Brettens einzigem Kaufhaus droht das Aus

Schneider-Geschäftsleitung stellt Insolvenzantrag / Verkaufsbetrieb läuft vorerst drei Monate weiter
„Die Baustellen haben uns erheblich geschadet“
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten/Rastatt. Dem Brettener Kaufhaus Schneider droht das Aus: Am Montag hat die Geschäftsleitung der Firma Schneider GmbH & Co. Kaufhaus KG beim Amtsgericht Baden-Baden Insolvenz angemeldet. Außer Bretten sind noch die Häuser in Rastatt und Kehl betroffen. Am Standort Bretten sind 39 Mitarbeiter beschäftigt, in den Schneider-Häusern insgesamt 150.
Als Hauptgrund für diesen Schritt nennt geschäftsführender Gesellschafter Gerhard Kühn die Weigerung des Vermieters der Gebäude, den Mietzins zu stunden. „Als das rauskam, haben die Banken und die Lieferanten gesagt: Wir machen das Buch zu“, erläuterte Kühn den BNN. „Da blieb uns nur noch übrig, Insolvenz anzumelden“.

Vor Monaten hatten Bankhäuser für das erstmals 2007 in die roten Zahlen gerutschte Unternehmen ein zukunftsfähiges Konzept gefordert. Kurz danach wurde das Haus in Bruchsal geschlossen, in dem etwa 300 000 Euro Verlust im Jahr eingefahren wurden. Durch die Schließung erhoffte man sich eine Stärkung der verbliebenen Standorte.

Das Rettungskonzept für das Unternehmen habe auf drei Säulen basiert, erklärt Kühn: „Die Banken haben uns immer fair behandelt, und wir wären im Prinzip mit dem Kreditrahmen ausgekommen. Auch die Lieferanten halfen uns, indem sie uns großzügigere Zahlungsziele eingeräumt haben. Nur die Vermieter waren nicht bereit, uns entgegenzukommen. Ich kann diese Haltung weder moralisch noch betriebswirtschaftlich nachvollziehen“.

Selbstverständlich habe die Firma – durch die konjunkturelle Lage bedingt – Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. „Das hatte schon Auswirkungen auf das Kaufverhalten“, sagt Kühn. In Bretten seien noch die zahlreichen Baustellen hinzu gekommen. „Die haben uns erheblich geschadet. Man kam ja kaum durch die Stadt“.

Wie es mit dem Unternehmen weiter gehe, müsse nun der Insolvenzverwalter klären. Die 39 Mitarbeiter in Bretten erhielten für die nächsten drei Monate ihre Bezüge über das Konkurs-Ausfallverfahren, versichert Kühn, bis dahin müsse eine Lösung gefunden werden. „Wir machen jetzt ein, zwei Tage zu, weil wir Inventur machen müssen. Aber der Verkauf läuft weiter. Jetzt müssen die Kunden zeigen, wie viel ihnen ihr Kaufhaus bedeutet“.

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6 Antworten zu Brettens einzigem Kaufhaus droht das Aus

  1. -an-i- sagt:

    Mit 80% vom Sortiment werden 20% Umsatz gemacht.
    Mit 20% vom Sortiment werden demnach 80% Umsatz erwirtschaftet.

    Was mit der Ausdünnung der Sortimente nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten passieren kann, zeigt zwischenzeitlich eine Vielzahl der Anbieter.
    Austausch gegen die Streichung ist das Mindeste was man gegen die schwache Umschlagshäufigkeit einzelner Artikel tun muss. Das wäre eine unternehmerische Entscheidung.
    Wie viele Entscheider/Unternehmensführer sind aber noch mit ihrem eigenen Kapital haftbar?

  2. -nz- sagt:

    @hape
    Die genannten Firmen sind alle nicht auf die Zufahrt durch die Westliche Melanchthonstraße angewiesen.

    Es würde mich nicht wundern, wenn auch die Weststadt-Unternehmer Probleme bekämen – ich hoffe und wünsche, dass das nicht passiert und die Kunden wieder dorthin zurückkehren. Für eine extra Werbeaktion, für die geschundenen Unternehmer – gleich nach der Freigabe der Melanchthonstraße – war scheinbar, seitens der Verwaltung, kein Termin mehr frei!!!

    Alleine die veröffentlichten Pressemeldungen sprechen Bände. Und der Hauptverantwortliche turnte regelmäßig auf der Baustelle herum. Mit welchen Erfolg? Fragen Sie die Anlieger.

  3. -nz- sagt:

    @mm
    Das ist ein Argument! 🙂
    Aber nur für diejenigen, die das glauben.
    Zugegeben, das ist die Masse. 🙁

  4. hape sagt:

    Die Baustellen sind hier wohl eher die Ausrede.
    Mit dem Kraichgaucenter, Modepark Röther, 2fach dm und den Wochenangeboten von Aldi und Lidl kommen wir der Wahrheit schon näher.

    Wem gehören eigentlich die Schneider-Immobilien?
    Das haben die BNN dem Leser nicht gesagt.

  5. mm sagt:

    Neiiiin, -nz-, da war doch die Baufirma schuld!

  6. -nz- sagt:

    „Die Baustellen haben uns erheblich geschadet“

    Hauptverantwortlicher?
    Chef der Verwaltung.

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