„Mir sind Gläubige lieber als Gläubiger“

Badischer Landesverein für Innere Mission ist neuer Betreiber des evangelischen Altenheimes Bretten
Einschnitte beim Pflegepersonal angekündigt
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Der Badische Landesverein für Innere Mission (Karlsruhe) ist der neue Betreiber des Brettener Alten- und Pflegeheims. Dies teilte Kirchenrat Jürgen Rollin, Vorstandsmitglied des Diakonischen Werkes Baden, gestern in einer Pressekonferenz mit. „Es ging und geht uns darum, am Standort Bretten weiterhin ein gutes diakonisches Angebot vorzuhalten und weiter zu entwickeln“, erklärte Rollin.
Der bisherige Trägerverein des Heimes, in dem derzeit nur 35 der insgesamt 85 Plätze belegt sind, hatte im Herbst vergangenen Jahres Insolvenz beantragt. Durch einen Millionen–Zuschuss konnte das Diakonische Werk Baden diese Insolvenz zwar abwenden, doch stand man damals noch in Verhandlungen mit potenziellen Betreibern (die BNN berichteten).
Bei Oberbürgermeister Paul Metzger hatten sich nach eigenem Bekunden zahlreiche „private Anbieter mit konkreten Absichten“ gemeldet, doch habe er diesen abgesagt: „Ich habe erklärt, dass wir die Melanchthonstadt sind und diese Einrichtung lieber in kirchlicher Trägerschaft erhalten wollen.“ Er sei froh, dass die Insolvenz abgewendet sei, sagte der OB weiter. Ihm seien „Gläubige lieber als Gläubiger“.

Als neue Heimleiterin präsentierte Landesvereins-Vorstand Harald Nier die 41-jährige Sozialpädagogin und Diakonin Anja Frischkorn. Derzeit wirkt die gebürtige Kasselerin noch in den Kleeblatt-Pflegeheimen in Ludwigsburg; am 18. Februar wird sie ihren Dienst in Bretten antreten. Ihr Hauptziel sei, die „Kundenzufriedenheit zu steigern“ und dadurch auch neue Bewohner zu gewinnen. Bauliche Veränderungen oder Sanierungen im großen Stil wird es laut Nier nicht geben. Stattdessen kündigte er Einschnitte beim Personal an, deren genaues Ausmaß aber erst noch abgeklärt werden müsse. Die Mitarbeiter, darunter auch der bisherige Heimleiter, könnten aber mit der Unterstützung des Landesvereins rechnen, zumal dieser im kommenden Herbst in Karlsruhe ein weiteres Pflegeheim eröffne und dort Personal gebraucht werde. Für das Brettener Heim gelte: „Wir müssen zunächst die Wirtschaftlichkeit wieder herstellen.“

Den Bedarf an Pflegeplätzen in der Brettener evangelischen Einrichtung bezifferte Nier mittelfristig auf „etwa 50“. Doch soll das Haus nicht nur als Pflegeheim weitergeführt werden: Gemeinsam mit dem neuen Trägerverein, der evangelischen Kirchengemeinde, der Stadt Bretten und der Jugendhilfe-Einrichtung Hohberghaus wird laut Kirchenrat Rollin derzeit „ein diakonisches Angebot für Familien entwickelt, das beispielhaft für andere Gemeinden in Baden sein könnte“. Es gebe hierzu „verschiedene Modelle“, ergänzte Harald Nier, doch gehe es im Grundsatz um ein generationen-übergreifendes Zusammenleben – „auch außerhalb der familiären Bindung“.

Für ein solches Projekt können sich die Verantwortlichen einen anderen Standort in Bretten vorstellen, wobei das einst von OB Metzger „angedachte“ Gebiet Brückle nicht mehr diskutiert wird. Es gebe derzeit fünf alternative Standorte, erklärte Metzger. Und im rasant wachsenden Gebiet „Steiner Pfad“ stehe er unter Druck: „Dort stellen die Leute die Frage nach einem Kindergarten. Da müssen wir möglichst bald Antworten finden.“
Wo und wie auch immer die Kombination Alt und Jung realisiert wird – Metzger sichert künftigen Heim-Bewohnern zu: „Wer sich hier anmeldet, weil er in Bretten bleiben will, der wird keinen schlechteren Tausch machen.“

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4 Antworten zu „Mir sind Gläubige lieber als Gläubiger“

  1. Dor./Kais. sagt:

    Er hat ja Gläubiger, denen er seine Bonmots zum besten geben kann.
    Ob die darüber lachen können, ist eine ganz andere Frage.

  2. -p-w- sagt:

    Es sind immer noch genügend „Gläubige“ vorhanden, die ihm wohlfeil zustimmen, egal, was und wie er abstimmen läßt.

  3. -el- sagt:

    „Ihm seien „Gläubige lieber als Gläubiger“.
    Na ja, nach den bisherigen Erfahrungen sicherlich. Bei dem Brettener Schuldenstand gibts es nun mal nur „Gläubiger“ und wohl keine „Gläubigen“ mehr, die an eine Besserung glauben würden.

  4. mm sagt:

    Herr Oberbürgermeister gefällt sich offensichtlich in seiner Rolle als Sprücheklopfer auf Stammtischniveau. Zum Ergebnis dürfte er nichts beigetragen haben?

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