Fundsache

Unter dem Titel : „Eine kleine Stadt wird geröntgt“ , erschien in „Die Zeit“ Nr.16, vom 16.4.1971, ein Artikel über eine Arbeit der US-amerikanischen Soziologin Benita Luckmann. Die hatte ein Buch mit dem Titel :„Politik in einer deutschen Kleinstadt“ herausgegeben.
Daraus zitiert der Autor des Zeit-Artikels :
Aufschlußreich zu lesen, was den Brettenern das Leben in den Vereinen bedeutet – siebzig sind registriert -, aufschlußreich, daß dem Gemeinderat keine Frau angehört, daß die Hälfte aller Ratsmitglieder im Dritten Reich Parteigenossen gewesen sind, daß etwa neun Zehntel aller Beschlüsse dort einstimmig gefaßt werden.

Löblicher noch, daß auch die Herrschaft „grauer Eminenzen“ ins Blickfeld gerät, wie jener Industrielle, der als größter Steuerzahler die Stadt zwingen will, eine Straße nach ihm zu benennen und es – auf Umwegen – auch schafft.
Nicht minder löblich, in allen Einzelheiten mit dem Schildbürgerstreich eines eigenen neuen Gaswerks bekanntgemacht zu werden, das nach sechs Jahren bereits seinen Betrieb wieder einstellen muß, weil Ferngas eben doch rentabler ist als rein aus lokalem Wahn und Inzuchtdenken entstandene Selbstversorgung.

Inzwischen hat sich doch aber einiges geändert, oder ?!

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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8 Antworten zu Fundsache

  1. G. H. sagt:

    Richtig schlimm ist es, wenn die Protagonisten den Mund aufmachen, um ihre Gedanken oder ihre Ideen vernehmlich zu verfechten. 🙁

  2. ghg sagt:

    Bekommt Bretten einen Schulbeirat?
    Brettener Nachrichten vom 26. Januar 2012

    Letzter Satz des Beitrags:

    „Wolff warnte davor, dass das Ganze nicht zu einem „Laber-Gremium“ verkomme.“

    Färbte es von „seinem“ Gremium auf ihn ab? Genauso kommt mir als Zuhörer „sein“ Gremium vor. Weil letztlich von Labern keine Entscheidungen hergeleitet werden können.

  3. G. H. sagt:

    Wenn ich die jeweiligen abschließenden Stellungnahmen von Fraktionsvorsitzenden zu Tagesordnungspunkten höre, verfalle ich in eine Art von Zuhörerstarre.

    Die werden von vorbereiteten Aufschreibungen so monoton abgelesen, dass der Zuhörer automatisch weghört. Vielleicht steht sogar Absicht dahinter.
    Von freier Rede nicht die geringste Spur.
    Merkwürdig, weil die meisten bereits viele Jahre lang in diesem Gremium sitzen.
    Nicht selten entsteht der subjektive Eindruck, bei Wortmeldungen wird fast gehemmt und zaghaft vorgetragen und das alles ohne Aufschreibung!

    Sind sie die Volksvertreter, welche die Interessen der Bürgerschaft oder nur die ihrer Fraktionen vertreten?

  4. G. H. sagt:

    Immer noch ist die weit verbreitete Einstimmigkeit ihrer Beschlüsse zu bewundern.

    Woher kommt das eigentlich?

    Doch nicht durch spontane Abstimmungen nach notwendigen öffentlichen Beratungen und Diskussionen. Nein – es wird wohl alles vorher in Fraktions- und Ältestenrats-Sitzungen besprochen, um höchstwahrscheinlich zu Probeabstimmungen zu kommen, damit es in der (Haupt-)Gemeinderatssitzung stetig und zügig ablaufen kann. Oder damit der Endruck erweckt werden soll, dass alle unisono alles (Beschlussvorlagen) verstanden haben, weil alle dank ihres Wahlamtes zu kommunalen Universalgenies mutiert sind.

    Also zu reinen geistigen Überfliegern! 🙂

  5. RL sagt:

    Alle sind gleich! Nur die mit jede Menge Geld sind gleicher. War schon immer so und wird vermutlich aus so bleiben…

  6. osk. sagt:

    Auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) war es mit den Parteigenossen und der Einstimmigkeit von Beschlüssen nicht anders als im Dritten Reich.

  7. ell.ga. sagt:

    „Inzwischen hat sich doch aber einiges geändert, oder?!“

    Was denn?

  8. mm sagt:

    Einstimmigkeit ist weiterhin im Gemeinderat an der Tagesordnung, in Ermangelung einer Opposition. Alle schön stromlinienförmig, wenn auch die „Parteigenossen“ inzwischen das Zeitliche gesegnet haben.
    Die Ansprüche von angeblichen „größten Steuerzahlern“ sind uns geblieben, es werden ganze Wäldern (demnächst) nach ihnen benannt werden!
    Lokaler Wahn und Inzuchtdenken — vielleicht lesen Sie ja mal die lokale Presse?!

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