Presse kommentiert

PresseWir brauchen eine „Konsens-Kultur“ zum Artikel der BNN vom 14.3.2015 „Angst auf beiden Seiten“
von Gunter Lange

Am 12.3.2015 hatte ich die Diskussion „Abendland trifft Islam“ in Bretten besucht, auf den sich der BNN-Artikel vom 14.3.2015 bezieht.
Seit „nine-eleven“, seit den NSU-Morden, seit den Gräueln des IS, seit Pegida ist eine gesellschaftliche Diskussion entstanden, in der stark polarisiert wird. Obwohl seit über 40 Jahren mit den Gastarbeitern aus vielen Ländern Menschen anderer Kulturen in unser Land kamen, war dies vorher nicht in dieser Form der Fall. Keiner hat damals von Angst oder Überfremdung gesprochen.

Ich finde, heute ist diese Diskussion tatsächlich notwendig und gut. Andererseits finde ich aber, dass diese Diskussion nicht am Kern vorbei gehen darf. Weder die Überschrift Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) noch die Forderung nach dem gleichberechtigten Nebeneinander vieler Kulturen in Deutschhand trifft m. E. diesen Kern. Auch eine Ausrichtung an dem Begriff „Leitkultur“ finde ich unglücklich.

Für mich und schlauere Leute geht es darum, dass alle Mitglieder unserer Gesellschaft, egal welcher kulturellen und religiösen Herkunft, eine gemeinsame „Kultur des Konsenses“ entwickeln, die aus der Schnittmenge gemeinsamer Werte besteht. Da wir in Deutschland leben, muss diese Schnittmenge den Werten unseres Grundgesetzes, unseres Strafrechtes und unserer sonstigen Gesetze entsprechen.

Alle anderen kulturellen und religiösen Vorstellungen oder Traditionen, die nicht dieser Schnittmenge und Konsenskultur entsprechen, sind nicht hinnehmbar. Es kann daher nicht sein, dass ein Teil der Muslime z. B. einen Mehrgottglauben wie den der Jesiden oder der Hindus und Homosexualität nur zwangsweise in unserem Rechtsstaat tolerieren will, dass sie eine sexuelle Selbstbestimmung von Frauen abgelehnt, dass sie glaubt, für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder seien allein die Schulen und ggf. die religiösen Lehrer zuständig, dass sie vor allem Jungs glauben macht, dass ein Schulabschluss nicht zwingend notwendig sei, weil es ja reicht, wenn sie einmal den gleichen Beruf am Fließband ausüben wie ihr patriarchalisches Familienoberhaupt, dass ihre aus der Heimat eingeheirateten Frauen kein Deutsch lernen müssten, weil sie ja auch in Deutschland in patriarchalisch-kollektivistischen Verhältnissen in einer Parallelgesellschaft leben könnten, dass sie ggf. Ehrenmorde als kulturell legitimiertes Mittel ansehen.

Diese kulturellen „Bereicherungen“ sind keine und daher auch nicht konsensfähig. Das Gleiche gilt aber auch für einen Neo-Nationalismus der rechten Szene, der glauben machen will, nur am nationalen Wesen könne Deutschland und die Welt genesen.

Wir brauchen keine Überfremdung zu fürchten, wenn alle, auch die, die Einflüsse von außen steuern, wie m. E. unsere muslimischen Verbände, die Politik und die Medien, sich an diese Spielregeln halten. Dazu gehört auch, die nicht konsensfähigen Kulturtraditionen nicht klein zu reden, auch wenn sie nur von einer Minderheit gepflegt werden.

In eine Konsenskultur aufgenommene Bereicherungen sind m. E. z. B. die vielen fremden Speisetraditionen, die jeder im Rahmen unserer Gaststätten-Freiheit kennenlernen und genießen kann. Ebenso die aus den südlichen Ländern mitgebrachte Freude am Lebensgenuss, an der gemeinsam verbrachten Freizeit in Straßen-Cafes und Biergärten oder die von den „Nordlichtern“ gelernte Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. So gibt es viele, viele konsensfähige kulturelle Bereicherungen.

Eingeführte, nicht konsensfähige Kulturgepflogenheiten jedoch sind keine Bereicherungen, sondern ein deutlich abzulehnendes Konfliktpotential. Dies sollten auch die Politik, die Medien und alle die, die religiösen und kulturellen Einfluss auf die Mitglieder unserer Gesellschaft haben, allen deutlich sagen.

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