Paul Metzger plant ab 1992 eine ökologische Offensive

Jeder Brettener Bürger soll für den Umwelt- und Naturschutz gewonnen werden
Umweltkoordinator Andreas Knab hat ein umfassendes Konzept vorgelegt / Drei Stellen werden verlangt
Von unserem Redaktionsmitglied Werner Schoger
Beim Natur- und Umweltschutz will Bretten künftig von sich reden machen. Dies hofft die Stadt über eine „Ökologische Offensive“ zu erreichen. Deren Konzept beschäftigt derzeit den Gemeinderat, allerdings noch hinter verschlossenen Türen. Doch schon jetzt weiß man: Die „Öko-Offensive“, die Paul Metzger im Sinn hat, wird teuer. Allein im Personal- und Sachaufwand, einschließlich dreier neuer Stellen, wird der Etat jährlich mit 140 000 Mark belastet. Dazu kommen dann noch die Kosten für insgesamt zwölf Umweltprogramme. Davon werden allein die drei ersten pro Jahr auf 500 000 Mark veranschlagt.

Daß es Paul Metzger aus der, an ihm immer wieder gerügten umweltpolitischcn Defensive in die Offensive drängt – daran ist ofenbar Andreas Knab schuld, der Brettens Oberbürgermeister von einem umfassenden Konzept im Umweltbereich hat überzeugen können. Er soll deshalb als „Umweltkoordinator“ in Brettens Rathaus einziehen, dem Oberbürgermeister direkt unterstellt werden, und dafür sorgen, daß es bald in Bretten bei Verwaltung und Bevölkerung eine „umweltbezogene Bewußtseinsbildung“ gibt.

Die wird er nicht allein besorgen: Ihm werden ein Umweltberater(in) und ein Umweltassistent(in) zur Seite gestellt. Die Idee für dieses „Umwelt-Triumvirat“ ist offenbar so neu, daß man gleich mit der Bezeichnung „Umweltkoordinat“auch noch ein neues Wort aus der Taufe gehoben hat. Der Umweltkoordinator wird bei den ihm übertragenen Umweltprogrammen die Funktion eines Amtsleiters haben, er wird alle Umweltschutzprojekte auf Amtsleiterebene auf einander abstimmen, soll seine und des Rathauses Projekte auch beim Bürger an den Mann bringen und Rahmenkonzepte erarbeiten. Dem „Umweltkoordinat“ werden dann noch zwei Arbeitskreise zur Seite gestellt werden, wodurch interessierte und fachkundige Bürger in die Verwaltung integriert werden.

So wird es künftig in Bretten ein Öffentlichkeitsprogramm geben, das die Stadt etwa 50 000 Mark kostet. Damit wird die Umweltfibel für jeden Haushalt jährlich aktualisiert; pro Jahr wird ein Umweltpreis verliehen; es wird jährlich Umwelttage geben mit einer Umweltausstellung, es wird ein Umweltbericht mit Jahresbilanzen vorgelegt. Vereine und Verbände werden kontinuierlich beraten und sollen beraten.
Diese breitangelegte Öffentlichkeitsarbeit wird anderen elf Programmen im Umweltbereich den Boden bereiten, beispielsweise dem für Schulen und Kindergärten. Hier geht es um umweltbewußte Erziehung, um Abfall- und Müllvermeidung sowie um Wertstoffsammlungen. Zur Erziehung für den Naturschutzgedanken sollen Schulgärten angelegt werden, in welchen Gemüsebau, Blumenwiese und Streuobstwiese, Wild- und Naturhecken, Trockenmauer und Lesesteinhaufen, Gewässer, Stauden und Kompostierung vorgestellt und eingelernt werden sollen. Das „Umweltkoordinat“ will für jede Altersstufe ein Unterrichtsprogramm entwickeln.

Beim Naturschutzkonzept wendet man sich zunächst der landwirtschaftlichen Fläche zu: Dort werden Biotope erfaßt und aufgenommen; ihnen wird ein Pflege- und Vernetzungsplan beigegeben. Umweltfreundliche Landwirtschaft soll in Bretlen gefördert werden; ein Wildheckenkonzept soll es geben; um den Erhalt des Streuobstanbaus will man sich sorgen; der Gewässer- und Artenschutz soll allen am Herzen liegen; schließlich will man sich noch Einzelprojekten zuwenden, wie der Renaturierung von Bachläufen.
Mit Landwirten, Vereinen und Verbänden wird sich der Umweltkoordinatur auf diesem Sektor herumschlagen müssen – und schließlich soll Jahr für Jahr eine Naturschutzbilanz vorgelegt werden.

Kosten wird dieses Programm 400 000 Mark . Mit diesem Mittelaufwand will man erreichen, daß 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche um Breiten umweltfreundlich bewirtschaftet wird; es sollen jährlich 300 neue Obstbäume auf der Flur dafür sorgen, daß die Streuobstwiesen erhalten oder gar noch erweitert werden und schließlich sollen pro Jahr 2 000 heimische Heckenpflanzcn auf die Flur kommen. So will man die vorhandenen Hecken erweitern und miteinander vernetzen.
Im weiteren Programm wird sich das „Umweltkoordinat“ um einen ökologischen Städtebau kümmern, um den Wald, um ein integriertes Verkehrskonzept, um das Energiesparen, um ein Abfallkonzept. Es wird sich mit den Altlasten befassen, wird ein Bodenschutzprogramm erarbeiten, wird sich dem Emissionsschutz und dem Wasserschutz verschreiben.
Schon im nächsten Jahr legen die Amtsleiter im Rathaus Bretten „Handlungskonzepte“ vor. Jährlich wird es dann bilanziert und alle fünf Jahre deballiert man einen ausführlichen Umweltbericht.

Dieses umfassende Programm wird aber in Bretten nur dann Wirklichkeit, wenn der Gemeinderat nach der internen Vorberatung im Verwaltungsausschuß am zurückliegenden Dienstag in der nächsten oder übernächsten öffentlichen Beratung seine Zustimmung gibt.
Paul Metzger glaubt nur mit Andreas Knab ein derartiges Konzept umsetzen zu können. Und auch der meint, daß auf den Mann beziehungsweise die Frau im Umweltbereich genau zu achten ist: „Da hier verstärkt mit Engagement und innerer Überzeugung gearbeitet wird, ist die richtige personelle Besetzung des Umweltkoordinats von sehr großer Bedeutung.“

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2 Antworten zu Paul Metzger plant ab 1992 eine ökologische Offensive

  1. t-Z sagt:

    Für die Ablage rein in die Schublade oder in den Papierkorb oder in den Reißwolf?

  2. Matthias Menzel sagt:

    In diesem Artikel strotzt es nur so von Begriffen die in irgendeiner Weise wohl etwas mit der Umwelt zu tun haben sollen :
    12 Umweltprogramme, Umweltberater, Umweltassistent(in), Umwelt-Triumvirat, Umweltkoordinat, Umweltschutzbericht, Umweltschutzprojekt, Umweltfibel, Umweltkoordinator, Umweltpreis, Umweltausstellung, umweltbewußte Erziehung, umweltfreundliche Landwirtschaft, was ist von dieser Anhäufung wohlklingender Worte geblieben ?
    Die Antwort ist bezogen auf die „ökologische Offensive “ von 1992 so einfach wie nachweisbar richtig : nichts ! Im Gegenteil, sollte noch 1992 die, natürlich, umweltfreundliche Landwirtschaft gefördert werden, entzieht man ihr heute immer mehr Flächen für Industriegebiete, Baugebiete, und fragwürdige Projekte wie eine Landesgartenschau. Mit der Auflösung des „Umweltkoordinats“, hat sich offensichtlich auch das „Umweltbewußtsein“ beim „Umwelt-Triumvirat“ aufgelöst, wie anders könnte sonst die Absicht erklärt werden, 80ha ( Rüdt-) Wald abzuholzen ? Dazu passt wohl die Ankündigung, dass das Umweltkoordinat sich „im weiteren Programm“ um den Wald kümmern wolle ?
    Der im Artikel noch angesprochene „ökologische Städtebau“ hat ein ähnliches Schicksal erlitten, ebenso das „integrierte Verkehrskonzept“.
    Bleibt also die nicht mehr ganz so neue Erkentniss : Nicht überall wo „Ökologisch“ draufsteht kommt auch Ökologie raus !

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