Folgen der Nachverdichtung

von Gunter Lange
Am vergangenen Sonntag gab es auch in Bretten einen Starkregen. Dieser führte zwar nicht zu einem Hochwasser, weil Brettens Bäche infolge der Trockenperiode fast leer waren. Jedoch führte dieser Starkregen wieder einmal zu einer Überlastung des Kanalsystems in der Kernstadt. Auch die Überläufe in den Saalbach schafften keine Entlastung, so dass das Wasser aus allen tief gelegenen Regeneinläufen in der Wilhelmstraße und anderenorts quoll und die Straßen großflächig überflutete. Ob auch Schäden in Häusern entstand, entzieht sich meiner Kenntnis.
Eine solche Kanalsystemüberstauung sollte nach den Berechnungen der 70-er Jahre als Jahrhundertereignis nur einmal in Hundert Jahren vorkommen. Für die Verlegung der Kanäle des Abwasserverbandes und der Aufdimensionierung vieler städtischer Kanäle ging damals der Abwasserverband von 100.000 Einwohnergleichwerten für das Verbandsgebiet aus und erfasste dabei alle damals beabsichtigten, in den Flächennutzungsplänen der Gemeinden enthaltenen, künftigen Neubaugebiete wie in Bretten Wanne, Kupferhälde, Rechberg u.ä.

Eine Hauptursache für die nun häufige Überstauung des Netzes ist die von einigen Ideologen so hochgepriesene, bauliche Nachverdichtung in der Kernstadt. Durch die zusätzlich intensiv betriebene Versiegelung von früheren Garten- oder Freiflächen in Blockinnenräumen fliest den Kanälen deutlich mehr Wasser zu.

Damit einher geht aber auch eine Überlastung der schmal dimensionierten Wohnstraßen in älteren Baugebieten. Durch das nicht nachvollziehbar akzeptierte Freikaufen aus gesetzlich vorgeschriebener Stellplatzverpflichtung entsteht auch ein solcher Parkdruck, dass ein Begegnungsverkehr kaum noch möglich ist und Handwerker, Lieferanten oder Gäste keine Straßenrandparkplätze finden. Durch das häufige Anhalten, Ausweichen und Neustarten des nicht mehr fliesenden Verkehrs wird mehr Benzin verbraucht und CO2 ausgestoßen.

Das absolut Bedenkliche ist aber, dass diese Nachverdichtung mit hohen Geschosssflächenzahlen den Investoren satte Gewinne bringen, weil diese für die schon vorhandenen Straßen keinerlei Erschließungsbeiträge mehr bezahlen, eben m. W. wie in der Kantstraße keine Tiefgaragen bauen müssen, sowie auch keine Entwässerungsbeiträge für schon vorhandene Kanäle zahlen. Die Kosten für einen ggf. später fälligen Kanalaustausch und den Hochwasserschutz trägt dann die Gemeinschaft mit ihren Steuergeldern, bzw. der Gebührenzahler. Dies ist m. E. sozial und rechtlich gesehen äußerst bedenklich. Daher kann ich nicht nachvollziehen, warum Fachverwaltung, OB, Bgm. und Gemeinderat hier keinerlei Bedenken sehen, alles genehmigen und sich damit vor den Karren einer einseitigen Betrachtung der grünen Nachverdichtungsideologie und der Investorenlobby spannen lassen.

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Eine Antwort zu Folgen der Nachverdichtung

  1. Aquarius sagt:

    Eine „Kanalsystemüberstauung sollte nach den Berechnungen der 70-er Jahre als Jahrhundertereignis nur einmal in hundert Jahren vorkommen“. In den letzten Jahren sind aber Hochwässer mit hohen Sachschäden und finanziellen Nachteilen für die betroffen Brettener Bürger wiederholt aufgetreten. Dies ist neben dem Klimawandel auf die bauliche Nachverdichtung in der Kernstadt und auf die Ausweisung von immer neuen Wohn- und Gewerbegebieten zurückzuführen. Schuld tragen die Kommunalpolitiker, die die Flächenversiegelung unermüdlich und ohne die Folgen zu bedenken mit allen Kräften auch weiterhin vorantreiben.

    Wirksamer, vorbeugender Hochwasserschutz? Fehlanzeige! Aber für das nächste Hochwasser wurden ja Sandsäcke angeschafft mit denen den Bürgern „Hochwassersicherheit“ suggeriert und damit im wahrsten Sinn des Wortes „Sand in die Augen gestreut“ wird! Hinzu kommt, dass alle bisher durchgeführten sehr teueren „technischen“ Hochwasserschutz-maßnahmen keine trockenen Keller garantieren konnten.

    LINKS:
    http://www.bak-bretten.de/texte/wp/2006/10/25/experten-kundigen-mehr-und-starkere-hochwasser-an/
    http://www.bak-bretten.de/texte/wp/2015/06/11/leserbrief-wer-traegt-die-verantwortung/
    http://www.bak-bretten.de/texte/wp/1987/05/06/bache-werden-in-bretten-saniert-und-ausgebaut/

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