Enzkreis weitet Kontrollen aus

Von Holger Knöferl
ENZKREIS. 70 000 Temposünder gingen dem Enzkreis im vergangenen Jahr in die Radarfalle. Dieses Jahr könnten es noch mehr werden. Der Kreis wird seine mobilen Kontrollkapazitäten um rund 15 Prozent ausbauen.

Die hohe Zahl tödlicher Verkehrsunfälle seit Beginn dieses Jahres hat im Enzkreis Konsequenzen: Die Kapazität für mobile Geschwindigkeitskontrollen wird dieses Jahr um rund 15 Prozent ausgeweitet. Denkbar knapp scheiterte gestern im Verkehrsausschuss des Kreistages ein Antrag des Birkenfelder Bürgermeisters Reiner Herrmann (Freie Wähler), der sich gegen die Ausweitung ausgesprochen hatte: Mit sechs zu sechs Stimmen wurde sein Vorstoß mit einem „Nein“ beschieden.

Als Grund für ihren Vorstoß nennt die Kreisverwaltung die Verkehrssicherheit. Es sei bekannt, dass besonders außerorts zu schnell gefahren werde und dort verstärkt kontrolliert werden müsse. Demgegenüber stehe die Forderung von Gemeinden und Bürgerngruppen, die immer häufiger nach verstärkten Kontrollen innerorts verlangten. Dies, so der Erste Landesbeamte Wolfgang Herz gestern im Ausschuss, sei nur durch eine Aufstockung hinzubekommen. Zu den fünf Mitarbeitern in diesem Bereich soll deshalb ein weiterer hinzukommen, die Zahl der Überwachungsstunden von 3800 auf etwa 4400 steigen.

Die Effizienz dieser Maßnahme sei fraglich, argumentierte Herrmann: „Tödliche Unfälle lassen sich auch durch mehr Kontrollen nicht vermeiden.“ Unterstützung erhielt Herrmann durch Wiernsheims Bürgermeister Karlheinz Oehler: „Die Kultur von Kontrollen und Bestrafungen hat in Deutschland ein unerträgliches Maß erreicht.“

Klemens Köberle (Grüne) bezeichnete die vermerkten rund 70 000 Verstöße im Jahr 2007 hingegen als „erschütternd“. Die Verkehrsmoral lasse zu wünschen übrig. Wimsheims Bürgermeister Karlheinz Schühle, zwar Gegner einer personellen Aufstockung, machte dennoch deutlich: „Die Zahl derjenigen, die zu schnell fahren, ist weitaus höher, als man bei Kontrollen feststellt.“

Salomonisch schließlich der Hinweis von Vize-Landrat Herz, wie sich ein Knöllchen ohne weiteres vermeiden lasse: „Niemand ist gezwungen, schneller zu fahren, als es die Straßenverkehrsordnung erlaubt.

Ergebnisse der Tempokontrollen im Enzkreis

Die mobilen Messgeräte des Enzkreises waren 2007 an 259 Messstellen rund 3800 Stunden lang im Einsatz.

Gemessene Fahrzeuge: 570 000
Beanstandete Fahrzeuge: 39 500
Beanstandungsquote: 6,9 %
zu schnell (Zahlen gerundet)
6-10 km/h: 22 800 Fahrzeuge
11-15 km/h: 10 200 Fahrzeuge
16-20 km/h: 3900 Fahrzeuge
21-40 km/h: 2450 Fahrzeuge
über 40 km/h: 79 Fahrzeuge

In Bauschlott, Illingen, Königsbach, Neuenbürg und Niefern hat der Enzkreis stationäre Messgeräte im Einsatz.

Gemessene Fahrzeuge: 12,2 Mio.
Beanstandete Fahrzeuge: 31 300
Beanstandungsquote: 0,26 %
zu schnell (Zahlen gerundet)
6-10 km/h: 20 671 Fahrzeuge
11-15 km/h: 7107 Fahrzeuge
16-20 km/h: 2216 Fahrzeuge
21-40 km/h: 1266 Fahrzeuge
über 40 km/h: 64 Fahrzeuge

Aus Verwarnungsgebühren und Ordnungsgeldern erwartet der Enzkreis 2008 Einnahmen in einer Höhe von 5,8 Millionen Euro, ein Großteil des Betrages stammt aus Geschwindigkeitsüberschreitungen.  

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Eine Antwort zu Enzkreis weitet Kontrollen aus

  1. -rl- sagt:

    6-10 km/h zu schnell (in der Stadt und auf dem Land?), das wäre verkehrstechnisch im Prinzip nicht relevant.
    Angesichts der absoluten Zahlen in diesem Bereich mit über 43.000 Fahrzeugen, spricht dagegen sehr für die Einnahmen.
    Daher ist die Volksmeinung über die Abzocke in diesem Bereich, gar nicht so abwegig.

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