Natur- und Tierschützer auf den Barrikaden

Abriss- und Abholzaktion in den „Verbotsmonaten“ im Gebiet Brunnenstube
Bretten. (gm) Verärgert und wütend reagierten Natur- und Tierschützer auf eine Maßnahme, die zwar im Prinzip beschlossene Sache ist, deren Umsetzung aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt als unzulässiger Eingriff gewertet wird: Im Bereich des neuen Baugebietes Brunnenstube hat die beauftragte Firma mit der „Freimachung“ begonnen. „Jeder Privatmann, der jetzt Bäume fällt und Hecken schneidet oder gar rodet, bekommt große Probleme und wird unter Umständen kräftig zur Kasse gebeten“, verweist eine Tierschützerin darauf, dass die Ge- und Verbote bei Heckenschneiden, Baumpflege und Baumfällen in Deutschland rechtlich geregelt sind – und zwar über das Bundesnaturschutzgesetz und im Detail über das Landesnaturschutzgesetz. Denn grundsätzlich ist es ab Mitte/Ende März bis Ende August-September (variierend nach Bundesland) zum Schutz von Pflanzen, Tieren und Lebensräumen verboten, Bäume, Hecken, Gebüsch und sonstiges Gehölz sowie Röhrichtbestände zu roden oder zu beseitigen.

Als Anwohner des Gebietes jetzt die Auswirkungen der angerückten Bagger sahen, gingen sie auf die Barrikaden: „Was ist mit den brütenden Vögeln und anderen Tieren?“ fragten sie und erinnerten sich unter anderem daran, dass in den jetzt per Bagger abgebrochenen Hütten noch vor etwa drei Wochen zwei Katzen Junge bekommen hatten. Auch Igel hätten dort ihren Unterschlupf gehabt, weiß eine Anwohnerin: „Eine Hütte gehörte einem Bürger, der in Bretten nur als „Igel-Mann“ bekannt war. Ihm wurden viele Igel gebracht – und viele hat er hier nicht nur über den Winter gerettet, sondern hier in den Gärten angesiedelt.“

Oberbürgermeister Martin Wolff, am frühen Mittwochmorgen mit dem Zorn seiner BürgerInnen konfrontiert, war sofort vor Ort und informierte sich über die Abriss- und Rodungsmaßnahmen. „Der Bebauungsplan ist rechtskräftig, es darf erschlossen werden,“ verweist er auf die Basis der begonnenen Arbeiten. „Es geht hier um einen fünf Meter breiten Randstreifen“, versuchte er die Gemüter zu beruhigen. „Es gibt keine großflächige Abholzung. Wir gehen hier sehr behutsam und in Einklang mit den entsprechenden Verordnungen vor“, verweist der OB auf eine Vereinbarung mit dem Landratsamt und dem Regierungspräsidium. „Jeder Baum ist mit den offiziellen Naturschutzstellen abgestimmt.“ Von der mit der Erschließung beauftragten Firma hätten zwei Angestellte vorher den Grünbestand durchgesehen und nach Tieren gesucht. Dabei habe man weder Tiere noch Nester gefunden und: „Es wurde abkribisch gesucht. Allerdings haben wir Sperrmüll gefunden, der drei Container gefüllt hat und den wir entsorgen mussten.“

„Das ist kaum vorstellbar“, reagieren die gegen den Zeitpunkt der Aktion protestierenden Tierschützer und machen keinen Hehl daraus, dass ihnen der Glauben an das behutsame Vorgehen und an Schutzmaßnahmen fehlt. „Im Enzkreis hat man den Bau der Gasleitung aus Tierschutzgründen gestoppt, in Bretten gehen die Uhren offenbar anders“.

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3 Antworten zu Natur- und Tierschützer auf den Barrikaden

  1. A/B sagt:

    Die Brettener Kommunalpolitik gibt bekannt, was in ihrem Sinne Natur- und Tierschutz bedeuten.

  2. F. M. sagt:

    „Jeder Baum ist mit den offiziellen Naturschutzstellen abgestimmt.“ Wolff

    ..“und machen keinen Hehl daraus, dass ihnen der Glauben an das behutsame Vorgehen und an Schutzmaßnahmen fehlt.“ Natur- und Tierschützer

    Was nun Natur- und Tierschutz in Bretten?

  3. Nag. sagt:

    …“in Bretten gehen die Uhren offenbar anders.“

    Was den Natur- und Tierschutz angeht, durch den Bericht in der Brettener Woche nachgewiesen!

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