Ein eigener Etat und Rederecht für Nachwuchs

Erste Info-Veranstaltung für neuen Jugendgemeinderat
„In erster Linie vertreten die Jugendlichen ihre Altersgenossen“
Von unserer Mitarbeiterin Franziska Pröll
Bretten. Der große Saal des Brettener Rathauses ist voll besetzt. Aber nicht – wie üblich – mit den Mitgliedern des Gemeinderates, sondern mit Jugendlichen. Sie warten gespannt darauf, Informationen über den Jugendgemeinderat zu erhalten, der im kommenden Jahr in Bretten erstmals gewählt werden soll. (Siehe auch untenstehendes Stichwort.)
Die Gremien, in denen Jugendliche auf kommunaler Ebene am politischen Leben teilnehmen können, sind in ganz Baden-Württemberg verbreitet. Was beispielsweise in Bruchsal schon seit zehn Jahren auf Zustimmung stößt, soll bald auch in Bretten Wirklichkeit werden. „Geplant ist, pünktlich zur Landtagswahl 2011, auch unseren Jugendgemeinderat zu wählen“, erklärt Bürgermeister Willi Leonhardt.

Aber was zählt überhaupt zu den Aufgaben, denen sich Jugendliche aus Bretten und den Stadtteilen widmen werden? „In erster Linie vertreten die Jugendlichen die Interessen ihrer Altersgenossen gegenüber dem Gemeinderat der Stadt“, erläutert Isabella Kunz vom Dachverband der baden-württembergischen Jugendgemeinderäte. Um deren Wünsche verwirklichen zu können, stehen den jungen Kommunalpolitikern ein eigener Etat für öffentliche Veranstaltungen und das Rede- und Antragsrecht im Gemeinderat zur Verfügung.
So können sie sich für bessere Bedingungen im Bus- und Bahnverkehr, für die Modernisierung von Sport-und Freizeitanlagen oder Umweltaktionen einsetzen. „Wir haben den Skatepark und die Jugendhäuser in unserer Stadt ausgebaut“, sagt Jonas Ganter, seit 2007 im Bruchsaler Gemeinderat tätig.

Doch bevor in Bretten derartige Projekte in Angriff genommen werden können, muss erst einmal eine Wahlordnung ausgearbeitet werden. Diese kann von Gemeinde zu Gemeinde variieren. Einen Entwurf stellte Willi Leonhardt vor. Insgesamt sollen 20 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren das Amt des Jugendgemeinderats wahrnehmen dürfen, deren Amtszeit drei Jahre betragen wird. Voraussichtlich dürfen auch alle Jugendlichen in dieser Altersspanne wählen. Für die Tätigkeit im Gremium wird vorausgesetzt, dass die Bewerber seit mindestens drei Monaten in Bretten wohnhaft sein müssen, was bei mehreren Interessierten auf Kritik stößt. Einer von ihnen ist Patrick Pfeil, der die Beruflichen Schulen besucht, aber in Eppingen wohnt. „Eigentlich würde ich gerne mitmachen, aber weil das nicht geht, werde ich vielleicht in meiner Gemeinde etwas Ähnliches anregen“, berichtet der 17-Jährige.

Unter den Besuchern im Rathaus ist auch Lehrerin Silke Maier von der Max-Planck-Realschule mit ihrer neunten Klasse. „Wir sind gekommen, um Politik live zu erleben“, meint sie begeistert und zeigt sich erfreut über die Begeisterung einiger Schülerinnen. „Ich will unbedingt mitmachen“, sagt die 14-jährige Selina Weber. Auch ihre Klassenkameradinnen Lena Wolff und Melanie Astner beurteilen das Vorhaben positiv – und wollen darüber nachdenken, sich ebenfalls der kommunalpolitischen Herausforderung zu stellen.

Begleitet wurde das Zusammentreffen vom designierten Oberbürgermeister Martin Wolff und Mitgliedern des Gemeinderats. Während der Diskussions- und Fragerunde wurde deutlich, dass sich ein Engagement als Jugendgemeinderat in Bretten auf jeden Fall lohnt: Die Mitwirkenden erwerben nicht nur soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, sondern lernen auch, wie sie Projekte planen und verwirklichen. Dass es Verbesserungsmöglichkeiten gibt, ist schon allein angesichts mangelnder abendlicher Ausgehmöglichkeiten für junge Menschen in Bretten nicht zu übersehen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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6 Antworten zu Ein eigener Etat und Rederecht für Nachwuchs

  1. mm sagt:

    @Patrick Pfeil: und wie erkennt man die? Das gleiche Problem stellt sich doch auch beim „richtigen“ GR, wer sitzt warum im GR? Wie will man das herausfinden??

  2. urs sagt:

    @ spezi

    Unter dem Nachfolger erwarte ich nichts anderes, weil er als einziger im Gremium neu ist!
    Den Rest bilden die bestehenden Gewählten!

    Also wahrscheinlich: Weiterhin Ernüchterung!

  3. Was bringt ein Jugendgemeinderat, wenn die Hälfte der gewählten Vertreter nichts macht?
    Die richtigen Leute sollten sich mal aufstellen lassen, die Leute, die wirklich was tun wollen!

  4. spezi sagt:

    @ urs
    Beim Vorgänger hätte ich gesagt: Es bringt was – Frust!

  5. urs sagt:

    Bringt nichts! 🙁

  6. äth. sagt:

    Unverbindlich schön! 🙂

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