Lieber Alternativen ausschöpfen, als den Wald abzuholzen

Von Heike Kinkopf

Wer zieht den Fisch an Land? Die Frage bewegt Kommunen, wenn’s um die Ansiedelung von Industrie und Gewerbe im Kraichgau geht. Bei aller Konkurrenz – an Kooperation denkt Sulzfelds Bürgermeister. „Bevor Bretten einen Wald abholzt, um neue Industriefläche zu schaffen“, erklärt Eberhard Roth, sollten Alternativen ausgeschöpft werden.Das Denken über die Kirchturmspitze hinaus praktizieren Oberderdingen, Kürnbach, Zaisenhausen und Sulzfeld seit knapp fünf Jahren. Ihr gemeinsames Industriegebiet in Oberderdingen-Flehingen ist 40 Hektar groß.

16 Firmen belegen etwa zehn Hektar Fläche. Rund 100 Arbeitsplätze sind entstanden. Sulzfeld allein wäre gar nicht in der Lage, Industriefläche in geeigneter Größenordnung vorzuhalten. Die Bebauung ist zu dicht. Chancen eröffnet laut Roth die Zusammenarbeit mit den Zentren Eppingen, Bretten und Bruchsal. Beispiel Industriegebiet Tiefental in Eppingen: Auch damit die ortsansässige Firma Dieffenbacher expandieren kann, erschließt die große Kreisstadt neues Gelände. Kosten: 5,9 Millionen Euro. 30 Hektar sollen zum Jahresende bereitstehen.Die Nachbarn stoßen auf ähnliche Bedingungen: Sie liegen an der Bundesstraße 293. Sie setzen auf den Ausbau des Autobahnzubringers nach Sinsheim. Das gemeinsame Gelände in Flehingen offenbart zudem einen verantwortlichen Umgang mit der Ressource Fläche. Roth rückt „den Wert des Geländes als nicht vermehrbar“ ins Blickfeld.
Wird Land beansprucht, muss damit ein direkter Nutzen für die Allgemeinheit verbunden sein. Gemeint sind Arbeitsplätze. Das Bemühen, die Grundstücke in Flehingen zu vermarkten, unterliegt Kriterien. Eine Speditionsfirma, verdeutlicht Roth, beansprucht ein vergleichsweise großes Gelände bei geringer Mitarbeiterzahl. Eine weitere Handelskette anzusiedeln, fördert den Verdrängungsprozess. Konjunkturelle Flaute. Banken machen es mittelständischen Unternehmen bei der Finanzierung ihrer Projekte nicht leicht: Hürden, die der Ansiedlung im Wege stehen. In Oberderdingens Rathaus herrscht Zuversicht: Gerade erst ist ein Kaufvertrag abgeschlossen worden, bestätigt Bürgermeister Thomas Nowitzki. Die Zeichen stehen gut, dass weitere folgen.Eberhard Roth setzt auf Dialog. „Meines Erachtens sollten wir mit Bretten und Eppingen reden.“ Denkbar wäre, die Städte mit ins Boot der gemeinsamen Wirtschaftsfördergesellschaft zu holen. „Das setzt allerdings atmosphärische Grundlagen voraus, die nicht immer gegeben sind „, spielt Roth auf das Verhältnis zwischen Oberderdingen und Bretten an.
Dass sich ein Zusammenraufen lohnt, erfährt Sulzfeld: 122 000 Euro spült das Areal in Flehingen in die Kasse – Sulzfelds Anteil an den Einnahmen aus der Gewerbesteuer.

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