Leserbrief: Hochwasserproblematik Gölshausen

bak_logovon Dr.Frank Altenstetter
Schon vor der umfassenden Gölshausener Industrieansiedlung war Gölshausen ein hochwassergefährdeter Bereich. Bei der ersten vorgesehenen Erweiterung dieses Industriegebiets
wurde 2005, im Rahmen einer Standortsuche auch der jetzt vorgesehene Industrieerweiterungs-bereich untersucht, der allerdings damals zusätzlich einen Waldbereich hatte. Dabei war die Hochwasserproblematik mit die Ursache, sich gegen diesen Standort zu entscheiden.

Als im Januar 2012 der Gemeinderat bezüglich einer Einleitung eines Verfahrens zur Erweiterung des Gölshausener Industriegeländes entscheiden sollte, wurde über den 2005 abgelehnten Standort sehr umfassend informiert. Die Hochwasserproblematik wurde vermutlich deshalb verschwiegen, um mit der so „geschönten“ Sitzungsvorlage eine entsprechende Diskussion zu vermeiden.

In der Vorlage für die Gemeinderatssitzung vom Juni 2015 wurde über diesen Standort und dann auch über vorgesehene Maßnahmen zur Hochwasservermeidung berichtet. Zur bisherigen Hochwassergefährdung hat auch das für die Erweiterung vorgesehene landwirtschaftlich genutzte Hanglagenareal bei Starkregen mit bis zu 190l pro Sekunde beigetragen.
Diese Wassermenge, die -hochgerechnet auf 3 Stunden- sich auf ca 2000m³ beläuft, soll bei Starkregen nicht gespeichert werden. Geplant ist nur das durch Versieglung vermehrt anfallende Oberflächenwasser bei Starkregen in einem Retentionsbecken zurückzuhalten. Eine effiziente, alle hochwasserge-fährdenden Faktoren einbeziehende Maßnahme ist das daher nicht.

Das geplante Regenwasserretentionsbecken wird offensichtlich ausschließlich nach dem früher üblichen Erfahrungsmodell eines 100jährigen Hochwassers bemessen, ohne wie inzwischen üblich einen Klimaveränderungsfaktor zu berücksichtigen, um der Zunahme von verstärkt auftretenden Starkregen Rechnung zu tragen. Mit den vorgesehenen 3100 m³ ist das Retentions-becken für das ca 7 ha große Industriegebiet zu gering dimensioniert.

In einem hochwassergefährdeten Bereich wird um die Gefährdung nicht weiter zu erhöhen sinnvoller Weise eine Versiegelung des Bodens nur zurückhaltend durchgeführt. Zu dem im hochwassergefährdeten,auf der Gemarkung Gölshausen gelegenen ausgedehnten Industriegebiet wurde bereits eine Erweiterung durchgeführt und bereits jetzt schon wieder eine Erweiterung geplant.

Diese Vorgehensweise und auch andere Unterlassungen sind unverantwortlich und haben, wie es sich auch beim letzten Starkregen gezeigt hat, in Gölshausen zu erheblicher Überflutung geführt. Aus Gebieten, wie Äckern, die schon immer eine Hochwassergefährdung waren, ergossen sich große Wassermengen. Aber auch aus dem Industriegebiet strömte ungebremst Wasser, da das entscheidende Regenrückhaltebecken vermutlich durch Verwendung eines überholten Berechnungs-modells dem Regenanfall nicht gewachsen war. Im Dorf vereinigten sich die gesamten Wasserströme und konnten dann aber nicht von dem zu gering dimensionierten Abwasserkanal aufgenommen werden. So kam es zur ausgedehnten Überschwemmung , die folgende Konsequenzen erfordert:

1. Erweiterung des Kanalsystems, dessen Kosten auf ca 2,5 Millionen veranlagt sind.
2. Überprüfung der bisherigen Wasserretentionsbecken von einem erfahrenen Hydrologen mit dann eventuell entsprechenden Erweiterungen
3. Keine weitere Vergrößerung des Industriegebiets.

Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht vor Sicherheit der Menschen stehen. Der Bürger sollte immer im Mittelpunkt der Politik stehen, nicht nur kurz vor Wahlen.

Anmerkung BAK: der Leserbrief erschien am 2.7.2015 in den BNN, allerdings in einer durch die Redaktion „gekürzten“ Fassung

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