Weitere Demontage der medizinischen Versorgung

bak_logovon Dr. med. Frank Altenstetter
Der ärztliche Bereitschaftsdienst hat die Aufgabe bei Auftreten von schwerwiegenden Erkrankungen außerhalb der üblichen Sprechzeiten der Hausärzte Patienten zu behandeln. Hierzu gehört auch die Durchführung von Hausbesuchen. Zum Verständnis: Für lebensbedrohliche Notfälle ist aber der Notarzt mit seinem Rettungsteam und nicht der Arzt des Bereitschafts-dienstes zuständig.
Auf Anordnung der Kassenärztlichen Vereinigung dürfen aber die Hausbesuche nicht nicht mehr vom ärztlichen Bereitschaftsdienst Bretten, sondern nur noch von Bruchsal aus durchgeführt werden. Diese Maßnahme unterbindet jetzt eine umfassende, ortsnahe Behandlung Brettener Patienten, die von nun an auf die durch die weiten Anfahrtswege verzögerte Betreuung von Bruchsal angewiesen sind. Zusätzlich resultiert eine weitere Abwertung des Mittelzentrums Bretten durch die Verlagerung medizinischer Kompetenz nach Bruchsal, die sachlich unbegründet und daher nicht hinnehmbar ist.
Durch die über die Presse kontrovers geführte Diskussion über Hausbesuchstätigkeit im Rahmen des ärztlichen Bereitschaftsdienstes sind sicher viele Bürger jetzt verunsichert. Auf diese mir unverständliche Delegierung der Hausbesuche des Brettener Bereitschaftsdienstes nach Bruchsal möchte ich näher eingehen.

Vor allem an den Wochenenden und Feiertagen ist der ärztliche Bereitschaftsdienst vom Vormittag bis in den Nachmittag nahezu immer so stark frequentiert, dass neben dem Telefondienst noch ein zweiter Helfer meist von 9 bis 13 Uhr zur Assistenz des Bereitschaftsarztes tätig ist. Die innerhalb von 24 Stunden in Bretten angeforderten 2 bis 3 Hausbesuche werden häufig gerade in dieser Zeit verlangt. Je nach Beschwerdegrad müssen aber nicht alle Patienten über Stunden warten, bis alle Behandlungen in der Notfallpraxis abgeschlossen sind. Je nach Beschwerdebild unterbricht dann der Arzt die ambulanten Behandlungen, um den Hausbesuch durchzuführen. Je kürzer die Anfahrtswege dorthin sind, desto rascher können die ambulanten Behandlungen wieder aufgenommen werden.

In Bruchsal ist die Situation ähnlich, nur schwankt hier die Zahl der angeforderten Hausbesuche sehr, die aber insgesamt deutlich höher als in Bretten sind. Dazu kommt, dass jetzt noch zusätzlich die Hausbesuche im Brettener Raum mit unnötig langen Anfahrtswegen durchgeführt werden müssen.So dauert die gesamte Fahrzeit (hin und zurück ) z. B. nach Sternenfels oder Kürnbach ca 1 ½ Stunden .

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, weshalb das Mittelzentrum Bretten im Bereitschaftsdienst auf die Durchführung von Hausbesuchen verzichten muss, diese dann nach Bruchsal delegiert werden , obwohl es dadurch dort zu zusätzlicher Überlastung kommt. Es drängt sich mir hierbei ein Vergleich mit den Kliniken dieser beiden Städte auf.
Überrascht war ich zu erfahren, dass trotz der relativ wenigen Hausbesuche während der Bereitschaftsdienste in Bretten bis vor kurzem jeweils ein Fahrer während der ganzen Dienstzeit angestellt war. Als ich vor über 30 Jahren diesen Bereitschaftsdienst in Bruchsal versah, war ein ortskundiger Fahrer, der auch assistieren konnte notwendig, zum einen weil es noch kein Navigationsgerät gab und zum anderen, weil bei noch nicht vorhandenem Notarztsystem auch Notfälle behandelt werden mussten.

Was spricht jetzt dagegen, Hausbesuche ohne Fahrer zu tätigen, bzw. ein Taxi zu benutzen? Bis 13 Uhr kann am Wochenende der zweite Helfer auch als Fahrer eingesetzt werden. Etwa ab 19.00 Uhr bis 23.00 Uhr, wenn nur noch sporadisch Patienten zu betreuen sind, könnte der Telefondienst für die dann sehr selten anfallenden Hausbesuche auch als Fahrer zur Verfügung stehen. Es muss dann nur das Telefon auf das Handy des Fahrers umgestellt werden, so dass eine Kommunikation mit dem Anrufer möglich ist. Da der ambulante Bereitschaftsdienst Bretten entgegenkommender Weise ab 23 Uhr von der Rechbergklinik übernommen wird, müssen nur diese ab der Zeit meist sehr seltenen Hausbesuche weiterhin zentral vom Bereitschaftsdienst Bruchsal übernommen werden.

Zusammenfassend ist zu sagen: Die ambulante Versorgung in Kooperation mit der Rechbergklinik ist im Brettener Bereich weiterhin rund um die Uhr uneingeschränkt gewährleistet. Die Anordnung der Kassenärztlichen Vereinigung, im Bereitschaftsdienst die Hausbesuche des Brettener Bereichs nur noch von Bruchsal und nicht mehr von Bretten aus durchführen zu dürfen, halte ich für inakzeptabel, weil dadurch nahezu keine Kostenersparnis resultiert und wieder ein Stück der Patientenversorgung aus Bretten verlagert wird, mit der Konsequenz der Zunahme von Wartezeiten bei gleichzeitiger Zusatzbelastung des Bruchsaler Bereitschaftsdienstes vor allem in den „ Stoßzeiten“ am Vormittag.

Zwischenzeitlich ist auch noch der Apothekenbereitschaftsdienst für Bretten eingeschränkt worden. Solange kein anhaltender, umfassender und unüberhörbarer Protest gegen den sukzessiven Abbau von medizinischen Kompetenzen in Bretten erfolgt, wird sich an dieser Vorgehensweise zum Nachteil von Bretten schwerlich etwas ändern.

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