Großer Andrang bei Los-Versteigerung im Rüdtwald

Brettener machen ihr Kaminholz lieber selbst
Förster Kugler mahnt: „Es ist genug für alle da“
Von unserem Mitarbeiter Arnd Waidelich
Bretten. So eine große Versammlung sieht man im Wald eher selten. Zur Versteigerung von 32 Flächen- und 60 Langholzlosen waren weit über hundert Interessierte in den Rüdtwald im Stadtteil Gölshausen gekommen. Alle aus Büchig oder Neibsheim, denn diese Versteigerung war diesen beiden Brettener Stadtteilen vorbehalten.
Um den Wagen der Förster Michael Deschner und Ewald Kugler bildete sich eine dichte Traube. Unter den gestrengen Augen der Ortsvorsteher Rolf Wittmann und Uve Vollers nahm das Geschehen dennoch einen kontrollierten Verlauf. Ewald Kugler hatte bereits eingangs die Interessenten aufgefordert, sich nicht gegenseitig zu überbieten: „Es ist genug für alle da“, hatte er gemahnt. Das nahmen die Käufer ernst. Kein einziges Mal wurde das Eingangsgebot überboten. Kein einziges „Zum Ersten, Zum Zweiten und zum Dritten“ war zu hören. „Neidpicken“ gab es nicht.

Dennoch wechselten jeweils stattliche Geldbündel die Besitzer. Nur Bares war nämlich hier Wahres. Der Geldbeutel von Ute Veit, im Büchiger Rathaus für diese Aufgabe zuständig, schwoll – je länger die Versteigerung dauerte – zu gigantischen Ausmaßen an: Rund 20 000 Euro brachte sie am Ende zurück in die Ortsverwaltung Büchig.
Wer sein Los glücklich erworben hatte, der zog zufrieden von dannen. Das galt auch für Rouven Hipp, Papa Karlheinz und Opa Alfred. Sie sind zum ersten Mal draußen im Wald mit dabei. „Ich brauche das Holz für meinen Kachelofen“, erklärt Karlheinz Hipp seine Bereitschaft, 285 Euro für die neun Ster Eiche zu berappen. Das entspricht dem Durchschnittspreis. Eiche kostet 32 Euro, Buche 35 Euro.

Bisher hat sich die Familie die Bezugsberechtigung im Rathaus in Büchig abgeholt. „Dieses Verfahren hier ist umständlicher“, rümpft Karlheinz Hipp die Nase. Einfacher und besser wäre es im Rathaus gewesen.

Noch unzufriedener war Klaus Gerweck. Der erklärte Gegner der Rüdtwaldabholzung war als Beobachter gekommen. Für ihn war es unverständlich, dass nicht in den jeweiligen Ortsteilen zusätzlich eingeschlagen wurde. Jetzt müsse jeder Büchiger achteinhalb Kilometer zum Rüdtwald zurücklegen, monierte er.
Heftige Kritik hatte er auch für die aufgestellten Krötenzäune parat. Die Frösche seien ohnehin alle von den vielen Holzernte-Maschinen getötet worden. „Nur die 1 500 Büchiger Frösche leben noch“, assistierte ihm mit einem schalkhaften Lächeln Ortschaftsratsmitglied Hubert Braun und spielte damit auf den Spitznamen der Büchiger („d‘Fresch“) an.

Ewald Kugler rechtfertigt derweil die ForstTaktik, in diesem Jahr nur im Rüdtwald Holz auszugeben. Die Rodung für die Erweiterung des Industriegeländes habe eben so viel Holz ergeben, dass die Bestände in Büchig und Neibsheim geschont werden konten. „Das bleibt für die Büchiger stehen für die kommenden Jahre.“ Gegen Ende der Versteigerung öffnen sich die vorsichtshalber mitgebrachten Regenschirme. Die dunklen Vorboten von Tief Emma machen sich bemerkbar. Nicht zuletzt deshalb dauert es nicht mehr lang. Ewald Kugler ist rundum zufrieden. Jetzt kommen noch Versteigerungen in den Stadtteilen Sprantal, Ruit und Rinklingen hinzu, dann ist die Saison 2008 für ihn beendet.

Kuglers Fazit: Es ist immer noch sehr attraktiv, sich selbst um sein Holz zu kümmern.
Durchschnittlich 75 Euro pro Ster verlangen die Unternehmer für Holz, gesägt, gespalten, getrocknet und zugefahren. Mit ein bisschen Mühe, kann man sich aus den Brettener Wäldern mit 32 Euro bedienen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu Großer Andrang bei Los-Versteigerung im Rüdtwald

  1. Polak sagt:

    wieso gegen ihren Willen ? Die Büchiger und Neibsheimer haben doch freiwillig gekauft?! Wer vor dem Hintergrund einer derartigen Umweltzerstörung nur an sein Kaminfeuer und ans Geldsparen denkt, ist nicht besser, als der, der diese Zerstörungen zu verantworten hat.

  2. Lurchi sagt:

    Es ist richtig, dass unzählige Frösche „von den vielen Holzernte-Maschinen getötet“ wurden. Dieses Beispiel „Metzgerscher Umweltpolitik“ bei der geschützte Tiere zu Hunderten ihres Lebensraums beraubt und niedergewalzt wurden, ist bundesweit einmalig und eine Schande für Bretten! Der aufgestellte Krötenzaun soll jetzt dem Schutz der wenigen Überlebenden dienen.

  3. Quercus sagt:

    Die Büchiger und Neibsheimer wurden – gegen ihren Willen – zu „Leichenfledderer“ des niedergemetzelten Rüdtwaldes gemacht.

  4. A. Terra sagt:

    zum Kommentar von Fragezeichen
    Teuere „Krönung“:
    Leider ist es aber so, dass nicht die damals geplante „Öko-Offensive“, die Paul Metzger lauthals verkündete, teuer wurde sondern der Kahlschlag im Rüdtwald. Planungskosten, Baugrunduntersuchungen, Ackerflächen einschließlich Aufforstung, Kanalisation und Hochwasserschutz und Ausgleichsmaßnahmen „läppern“ sich zu einem dicken Batzen zusammen. Dazu kommen noch die – in Euro schwer bezifferbaren – Schäden an Pflanzen, Tieren und der schwerwiegende Eingriff in den Wasserhaushalt sowie der Verlust an Erholungswald.
    Würde Metzger doch nur einen Funken Ehrlichkeit und Offenheit besitzen, dann könnte er seinen Bürgern sagen, was sein Frevel am Rüdtwald die Brettener Steuerzahler bisher wirklich gekostet hat und noch kosten wird. Aber darüber breitet er, wohl aus Scham, den Mantel des Schweigens aus.
    Die jetzt erzielten 20 000 Euro Einnahmen für das Brennholz sind nur der berühmte Tropfen auf den heissen Stein.

  5. Fragezeichen sagt:

    Der Kahlschlag im Rüdtwald ist die Krönung von Paul Metzgers „Ökologischer Offensive“!

    Erinnern Sie sich dass…..
    … Bretten beim Natur- und Umweltschutz künftig von sich reden machen wollte?

    … Die „Öko-Offensive“, die Paul Metzger im Sinn hattte, teuer werden sollte?

    … es in Bretten bei Verwaltung und Bevölkerung eine „umweltbezogene Bewußtseinsbildung“ geben würde?

    .. der Gewässer- und Artenschutz allen am Herzen liegen sollte?

    … schließlich Jahr für Jahr eine Naturschutzbilanz vorgelegt werden sollte?

    .. im weiteren Programm sich das „Umweltkoordinat“ um den Wald kümmern sollte?

    Diese erstaunlichen Aussagen sind nachzulesen unter:
    Paul Metzger plant ab 1992 eine ökologische Offensive BNN 21.November, 1991

  6. rd sagt:

    Macht die Gemeindewälder platt, damit ihr was zum Heizen habt.

  7. mm sagt:

    Nein, „Brettener verheizen ihren Rüdtwald selber“ sollte der Titel lauten. Kann/soll man soviel Dummheit wirklich noch kommentieren ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert