Leserbrief : Atomstrom hätte die Farbe grün

Zur Diskussion um die Kernkraftwerksstudie und zur Debatte um den geplanten Atomausstieg:
Wer in Deutschland Strom durch Kernspaltung erzeugt, braucht ein starkes Rückgrat. Es gab Zeiten, da wollte eine Mehrheit den Atomausstieg und das möglichst sofort: Die Zeiten haben sich geändert. Der Sturm ist abgeflaut. Dass bei der Erzeugung von Atomstrom kein Kohlendioxid freigesetzt wird, hat sich inzwischen bis zum Vorsitzenden der Sozialdemokraten herumgesprochen. Würden die deutschen Kernkraftwerke durch herkömmliche Stromerzeugung ersetzt, fiele der hiesige Kohlendioxid-Ausstoß um ein Fünftel höher aus.
Dass kein Argument zu absurd, keine Anklage zu abgegriffen ist, Kernenergie zu diskreditieren, zeigte die jüngste Anti-Atom-Kampagne. Da wurden alte Studien aufgewärmt, nach denen in der Nähe von Kernkraftwerken – etwa Philippsburg – Kinder häufiger an Blutkrebs erkranken als im Bundesdurchschnitt. Der insinuierte Zusammenhang: hier Atom, da Krebs, konnte nicht bewiesen werden.

Die Bürger haben ihre lange verbreitete Skepsis gegen die Atomenergie gleichwohl zum Teil abgelegt. Selbst die Kampagne um die – letztlich harmlosen – Zwischenfälle in den Anlagen Krümmel und Brunsbüttel hat das nicht grundlegend geändert. Die so oft geprügelte Branche nimmt das als Ermutigung. Unter dem Slogan „Deutschlands ungeliebte Klimaschützer” plakatiert sie Schafe und Kühe in grüner Landschaft vor Kernkraftwerken. Zu Recht: Hätte Atomstrom eine Farbe, er wäre grün!
Der Chef des Atomforums, Eon-Energie-Vorstand Walter Hohlefelder, geht einen Schritt weiter. Er, der den Ausstieg mit Rot-Grün mit ausgehandelt hat, beginnt Vorträge heute mit der provokanten Vorhersage „Warum Deutschland nicht aussteigen wird“. Gründe dafür gibt es genug. An erster Stelle steht die Sicherheit in der Energieversorgung für ein Land, das heute schon mehr als drei Viertel seines Energiebedarfs einführt. Angesichts der die Preise treibenden weltweiten Energienachfrage können Kernkraftwerke trotz hoher Baukosten wirtschaftlich betrieben werden. Der Klimaschutz, der das Verbrennen von Kohlenstoffen finanziell bestraft, wird den Effekt noch beschleunigen. So wundert nicht, dass die Kernenergie auf allen Kontinenten wieder auf dem Vormarsch ist.

Peter Unser Wilhelmstraße 63 Oberhausen-Rheinhausen

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3 Antworten zu Leserbrief : Atomstrom hätte die Farbe grün

  1. Dor./Kais. sagt:

    Meines Erachtens können sie sogar einen Engpass herbeiführen, der die Verlängerung der Restlaufzeiten für Kernkraftwerke erzwingen würde.
    Die Konzerne warten jetzt ab, bis die ersten Ausfälle auftreten. Und dann werden sie sagen können, wir haben euch ja gewarnt.

  2. Arth. Br. sagt:

    Ein Investitionsstau treibt die Profite weiter nach oben.
    Je weniger in neue Kraftwerke investiert wird, desto höher steigen die Strompreise.
    Durch Investitionsenthaltung könnten die „Großen“ theoretisch die Renditen ihrer Kraftwerke steigern.

  3. Pet. Wag. sagt:

    Es stellt sich doch etwas anders dar.

    Die Großkonzerne können es sich leisten abzuwarten. Natürlich haben sie alle neue Kraftwerksprojekte im Visier.

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