Unerträgliche Lautstärke

bak_logovon Franz Cizerle
Bretten live – warum so laut? (Unerträgliche Lautstärke)
Nach drei Tagen – Musikfestival Bretten live – der Lärmbelästigung wurde mir am Sonntagabend, auf meine Anfrage, gegen 22.15 Uhr vom Polizeirevier mitgeteilt, dass eine Genehmigung für diese Musikveranstaltung bis 23.00 Uhr vorliegt! Warum? Denn der darauffolgende Montag war ein ganz normaler Arbeitstag und die unerträgliche Lautstärke aus den Boxen am Marktplatz war mit Sicherheit nicht nur im Wohngebiet Schänzle zu hören. Die Lärmeinwirkungen waren absolut nicht zumutbar. Im Interesse der Allgemeinheit war dieses Lärm-Ereignis nicht hinzunehmen. Selbst die Benutzung von Ohropax-Stöpseln hatte keine Wirkung. Dass nicht nur unfreiwillig ertragener Lärm gesundheitliche Schäden verursacht, ist ausreichend bewiesen.

Im erneuten Anruf beim Polizeirevier Bretten, um 23.10 Uhr, sagte (man) mir eine weibliche Stimme am anderen Ende der Leitung, dass ich – „zehn Minuten“? – tolerieren müsste und – etwas barsch hinzugefügt – dass sich die Polizei nach der Abarbeitung anderer Aufträge um meine Angelegenheit kümmern wird (werde). Bei meinem wiederholten Telefonat um 23.35 Uhr, wurde mir von einem anderen diensthabenden Polizeimitarbeiter mitgeteilt, dass die Kollegen unterwegs zum Marktplatz seien und bereits vor Ort sein müssten. Als um 23.45 Uhr immer noch dieselbe Lautstärke zu vernehmen war, gab mir „unser (der) Freund und Helfer“ am Telefon zu verstehen, dass er noch keine Rückmeldung hätte (habe) und er die Kollegen noch einmal „anfunken“ würde. Ob mit oder ohne Hilfe der Polizei wurde dieser Höllenlärm um 23.54 Uhr endlich beendet. Fast zwei Stunden nach dem üblichen Beginn der Nachtruhe! Die ungestörte Nachtruhe nach 22.00 Uhr hat Vorrang vor dem Interesse der Bevölkerung, weil diese reine Musikveranstaltung keine historische, kulturelle oder kommunale Bedeutung hatte (hat). Insofern ist der Stadtverwaltung dringend anzuraten, derartige Lärmeinwirkungen zukünftig nicht zu genehmigen.

Es ist beschämend, dass die Politik nicht fähig ist, Voraussetzungen zu schaffen, die diese ehrenwerte Arbeit von Herrn Uli Lange gar nicht erforderlich machen müsste. Außerdem stellt sich die Frage, warum die Lautstärke nicht nur auf zahlende Zuschauer begrenzt wurde, sondern sich negativ auf das weite Umfeld der Bürgerschaft auswirkte, die den gesetzlich verankerten Anspruch auf (nicht nur) sonntägliche Ruhe hat. Nach dem gesamten Ablauf dieser Musik-Veranstaltung darf man wohl fragen, ob sich der Veranstalter sowie die Person im Rathaus, die das alles genehmigte, am (vorsätzlich oder fahrlässig) herbeigeführten Lärmterror mitschuldig gemacht haben. Die Ausnahmegenehmigung zu Nachtzeiten durch die Stadt Bretten wurde nicht überwacht, denn eine Überwachung durch Personaleinsatz mit der Polizei fand nicht statt (es gab auch keinen Polizeieinsatz). Am 27.08.2010 ist ein ähnlicher Leserbrief in den BNN erschienen, der bei der Stadtverwaltung Bretten leider keine Wirkung hinterlassen hat.

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3 Antworten zu Unerträgliche Lautstärke

  1. H.U. sagt:

    @Matz: völlig richtig, was Sie sagen.

    Spaßbäder sieht man, sie wirken öffentlich und stellen damit ein Aushängeschild für Stadt und Stadtverwaltung dar. Ruhe sieht man nicht, damit kann man keine Wahl gewinnen.

    Dass sich die Straßennutzung und die Stadtstruktur ändert, wird kaum mit Gegenmaßnahmen gesteuert. Meine Wohnstrasse ist zu einer Art Umgehung geworden, mit massivem Anstieg des Durchgangsverkehrs.

    Ein Brief an die Stadtverwaltung mit drastischer Schilderung der Zustände und Aufzählung von möglichen Abhilfen wurde standardgemäß beantwortet. Es erfolgte eine einmalige Tempo-Kontrolle für eine Stunde, vormittags um 10Uhr. Das Ergebnis war derart, dass natürlich kein Handlungsbedarf besteht.

    Immer wieder bin ich über die Gelassenheit der Bürger erstaunt, immerhin wird unsere Stadt z.B. von LKWs im Kreuz A6/A8/A5/B293/35 regelrecht zermalmt, die Einfalls-Straße wird zu Schutt gefahren und alle zwei Monate behelfsmäßig geflickt, am Alexanderplatz stinkt es nach Abgasen. Neulich auf dem Weg zur Arbeit war zu beobachten, dass es mehr LKWs als PKWs waren, das ist Wahnsinn. Eine Stadtautobahn in Berlin oder Hamburg sieht nicht anders aus – aber es ist Bretten!

    Es häufen sich agressivste Szenen am Kreisel Kaufland / Ford Fischer, was man dort erleben kann, läßt einen erschrecken. Leute steigen mitten im Kreisel aus und gehen aufeinander los.

    Und was ist abonniertes Haupt-Thema der Brettener Woche / Amtsblatt? Kaufhaus Schneider und Einkaufs-Freuden…

    Auch jetzt in der Nacht vom 4. auf den 5.9., Strassen-Rennen, sind aufheulende Motoren zunächst aus der Ferne zu hören, aber nicht B35. Ich frage mich dann immer, wer wohnt dort, dass es ihm egal ist? Dann plötzlich ein dröhnender Lärm, getunter PKW mit mindestens 80km/h durch meine Strasse.

    Übrigens: der Unfall mit der gerammten Hauswand / Hausertal wurde m.W. in keinem Presse-Bericht erwähnt. Aber ansonsten wird landesweit über jeden umgekippten Traktor ausführlich im Internet berichtet. In Bretten ist man halt gelassener.

  2. Matz sagt:

    @H.U. : vor über 10 Jahren habe ich mich bereits mit der Stadt Bretten vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe über Lärm in Wohngebieten auseinander gesetzt. Auch damals ging es nicht nur um Verkehrslärm, sondern auch um „Freizeitlärm“, alles das also, was unseren Mitmenschen so viel Spass (=Lärm?) bereitet. Damals war die Ausrede noch, es gebe keine medizinisch-wissenschaftliche Nachweise zur Auswirkung von Lärm auf die Gesundheit.
    Heute ist die Lärmwirkungsforschung wissenschaftlich längst abgeschlossen und es steht zweifelsfrei fest, dass dauernder Lärm, vor allem nachts, massiv gesundheitsschädigend wirkt!
    Die Reaktion der Stadtverwaltung Bretten hat sich indes nicht verändert: es wird nicht gehandelt, obwohl dies doch die erste Aufgabe einer Stadt sein muss, die Bürger zu schützen!
    (siehe auch: Stadt muß Lärmaktionsplan erstellen)
    Stattdessen ergeht man sich in visionären Innenstadtplänen und Spaßbädern, was wiederum mehr Verkehr=Lärm anzieht.
    Aber vielleicht kämpfen auch zu wenige um ihr Recht auf gesundheitliche Unversehrtheit?!

  3. H.U. sagt:

    In Bretten Hausertal (Tempo 30) finden bis 4 Uhr nachts quasi illegale Autorennen statt, durchaus auch mit Unfällen (zwei in 2012, z.B. mit 100km/h gegen eine Hauswand), Reifen quietschen, besonders auch mit inzwischen anscheinend legal erwerbbaren besonders lauten Auspuff-Anlagen.

    Und dann diese Motor-Roller, den ganzen Tag bis tief nachts, Schall-Dämpfer entfernt, das Nummernschild halb verdeckt.

    Diese Lärmbelästigung lässt mich regelmäßig nachts hochschrecken, trotz 42dB-Schallschutz-Fenster. Man denkt, man ist im falschen Film.

    Nächtliche Geschwindigkeitsmessungen, Streifenfahrten, Überprüfung der Auspuff-Anlagen, zusätzliche Tempo-30-Schilder (im ganzen Hausertal nur ein Zonen-Schild), Boden-Schwellen… erfolgt nicht, kann Stadt und Polizei nicht leisten. Anzeigen sind sinnlos, weil ohne Beweismittel.

    Das soll die empfundene Lärmbelästigung durch Musik-Veranstaltungen am Marktplatz nicht schmälern oder bagatellisieren, auch wenn diese in der Regel um Mitternacht enden. Aber der Lärm nimmt zu, überall, absichtlich, rücksichtslos und ohne Gegenmaßnahmen. Er ist inzwischen vor der Haustüre, der Lärm, die B35 ist dagegen ein leises nächtliches Säuseln.

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