Verschuldung der Stadt Bretten

bak_logowie man aus der beigefügten Tabelle des statistischen Landesamtes erkennen kann, ist die Pro-Kopf-Verschuldung in Bretten seit 1998 faktisch nicht gesunken. Und dies obwohl in Folge der in 2011 gesamtwirtschaftlichen Erholung  die Kommunen in Baden-Württemberg eine Ergebnisverbesserung von 1,65 Mrd. Euro verbuchen konnten (Quelle: GPA Baden-Württemberg). So auch in Bretten, wo regelmäßig Spitzenergebnisse bei der Gewerbesteuer verkündet werden.

926€ betrug die Pro-Kopf-Verschuldung  im Landesdurchschnitt bei den kreisangehörigen Gemeinden mit 20.000 –50.000 Einwohnern.  In Bretten liegt sie mit 1312€ in 2011 (ohne Schulden der kommunalen Eigenbetriebe, siehe unten) um 41,68% wesentlich über dem Landes-Durchschnitt, was auch die GPA bereits in ihrem letzten Prüfbericht der Wirtschaftsjahre 2005 bis 2010 angemerkt hatte.

Zudem weißt das statistische Landesamt zu Recht darauf hin, dass “Insbesondere ist auch zu berücksichtigen, inwieweit die Gemeinde Aufgaben (und somit ggf. Schulden) aus dem Kämmereihaushalt ausgegliedert und auf kommunale Eigenbetriebe oder Kapitalgesellschaften übertragen haben”, in der Tabelle ist dies ebenfalls in der Fußnote angemerkt.

Dies trifft in besonderem Maße für Bretten zu, hier wird der wesentlich größere Teil der Schulden bei den Eigenbetrieben Wohnungsbau, Kommunalbau, Eigenbetrieb Abwasser und Stadtwerke versteckt. Insgesamt beträgt die Verschuldung Brettens derzeit 121 Millionen Euro und erreicht damit eine reale Pro-Kopf-Verschuldung von 4238 Euro.
Man beachte den Unterschied zwischen der “offiziellen” auch von der lokalen Presse standarmäßig publizierten Zahl von 1312€ und der tatsächlich 323% höheren Gesamtverschuldung von 4238€ pro Kopf!

Jahresabschlüsse 2011 der kommunalen Eigenbetriebe und der Stadt Bretten:

Wohnungsbau GmbH 11,59 Mio/Euro Festgestellt 17.07.2012
Kommunalbau GmbH 25,13 Mio/Euro 23.10.2012
Stadtwerke GmbH 36,584 Mio/Euro 18.12.2012
Eigenbetrieb Abwasser 13,149 Mio/Euro 18.12.2012
Stadt Bretten 34,728 Mio/Euro 18.12.2012
Schulden gesamt 121,181 Mio/Euro

Bemerkenswert sind die (späten) Zeitpunkte der festgestellten  Abschlüsse durch den Gemeinderat!
Die Stadt Bretten hat zu diesem Zeitpunkt ( 18.12.2012) die Eröffnungsbilanz zum 01.01.2011 festgestellt.

 

Quelle folgender Tabelle: statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Jahr Schuldenstand1)
Kernhaushalt Eigenbetriebe Kernhaushalt und Eigenbetriebe
insgesamt je Einwohner insgesamt je Einwohner insgesamt je Einwohner
1000 EUR in EUR 1000 EUR in EUR 1000 EUR in EUR
1998 20711 779 14842 558 35553 1338
1999 22341 830 14325 532 36666 1362
2000 23377 857 13927 511 37304 1367
2001 21721 790 14093 513 35814 1303
2002 23507 848 14465 522 37972 1371
2003 23730 849 14323 512 38053 1361
2004 24402 871 14191 507 38593 1378
2005 24002 857 13873 496 37875 1353
2006 22552 801 13837 492 36389 1293
2007 21822 773 13702 485 35524 1258
2008 20334 718 13552 479 33886 1197
2009 18870 664 12622 444 31492 1109
2010 29360 1033 8739 307 38099 1340
2011 29280 1032 7942 280 37222 1312
2012

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Finanzen abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

10 Antworten zu Verschuldung der Stadt Bretten

  1. fc sagt:

    Die letzten Zahlen vom 31.12.2015 zeigen die Gesamtverschuldung der Stadt Bretten – aus den GR-Vorlagen Nov./Dez 2016 – wie folgt:

    Gesellschaften mit städtischer Beteiligung
    100,2 Millionen Euro

    Stadt Bretten selbst steht mit Verbindlichkeiten = Schulden über
    23,8 Millionen Euro da.
    (2011 = 34,7 Mio/Euro)

    Das sind insgesamt über 124 Millionen Euro Schulden.
    (2011 waren es „nur“ 121,1 Millionen Euro. Siehe auch den obigen Kommentar -h – z am 8. März, 2013 – und die Erklärung über die SUBSIDARITÄT.)
    Hinzu kommen noch Bürgschaften von rund 65 Millionen Euro.

    Weitere Kredite über 2 Millionen Euro werden voraussichtlich im Jahr 2017 hinzu kommen.

    Sollten Sie von Herrn BM Michael Nöltner Zahlen über 90 Millionen Euro der Gesamtverschuldung hören, so fragen Sie nach. Vor Allem lassen sie sich den Begriff „SUBSIDARITÄT“ im Zusammenhang mit Stadteigenen Betrieben erklären.

    ******************************
    Aber das sind nur die „Portokassen“ der BRD. Lesen Sie mal mit wie vielen „Nullen“ wir es wirklich zu tun haben:

    „4,7 Billionen Euro schuldet Deutschland dem Ausland.“

    https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/4-7-billionen-euro-diesen-laendern-schuldet-deutschland-das-meiste-geld_H1771676218_318387/?SOURCE=7000002&ID_NEWS=318387&utm_source=focus&utm_medium=teaser&utm_content=main&utm_campaign=unser_netzwerk

    Da hilft uns auch der Götz von Berlichingen nicht mehr weiter…

  2. h - z sagt:

    Die Stadt Bretten berichtete stets nur über den Kernhaushalt, nicht über die Haftungsrisiken und Schulden ihrer kommunalen Unternehmen, Einrichtungen und Beteiligungen.

    Transparenz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit leiden darunter.

    Die ausgelagerten Bereiche erfüllen auch die Daseinsvorsorge und tätigen ebenso einen Großteil städtischer Investitionen. Zudem sind Beteiligungen unter 50 Prozent „nicht berichtspflichtig“. Auch die Kassenkredite werden nicht berücksichtigt, weil sie nicht zu den statistisch erfassten Schulden kommunaler Auslagerungen gehören. So findet eine Verschiebung von Schulden zu Lasten kommunaler Auslagerungen statt:

    S. oberhalb: Jahresabschlüsse 2011 der kommunalen Eigenbetriebe der Stadt Bretten.

    Man flüchtet aus dem Budget, um Schulden unsichtbar zu machen. Auch soll „Staatstätigkeit“ auf Daseinsvorsorge- und Gemeinwohl-Bezug verschleiert werden, um Subsidiarität = privatwirtschaftliche Aktivitäten (Privatisierung von Aufgaben) erfolgreich zu verdrängen!
    Sprudeln in den Brettener Beteiligungsberichten Gewinne oder schlummern dort Schulden?
    Folgt man den gesetzlichen Vorschriften, gehört das alles zum Gesamthaushalt des „Konzerns Bretten“.

  3. Polak sagt:

    oder noch besser: ein Arbeitnehmer benötigt bei einem, laut statistischem Bundesamt durchschnittlichen Jahreseinkommen von 33.700€, 3590 Jahre um die städtischen Schulden Brettens abzutragen!

  4. Blogleser sagt:

    @Matz:
    3630 Bürger klingt nicht besonders viel, geht man aber davon aus, dass auf eine Erwerbsperson nochmal 2 „Familienmitglieder“ kommen, dann sind dies bereits 10890 betroffene Personen, etwa 2/3 der Kernstadt von Bretten! Die dann ein Jahr kein Einkommen hätten?

  5. ghg sagt:

    @ Matz oberhalb

    Das System funktioniert anders.

    Niemand aus dem Kreis der öffentlichen Schuldenmacher in Bund, Land oder Gemeinden wäre bereit, nur einen Cent abzuliefern.

    Warum denn auch?

    Die Gewählten machen die öffentlichen Schulden zur Freude derer, die sie dafür gewählt haben. Denn bei Wiederwahlen will man erneut gewählt werden. Und im schlimmsten Fall wird man es auch wieder (Berufspolitiker).

    Beispielsweise Gemeinderats-Wähler – und auch Nicht-Wähler – haben durch Kommunalabgaben (Steuern, Gebühren, Beiträge) die Zinsen und Tilgungen zu bedienen für Kredite, welche die von ihnen Gewählten eigens für sie aufgenommen haben. Alle daran Beteiligten scheinen doch damit zufrieden zu sein?

    Zumindest funktioniert es (noch) einwandfrei!

  6. Matz sagt:

    was die CDU hier abliefert, ist im besten Fall Propaganda, aber eigentlich vorsätzliche Täuschung der Bevölkerung. Die Herren Gemeinderäte von der CDU wissen genau um die wirkliche Höhe der Verschuldung: nicht 34Mio oder 27Mio, es geht um 121.000.000€!
    Eine Million Euro entspricht 30 durchschnittlichen Netto-Jahreseinkommen in der Bundesrepublik Deutschland, also dürfen für die Verschuldung der Stadt Bretten 3630 Bürger ihr Netto-Jahresgehalt abliefern, ob die Herren von der CDU dazu bereit wären?

  7. G. H. sagt:

    Mir ist im heutigen obenstehenden Kommentar ein Fehler unterlaufen.

    Der Jahresabschluss 2011 der Stadt Bretten hat 34,728 Mio/Euro Schulden ausgewiesen. Diese sind vom Gemeinderat am 18.12.2012 festgestellt worden.

    Von Herrn Nöltner (CDU) werden derzeit 27 Millionen Euro Schulden genannt. Also wurden vom 1. Januar 2012 bis zum 6. März 2013

    7.728.000 € Schulden

    abgebaut. Eine starke kommunale Leistung!

    PS: Um Entschuldigung für die falsche Kommentierung wird gebeten.

  8. G. H. sagt:

    CDU nimmt den Schuldenabbau ins Visier
    Brettener Woche, Kraichgauer Bote
    Mittwoch, 6. März 2013, Seite 10

    Ziel ist, die Verschuldung der Stadt von derzeit 27 auf 15 Millionen Euro Ende 2016 zu drücken. Das wäre dann erst der Landesdurchschnitt. Nöltner (CDU)

    Stimmt die Zahl bei der Feststellung des Jahresabschlusses 2011 der Stadt Bretten am 18.12.2012 in Höhe von 34,728 Mio/Euro gemäß der obenstehenden Aufstellung, dann sind die Herren Leonhardt und Nöltner zur Aufklärung der Differenz von 7,728 Millionen = 7.728.000 Euro aufgerufen.

    Warten wir ab, ob was passiert.
    Anmerkung: Vom 18. Dezember 2012 bis zum 6. März 2013, also innerhalb von 47 Tagen, hat sich das Defizit um 7.728.000 € abbauen lassen. Oder doch nicht? Es bliebe wohl das Geheimnis dieser beiden Herren, die man zweifelsohne als Kommunalfinanz-Genies bewundern sollte. 🙂

  9. Matz sagt:

    siehe hierzu auch den Artikel auf Spiegel online: „Statistiktricks: Kommunen rechnen ihre Schulden schön„. Interessant auch, dass „Die deutschen Städte, Gemeinden und Gemeindeverbände waren Ende 2007 mit durchschnittlich 3286€ je Einwohner verschuldet.“ Auch hier ist Bretten wieder ganz vorne mit dabei!

  10. h - z sagt:

    Jahresabschlüsse 2011 wurden in 2012 frühestens am 17. Juli 2012 und spätestens am 18. Dezember 2012, also sieben bis zwölf Monate danach, festgestellt. Absolut rekordverdächtig! 🙂

    121 Millionen Euro – 121.000.000 € – Gesamtschulden sprechen eine klare Sprache. Der Konzern Stadt Bretten wäre unter privatwirtschaftlichen Bedingungen nicht mehr wettbewerbsfähig und vom Markt verschwunden. 🙁

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert