedlung genutzt, sähe zum Beispiel die positive Jahresrechnung 2003 bedeutend weniger erfreulich aus.“ Dass Bretten in der Relation zu vergleichbaren Städten immer noch viel zu wenig Arbeitsplätze bietet, ist bekannt. Dass dies von den Rüdtwald-Gegnern unterschlagen wird, ärgert den OB nicht nur, es nährt seinen Verdacht, dass hier mit unlauteren Mitteln diskutiert wird: „Wer sagt denn da laut wie es wirklich aussieht – dass Arbeitsplätze wegbrechen, Menschen auf der Straße stehen, voll ausgebildete Jugendliche ohne berufliche Perspektive sind? Wer sagt denn laut, dass die 22 Hektar Zug um Zug und nur bei Bedarf erschlossen werden? Wer setzt denn immer wieder das Argument des großen Brettener Flächenverbrauchs ein, obwohl nachweisbar und bundesweit mittlerweile anerkannt Bretten Vorreiter in Sachen Flächenrecycling und sparsames Flächenmanagement ist? Und wer von denen, die von Verschuldung reden, macht deutlich, welche Investitionen seit 85 nötig waren, um eine marode Infrastruktur in Ordnung zu bringen, die Stadt sozusagen aufzuräumen und auch den Stadtteilen Eigenentwicklung zu sichern? Wer von den Kritikern anerkennt denn, dass die gewerbliche Entwicklung für die neun Brettener Stadtteile und die Kernstadt auf drei Bereiche – auf Gölshausen, Bretten und Rinklingen – konzentriert und Landschaft nicht überall zersiedelt wurde“, fragt Metzger und stellt weiter fest: „Bretten hat die Aufgabe, eine kontinuierliche Entwicklung für alle Stadtteile zu sichern und hat gleichzeitig flächenschonend und erfolgreich gehandelt. Nicht 70, sondern 58 Hektar wurden dafür in Abschnitt erschlossen. Hätten sich die Brettener Stadtteile so entwickelt wie die schuldenfreie Gemeinde Zaisenhausen, wäre für gewerbliche Flächen nicht 58 sondern weit mehr als 100 Hektar erschlossen worden.“ Und noch etwas hält Metzger für nicht in die Diskussion eingebracht: „Wir sind Mittelzentrum und haben als solches teure infrastrukturelle Aufgaben wahrzunehmen, die nicht in unserem Belieben stehen, sondern gesetzlich geregelt sind. Auch die müssen wir wahrnehmen für die Nachbargemeinden und die Bürger der Großen Kreisstadt, ob wir wollen oder nicht. Bretten steht dafür bei neutraler Bewertung im Städtevergleich relativ gut da und leistet auch im 750. Jahr der Stadterhebung erfolgreich seinen interkommunalen Beitrag als Mittelzentrum im südlichen Kraichgau“

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Eine Antwort zu Besitzstandswahrer von heute gegen die Interessen folgender Generationen

  1. mm sagt:

    Kennen Sie die Definition des Ausdrucks „verbale Inkontinenz“?
    Hier haben Sie ein gelungenes Beispiel dafür !

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