Schullandheim ist nicht mehr attraktiv

SPD-Fraktion im Kreistag regt Verkauf des defizitären Hauses in Steinabad an
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Rudolphi
Kreis Karlsruhe/Bonndorf. Die Lage ist idyllisch: Drei Kilometer von Bonndorf im Hochschwarzwald liegt im ruhigen und von viel Wald umgebenen Steinatal das Schullandheim Steinabad. Eigentümer und Träger des Hauses ist der Landkreis Karlsruhe. Eine kleine Landwirtschaft gehört zu dem Anwesen, die Steina plätschert am Haus vorbei – alles wirkt ruhig und beschaulich.
Offenbar viel zu idyllisch und zu einsam. Für Schulen im Landkreis ist das Haus nicht mehr besonders attraktiv. „Es sind so gut wie keine Schüler aus der hiesigen Region mehr dort“, betont SPD-Kreisrat Markus Rupp. Die Anlage sei nicht mehr zeitgemäß und entspreche nicht den Wünschen der Schüler, erläutert der Bürgermeister von Gondelsheim. Die Folge: Das Haus ist sehr schlecht ausgelastet und beschert dem Landkreis ein jährliches Defizit von rund 330 000 Euro.

Für Rupp Grund genug, das Haus in Steinabad grundsätzlich infrage zu stellen. „Gehört es zu den originären Aufgaben des Landkreises, ein Schullandheim zu betreiben?“, fragt er. Nein, lautet die Antwort des SPD-Politikers. Folgerichtig wagte er in seiner Haushaltsrede im Kreistag einen Vorstoß und stellte den Antrag, das Schullandheim zu verkaufen. Das Geld sei besser bei der Sozial- und Jugendhilfe aufgehoben, um auf diesen Gebieten die Angebote auszubauen. Rupp beteuert, er hätte diesen Antrag nicht gestellt, wenn das defizitäre Haus wenigstens von Schülern genutzt würde. „Das ist aber nicht so“, bekräftigt er. Er habe in seiner Gemeinde immer wieder Werbung für das Schullandheim gemacht, ohne dafür Resonanz zu finden. „2007 waren mehr Bürgermeister als Schüler aus dem Landkreis dort“, merkt Rupp mit Blick auf die jährliche Klausurtagung der Bürgermeister in Steinabad schelmisch an.

Inzwischen würden fast nur noch Wandergruppen oder Gesangvereine das Heim nutzen. „Dafür müssen wir das Haus jedoch nicht aufrecht erhalten“, betont der SPD-Politiker. Es gebe mittlerweile dringendere Aufgaben. Nach Auskunft Rupps seien sich die Fraktionen im Kreistag über den Verkauf des Schullandheimes grundsätzlich einig.
Auch Landrat Christoph Schnaudigel habe mehrfach angekündigt, dem Kreistag einen Verkaufsvorschlag zu unterbreiten, wenn ein Käufer gefunden werde.

Ob für die Immobilie ein reeller Erlös zu erzielen ist oder nur ein symbolischer Preis erhoben wird – „das ist eine Aufgabe, die in den politischen Gremien diskutiert werden muss“, sagt Rupp. Vom Landratsamt Karlsruhe war gestern keine Stellungnahme zu diesem Thema zu erhalten.

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8 Antworten zu Schullandheim ist nicht mehr attraktiv

  1. ak sagt:

    Dem Kreis Karlsruhe gehören Beteiligungen, die finanziell weitaus unattraktiver sind als das Schullandheim in Steinabad! 🙂

  2. t-Z sagt:

    Ich vermute, das Schullandheim ist attraktiver als das, was unattraktiv darüber ausgesagt wurde.

  3. -Isid. sagt:

    In geeigneter Form zusätzlich dem Redaktionsmitglied Michael Rudolphi zur Veröffentlichung weiterleiten, damit dieser den Leserinnen und Lesern der BNN wieder berichten kann.

  4. Arth. Br. sagt:

    Diese sehr einfache Frage kann er ja selbst nicht beantworten.

    Jedoch darf er diese Summen – eventuell in unterschiedlicher statistischer Darstellungsweise – den Kolleginnen und Kollegen im Gremium und/oder der Kommunalaufsicht im Landratsamt und/oder direkt Landrat Dr. Schnaudigel übermitteln.

  5. K-DV sagt:

    Der „Sparbeauftragte“ Rupp von der SPD-Fraktion im Kreistag muss dann dort folgerichtig die öffentliche Frage stellen, welche Kommunen im Landkreis Karlsruhe wieviel Geld für „nicht originäre“ – freiwillige – Aufgaben ausgeben.

  6. -Cath.D. sagt:

    „Gehört es zu den originären Aufgaben des Landkreises, ein Schullandheim zu betreiben?“, fragt Rupp.

    Nein, lautet die Antwort des SPD-Politikers.

    Seine Ausführungen sprechen tatsächlich für ihn.

  7. fr.-zurh. sagt:

    Einsparung und nicht Ausweitung von Kreis-Haushaltsmitteln sind nach wie vor das Gebot der Stunde!

  8. ber.-sch. sagt:

    Nach sparsamen und wirtschaftlichen Vorgaben für das Haushaltsgebaren von Körperschaften des öffentlichen Rechts sollte die Bescherung eine jährlichen Defizits von rund 330.000 Euro für den Landkreis nicht dafür benutzt werden, bei deren Wegfall diesen (kleinen) Betrag für die Jugend- und Sozialhilfe zu verwenden.

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