Nur Gewinner?

THILO KAMPF
Eigentlich hatten sich Stadtverwaltung und Gemeinderat die Sache anders vorgestellt: Der Rüdtwald wird geopfert, damit in Gölshausen weitere Gewerbeflächen entstehen können. Damit, so die Idee, sollten neue Firmen nach Gölshausen gelockt und für bestehende Unternehmen in der Stadt Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Doch der größte Gewerbesteuerzahler der Stadt, bei dem immerhin 1 000 Menschen in Lohn und Brot stehen, durchkreuzte diese Pläne: Da das Produktionsgelände im Rinklinger Tal längst zu klein war für den stetig expandierenden Tiernahrungsmittel-Hersteller, suchte Deuerer Alternativen.

Die hätte er leicht im Osten der Republik, ja, auch im Ausland finden können, dicke Subventionen inklusive. Aber die Liebe zur Heimat – und das günstige Angebot vonseiten der Stadt bewegten die Familie zu diesem Schritt.
Jeder scheint von diesem Deal zu profitieren: Deuerer bietet sich die Möglichkeit, modernste Produktionsstätten in jedweder Größe zu errichten – und damit den Standort Bretten längerfristig zu sichern. Die Stadt behält ihren Top-Steuerzahler, der zudem jede Menge Arbeitsplätze, die keine hohe Qualifikation voraussetzen, anbietet. Und viele Bewohner des Stadtteils Rinklingen und des Rechbergs dürfte freuen, dass aus dem Rinklinger Tal bald nicht mehr so deftige Gerüche strömen.

Nur Gewinner? Nein, es gibt auch einen Verlierer: die Natur. Stolze 22 Hektar über Jahrzehnte gewachsener Mischwald wurden gerodet, Rückzugsräume vieler Lebewesen für immer zerstört. Und das gegen den Willen von Tausenden von Bürgern, die jahrelang gegen die Zerstörung des Rüdtwaldes auf die Barrikaden gingen.

Unterm Strich wiegen die Vorteile, die sich durch den Verkauf an Deuerer ergeben, zunächst schwerer. Die Stadt sollte aber einen großen Teil ihrer Einnahmen wieder in die Natur investieren, sprich: Weitere Flächen aufforsten und andere „renaturieren“, wie sich dies Oberbürgermeister Metzger im Rinklinger Tal vorstellen kann. Dann holt auch die Natur wieder auf und es könnte irgendwann wirklich nur noch Gewinner geben.

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33 Antworten zu Nur Gewinner?

  1. er. mei. sagt:

    Nur Gewinner?
    Die Natur – der Wald – sind auf lange Zeit die Verlierer.

  2. Cam. sagt:

    Der Kluge denkt, bevor er spricht; der Dumme spricht, bevor er denkt.

  3. uwe sagt:

    Der Spiegel des Menschen sind seine Taten, auf die Worte kommt es nicht an.

  4. k-St. sagt:

    Totale Widersprüchlichkeit seiner Aussagen:

    Innen (im Gemeinderat) wie
    Außen (in der Öffentlichkeit).

  5. zeller sagt:

    Ergänzung zum Kommentar von xav. am 26. Oktober 2008

    Die dort aufgeführten Zitate von Metzger (CDU) zeigen deutlich, dass eine – vielleicht krankhafte – Neigung zu öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen und ein übergroßer Drang zu persönlichkeitsbezogener Veröffentlichung bestehen.

  6. A. -By. sagt:

    Weil sie tragische 🙁 und komische 🙂 Bestandteile enthält.

  7. p/T sagt:

    Für mich die schlechte Inszenierung einer Tragikomödie.

  8. b sagt:

    Die Bayern und Österreicher würden ihn BAZI nennen!

  9. mel.-my. sagt:

    Den Journalisten der Brettener Nachrichten und der Brettener Woche, die diese Zitatensammlung von OB Metzger überhaupt erst ermöglicht haben, ist an dieser Stelle Dank auszusprechen.

  10. JOH. sagt:

    In Abwandlung der Aussage von Roland Koch (CDU):
    Was soll ich versprochen haben?
    Da muss ich mich wohl versprochen haben.

  11. za. sagt:

    Man soll nicht das Gegenteil dessen tun, was man öffentlich versprochen hat.

  12. er. mei. sagt:

    Bekanntlich heiligt der Zweck die Mittel.

  13. bertl. sagt:

    Schlimmer geht’s nimmer!

  14. -p-w- sagt:

    Nach wie vor laufen ihm – dem (großen) Vorsitzenden – seine Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat einstimmig nach!

  15. -wu. sagt:

    Mit ihm ist es zum Davonlaufen!

  16. Rd sagt:

    „Denn ohne diese Flächen hätten wir große Probleme, die Unternehmen am Ort zu halten.“

    Folglich muss er die Unternehmen am Ort festhalten, weil sie ihm sonst weglaufen werden!

  17. D/F sagt:

    Ein Mann – ein Wort!
    Auf ihn können Brettener Unternehmer bauen!

  18. Herb. Kl. sagt:

    Frei nach dem Motto von Politikern: Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern?

  19. xav. sagt:

    „Die Fläche, die wir jetzt erschließen, wird für die Erweiterung Brettener Unternehmen benötigt.“
    „Dieses Logistikzentrum, an dem mehrere Brettener Unternehmen Interesse gezeigt haben, darunter auch die Firma Neff, trägt dazu bei, dass etwa 2000 bereits bestehende Arbeitsplätze in Bretten gesichert werden.“

    „Wir hätten die Chance, aufgrund unseres guten Rufes als Wirtschaftsstandort, neue Firmen in Bretten anzusiedeln.“
    „Wir benötigen die Flächen für grundlegende Betriebserweiterungen von Brettener Firmen.“

    „Eine sehr hohe Investition, die dort getätigt werden wird.“
    „Auch wenn auf einer relativ großen Fläche nicht allzu viel Arbeitsplätze entstehen, ist das Logistikzentrum eine wichtige, zentrale Entscheidungsgröße für die Firmen.“

    Sprüche desjenigen, der die Brettener Wirtschaftsförderung als (seine) Chefsache bezeichnet.

  20. -Ull.Kais.- sagt:

    Die Brettener Bevölkerung wurde von ihm echt an der Nase herumgeführt.

  21. -Dagm.Meur./ sagt:

    Sehr überzeugende und trotzdem durchschaubare verbale (Selbst-)Darstellungen.

  22. edd. sagt:

    Mehr urkomisch!

  23. Hein sagt:

    Nee!
    Nur umwerfend komisch!

  24. dr sagt:

    Ich zitiere aus dem Bericht der Brettener Woche vom 12. Sept. 2007 mit dem Titel:

    Großes Logistikzentrum in Gölshausen

    Anfragen liegen im Rathaus vor: „Wir hätten die Chance, aufgrund unseres guten Rufes als Wirtschaftsstandort, neue Firmen in Bretten anzusiedeln“, bestätigt Oberbügermeister Paul Metzger. 🙂

    …Ausschließlich Brettener Unternehmen werden in einem ersten Teilabschnitt des neuen Industriegebietes Rüthwald? in Gölshausen berücksichtigt. 🙂

    „Wir benötigen die Flächen für grundlegende Betriebserweiterungen von Brettener Firmen“, stellt Metzger fest. 🙂

    Wir (?) haben damit Arbeitsplätze gesichert. Denn ohne diese Flächen hätten wir große Probleme, die Unternehmen am Ort zu halten. Einzige Ausnahme könnte das Logistikzentrum sein, das als innovativer Schritt unter der Federführung von Neff 🙂 zusammen mit sieben bis acht weiteren Unternehmen 🙂 in Gölshausens neuem Teilgebiet geplant ist und für das es verschiedene Interessenten 🙂 gibt.

    „Eine sehr hohe Investition, die dort getätigt werden wird.“. 🙂 !!!

    …“Auch wenn auf einer relativ großen Fläche nicht allzu viel 🙁 Arbeitsplätze entstehen, ist das Logistikzentrum eine wichtige, zentrale Entscheidungsgröße für die Firmen“. 🙂

    Mit einem Wort: Hinreißend! 🙂

  25. ga. sagt:

    War schon Richtfest?
    Oder steht bereits die offizielle Einweihung bevor?

  26. int- sagt:

    Was der Kommentar von Wern.-St. kann, das kann ich auch:

    Aufstockung Rüdtwald ab Oktober
    BNN am 13.06.2007

    Bekanntlich wird auf diesem rund fünf Fußballfelder großen Gebiet ein Logistikzentrum hochgezogen (die BNN berichteten) 🙂

    Nach Worten von Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger entstehen dort bis zu 100 neue Arbeitsplätze. 🙂

    „Dieses Logistikzentrum, an dem mehrere Brettener Unternehmen Interesse gezeigt haben, darunter auch die Firma Neff :-), trägt dazu bei, dass etwa 2000 bereits bestehende Arbeitsplätze in Bretten gesichert werden“, fügt Metzger hinzu. 🙂

    Weil mit der Ansiedlung des Logistikzentrums das Platzangebot in dem Teilstück ausgeschöpft sei, sollen die Arbeiten für die Aufstockung des Industriegebietes im Oktober beginnen. 🙂

    Meine Frage: Wann wird der Bau des Logistikzentrums fertig sein?

  27. Wern.-St. sagt:

    Brettener Nachrichten 10. Mai 2007 Logistik im Rüdtwald

    Mit der Erschließungsplanung für die Erweiterung des Industriegebietes Gölshausen in den Rüdtwald…werden industriepolitische Weichen gestellt. 🙂
    Denn im ersten Erschließungsabschnitt wird ein fünf Hektar großes Grundstück geschaffen, auf dem ein modernes Logistikzentrum entstehen kann, das Funktionen für Brettener Unternehmen übernehmen soll. 🙂
    …Aber auch andere Unternehmen (als die Firma Neff) hätten Interesse an einer solchen Einrichtung gezeigt. 🙂
    Die Stadt möchte möglichst bald die Voraussetzungen für den Bau eines Logistikzentrums geschaffen haben. 🙂

    „Die Fläche, die wir jetzt erschließen, wird für die Erweiterung Brettener Unternehmen benötigt“, erklärte der OB. 🙂

    Kann mir jemand mal kommentieren, was das war.

  28. Gust./Fo. sagt:

    Ich kann mich nicht erinnern, dass die dort der lesenden Brettener Bevölkerung vorgestellten (Groß-)Vorhaben jemals öffentlich – durch Berichte in den Brettener Nachrichten und/oder in der Brettener Woche – von der Stadtverwaltung Bretten widerrufen wurden.

  29. jos.pr. sagt:

    Was ist tatsächlich geschehen?
    Und was sollte nicht alles geschehen? Nachzulesen unter Anklicken „Stichwortsuche“ und dort unter Logistikzentrum.

    Folgende Berichte lesen:

    BNN 10.05.2007 Logistik im Rüdtwald
    BNN 13.06.2007 Aufstockung Rüdtwald ab Oktober
    Brettener Woche 12.09.2007 Großes Logistikzentrum in Gölshausen

  30. ness. sagt:

    Die Anmerkungen von RL gefallen mir uneingeschränkt.
    Sie bringen die Arbeit der Brettener Wirtschaftsförderung auf den (negativen) Punkt! 🙂

  31. RL sagt:

    Ich habs gelesen und ich glaube ich muss erbrechen…
    Ich wette, dass in zwanzig Jahren das Industriegebiet bis zum Schwarzerdhof geht… Schließlich wird ja noch immer die Erweitrungsfläche gebraucht weil ja nix erweitert wurde – sondern nur umgezogen. Wie wäre es mal damit auch für hoch- und mittelqualifizierte Menschen Arbeitsplätze zu schaffen? Wie wäre es mal mit nem Gewerkschaftsgebundenen 2000 Mann Betrieb oder soetwas? Selbstherlich Gottkönige die wie in Zeiten der frühen Industriealisierung ihre Unternehmen führen gibt es meiner Meinung nach genug hier… Wobei wie immer Ausnahmen die Regel bestätigen.

  32. Kerst-.-FIsh. sagt:

    Der Wirtschaftsförderung der Stadt Bretten sind viele unverzeihliche Irrtümer unterlaufen.

  33. -nz- sagt:

    „Der Rüdtwald wird geopfert, damit in Gölshausen weitere Gewerbeflächen entstehen können. Damit, so die Idee, sollten neue Firmen nach Gölshausen gelockt und für bestehende Unternehmen in der Stadt Erweiterungsmöglichkeiten geschaffen werden.“

    Und jetzt – NOTVERKAUF?

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