„Es muss etwas passieren – so geht das nicht mehr weiter“

„Verschleppte“ Ortsumgehung und Bedenken des Enzkreises sorgen in Neulingen für Ärger:
Neulingen-Bauschlott. (gm) „Das ist absolut nicht zu verstehen – so geht das nicht“. Neulingens Bürgermeister Michael Schmidt ist mit seiner Geduld am Ende. Der Unmut des eher ruhigen Verwaltungschefs richtet sich gegen verschiedene Stellen: Das Land, den Abgeordneten Winfried Scheuermann, das Regierungspräsidium und nicht zuletzt Enzkreis-Landrat Karl Röckinger.

Kern des Anstoßes: Die Verlegung der Ortsumgehung Bauschlott auf den „St. Nimmerleinstag“ trotz des Versprechens, beim Bau einer Autobahnausfahrt Nord für die Bauschlotter Verkehrsentlastung tätig zu werden („Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele andere Maßnahmen so lange garen“) – und das Schweigen von Regierungspräsidium und Scheuermann auf einen entsprechenden Brief Schmidts. Dass Landrat Röckinger jetzt auch noch für den in Bretten von den Kommunen gemeinsam beschlossenen Lösungsansatz eines Modellversuchs mit einer ganztägigen Sperrung für den Schwerlastverkehr keine Unterstützung signalisiert, sorgt bei Schmidt für herbe Enttäuschung: „Ich hätte erwartet, dass man der Sache positiv gegenübersteht. Als Rechtsaufsichtsbehörde zu agieren, sehe ich nicht als Hauptaufgabe des Enzkreises an“.

Schmidt hat besonders seine Bürger im Blick, wenn er sagt: „Man muss erwarten können, dass man da vom Kreis ein bisschen sensibler reagiert“. Die Anlieger der B294 im Ortsteil Bauschlott nämlich, die schon vor rund 30 Jahren über die Verkehrsbelastung auf der engen Ortsdurchfahrt klagten, mussten von Jahr zu Jahr steigende Durchfahrtszahlen hinnehmen, drastisch erhöht hat sich der Schwerlastverkehr noch einmal mit der Öffnung der Autobahnausfahrt Nord und der Einführung der Maut. „Junge Familien ziehen weg“, weiß Schmidt und fürchtet, dass damit auch Familienplanungen nicht mehr realisierbar sind, bei denen die Alten auf die Jungen gesetzt hatten. Bestürzt ist er darüber, dass mittlerweile Resignation bei den Anwohnern spürbar wird.
„Wir müssen am Ball bleiben“, setzt Schmidt dagegen. „Es muss endlich etwas passieren. Der Ort ist nicht darauf ausgelegt, eine solche Verkehrsbelastung aufzunehmen. Dass wir nach der jetzigen Prioritätenliste des Landes in den Maßnahmen von 1015 bis 1225 liegen und da bei sechs Prioritäten unter Nummer vier rangieren, ist nicht mehr akzeptabel“. Und dass man sich in Neulingen über die Ortsumgehung nicht einig sei, verweist Schmidt in das Reich der Ausreden: „Da gibt es eine eindeutige Beschlusslage des Gemeinderates“. Seine Forderung: „Ein annehmbarer Zeithorizont für ein Planfeststellungsverfahren. Und damit erwarte ich nichts Unmögliches“.
Eine Entlastung für die von Lärm und Feinstaub geplagten Anwohner konnte der Modellversuch mit der ganztägigen Sperrung bringen. Für die vom Kreis vorgebrachten Bedenken der Verlagerung hat Schmidt wenig Verständnis. „Ich halte es für abstrus, anzunehmen, dass sich jemand mit seinem 40 Tonner über Gemeindeverbindungsstraßen quält. Es verirrt sich vielleicht mal einer im Bermuda Dreieck, aber das ist unwahrscheinlich. Dass der Kreis hier nur die Rechtslage referiert und Bedenken vorträgt, kann ich überhaupt nicht verstehen. Wenn es für die Bürger nötig ist, muss man Vorgaben eben auch mal ändern – aber das wäre hier ja nicht einmal nötig“.

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