Ein halbes Jahr für die Verwandlung des Freibads

Statt zwischen leuchtend blauen Betonwänden schwimmen die Brettener künftig im Edelstahl-Bassin
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. „Ich selbst habe da drin auch Schwimmen gelernt“ erinnerte sich Oberbürgermeister Wolff, bevor er mit den Spatenstich-Gästen noch einmal ins leuchtend-blau gestrichene Bassin des Brettener Freibads stieg. Das Wasser ist nach Abschluss der Saison 2010 schon abgelassen, hier ging es nur noch um ein Erinnerungsbild. Denn das rund 70 Jahre alte Schwimmerbecken wird demnächst unter dem Lärm von Presslufthämmern verschwinden, genauso das benachbarte, Mitte der 80er-Jahre eingeweihte Spaß-Becken. Der erste Spatenstich, zu dem die Stadtwerke gebeten hatten, galt dem an die fünf Millionen Euro teuren Neubau eines Schwimmer- und eines Spaßbeckens. Die Zeit drängt. Zum Auftakt der nächsten Freibadsaison im Frühjahr 2011 soll Eröffnung gefeiert werden.

Etwas Nostalgie schwang beim Oberbürgermeister mit, als er zum ersten Spatenstich schritt. „Schade um das alte Becken. Aber der Neubau muss sein“, wies Wolff auf Umwelt-Auflagen des Landratsamtes hin, die den weiteren Betrieb nicht mehr ermöglichten. Das chlorhaltige Badewasser floss direkt in die Weißach, dies wurde von der Behörde nicht länger akzeptiert.

Und ohnehin war das alte Becken sanierungsbedürftig. Der Beton war im Laufe der Jahre brüchig und undicht geworden. Das soll mit dem neuen Schwimmbecken nicht mehr passieren. Es wird komplett aus Edelstahl gebaut. Ebenso wie das neue Spaßbecken. Das bisherige mutet zwar noch recht neu an, doch sind, wie Stadtwerke-Chef Stefan Kleck erläutert, auch hier schon teure Unterhaltungsarbeiten erforderlich. Noch wichtiger: für die Aufsicht über beide Becken werden bisher mehrere Mitarbeiter gebraucht. In Zukunft kann das eine Person erledigen.

OB Wolff sprach auch eine Einschränkung an, die mit der Erneuerung des Freibads verbunden ist: Es gibt nur noch 25-Meter-Bahnen, ein 50-Meter Becken ließ sich im gegebenen Rahmen nicht mehr realisieren. Dafür wird es beim Spaßbecken eine zusätzliche Rutschbahn geben. Auch die alte bleibt erhalten, und auch die verschiedenen Wasserspiele soll es wieder geben.

Im April/Mai 2011 soll das neue Bad fertig sein. Doch die Schwimmbad-Baustelle ist für die Stadtwerke damit noch nicht abgehakt. Das Hallenbad, in den 70er-Jahren errichtet, bedarf dringend einer Erneuerung. Wie und wann das geschieht, sei nicht zuletzt von der Finanzlage abhängig, sagte Martin Wolff.

Einen Zugewinn an Attraktivität erhoffen sich die Stadtwerke vom erneuerten Freibad, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Kleck. Den rückläufigen Besucherzahlen wolle man unter anderem durch flexiblere Öffnungszeiten entgegenwirken, indem in der Übergangszeit sowohl Freibad wie Hallenbad geöffnet werden können.
Eine geplante Neuerung gefällt manchen Badegästen überhaupt nicht: Die Jahreskarte soll abgeschafft werden. Deshalb gab es eine Unterschriften-Aktion. „Die Anregungen fließen in die Diskussion ein“, versicherte OB Wolff.

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3 Antworten zu Ein halbes Jahr für die Verwandlung des Freibads

  1. -fc- sagt:

    @ -el-
    „Durch das Millionenprojekt befürchteten sie spürbare Einschnitte in anderen Bereichen.“

    In Bretten erfolgen die Einschnitte und Belastungen noch zusätzlich zu dem „Stadtwerke-Schwimmbad“.
    Erhöhung der Grundsteuer B rückwirkend zum Januar 2010
    Erhöhung der Strompreise seitens der Stadtwerke
    Nun stehen die Erhöhungen der Hundesteuer, Vergnügungssteuer, Gewerbesteuer, der öffentlichen Parkgebühren usw., bevor. Und eine weitere Neuverschuldung wird wohl nicht zu vermeiden sein.

    Wie heißt es am liebsten in den Gemeinderatssitzungen: „Einstimmig, so beschlossen.“
    Natürlich auch für die ganze Verschuldung aus der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft.

  2. -el- sagt:

    SO GEHT DER SCHWABE! MIT EINER FREIWILLIGEN AUFGABE UM!

    WeinstadtBürger lehnen Schwimmbad-Neubau ab

    Das vom Gemeinderat der Stadt Weinstadt im Remstal beschlossene Sport- und Familienbad wird nicht gebaut. In einem Bürgerentscheid haben bei einer Wahlbeteiligung von 51,9 Prozent gestern 32,9 Prozent der Wahlberechtigten (6.538 Stimmen) gegen das sechs Millionen Euro teure Projekt votiert.

    Nur 3.744 Wähler (18,8 Prozent) votierten für den Bau, mit dem das marode Mineralhallen- und -freibad „Cabrio“ im Stadtteil Endersbach hätte ersetzt werden sollen.

    Nach jahrelanger Diskussion hatte der Gemeinderat der Großen Kreisstadt im Rems-Murr-Kreis im Mai mit 14:13-Stimmen den Bau beschlossen. Die Gegner des Projekts hatten mit 5.000 statt der notwendigen 2.000 Stimmen den ersten Bürgerentscheid in der Stadtgeschichte beantragt. Durch das Millionenprojekt befürchteten sie spürbare Einschnitte in anderen Bereichen.

    Oberbürgermeister Jürgen Oswald (CDU) hatte für das Projekt geworben. Nun müssen er und der Gemeinderat den Neubau des Bads mindestens drei Jahre lang auf Eis legen.

    http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=7003608/1l89ro6/index.html

    ——————————————
    „Nur 3.744 Wähler (18,8 Prozent) votierten für den Bau“…
    das waren wahrscheinlich nur die Schwimmbadnutzer …

    In Bretten zahlt die Investition und die Defizite der Strom- und Wasserkunde, egal ob er(sie) sich einen Schwimmbadbesuch leisten kann oder nicht. Die Nicht-Kunden der Stadtwerke bezahlen nur den Eintritt !!!
    Das ist wohl die Gleichbehandlung der Bürgerschaft in der BRD.

  3. -an-i- sagt:

    Eine Volksweißheit: „Wer Geld hat schickt seine Frau ins Bad und wer keines hat wäscht sie selber ab.“

    Badespaß war schon immer ein teures Vergnügen.

    Was aber kein Vergnügen sein kann, ist die Tatsachen, dass Bürgerschaft, die sich kein Ticket für das Schwimmbad leisten kann, über die (lebensnotwendige) Bezugspreise für Strom und Wasser die Defizite ausgleichen muss. Ist das nicht eine weitere Diskriminierung und Verhöhnung vieler Menschen in der Stadt Bretten?

    In anderen Städten werden solche freiwillige Aufgaben einfach gestrichen oder an privaten Betreiber weiter gegeben.

    Nach der letzten OB-Wahl habe ich mehr Gerechtigkeit und „Fingerspitzengefühl“ erwartet.

    Wie hoch sind denn tatsächlich die Defizite?
    Lt. Herrn Kleck „…rückläufigen Besucherzahlen…“ können nicht nur Erdnüsse sein…

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